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Als wir Roemer waren

Als wir Roemer waren

Titel: Als wir Roemer waren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Kneale
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eine Ecke gelaufen und Jemima hinterher. Ich dachte, »jetzt gibts bestimmt gleich Ärger«, ich dachte, »ich geh lieber mal nachgucken«, also bin ich hinterher, und das war gut so. Wie ich nämlich um die Ecke komme, hat Gabrielle sich auf dem Fußboden was angeguckt, ich glaub, es war ein Käfer, und Jemima ist zu ihm hingerannt, weil sie immer alles nachmachen muss, und sie hat Gabrielle ein bisschen geschubst. Es war aus Versehen, sie ist ein bisschen ungeschickt, aber Gabrielle hat sich da furchtbar drüber aufgeregt und sie zurückgeschubst. Jemima hat bloß gelacht, sie dachte, »das ist ein lustiges Spiel«, aber ich dachte, »au
nein«, ich dachte, »pass auf, Gabrielle Garkeintier, tu meiner Schwester nicht weh, die gehört mir.«
    Er hat mich noch nicht gesehen, weil er in die andere Richtung geguckt hat, und ich war schon ganz nah an ihm dran, wie Jemima ihn wieder zurückgeschubst hat. Das wusste ich schon vorher. Da ist Gabrielle natürlich stinksauer geworden, das wusste ich auch, er hat nicht gedacht, dass es ein Spiel ist, und er hat was echt Schlimmes gemacht, er hat sie in den Arm gekniffen, und ich glaub, er hat richtig feste zugekniffen, weil Jemima blitzschnell hochgesprungen ist, wie wenn sie jetzt gleich heulen muss. Ich dachte, »okay, Gabrielle«, ich dachte, »ich hab dich gewarnt«, und ich hab was Komisches gemacht. Wie er mich endlich bemerkt hat, war es zu spät, weil ich nämlich schon sein Ohrläppchen gepackt hatte, und dann hab ich es gedreht und gedreht, wie wenn er zum Aufziehen ist, und ich hab gesagt, »das hast du verdient, Gabrielle.«
    Aber wo ich noch an seinem Ohr geschraubt hab, dachte ich schon, »au nein, bestimmt passiert jetzt was«, ich dachte, »vielleicht hätte ich nicht so an seinem Ohr rummachen sollen«, aber es war zu spät, und ich hatte recht, es ist was passiert. Zuerst hat Gabrielle geschrien wie am Spieß, wie wenn er in die Luft gesprengt wird, wie wenn ihm einer seine ganzen Arme und Beine gebrochen hat, was echt blöde war, weil ich ja nur ein bisschen an seinem Ohr rumgemacht hab, ich dachte, »du doofe Heulsuse«, und dann ist er zu Mummy und Daddy gelaufen und hat was Italienisches gebrüllt. Dann kam Mum um die Ecke, sie war die Erste, sie hat mit den Füßen gestampft und die Augen zusammengekniffen, und ich dachte, »au nein«, und hab ganz schnell gesagt, »es war Gabrielle, Mum, er hat angefangen, er hat der armen Jemima wehgetan, er hat sie ganz doll gekniffen.«
    Aber Jemima hat nicht geweint, was blöd war, was
schlimm war, sie hat bloß auf dem Fußboden gehockt und den Käfer angeguckt, und ich dachte, »jetzt mach schon, Jemima.« Ich dachte, »du blöde, doofe, dumme Kuh.« Aber gesagt hab ich das nicht, gesagt hab ich ganz nett und freundlich, »Jemima, Gabrielle hat dich doch grade in den Arm gekniffen, stimmts?« Sie hat hochgeguckt, aber ihre Augen waren total ausgeknipst, und ich dachte, »wie kannst du nur, Jemima, schließlich hab ich nur wegen dir an seinem Ohr rumgemacht.« Aber dann ging es doch noch mal gut, sie hat Mum angeguckt und gesagt, »ja, und es hat echt wehgetan.« Und weil sie sich da wieder dran erinnert hat, fingen plötzlich ihre Lippen an zu zucken, wie wenn sie doch noch heulen will.
    Was noch gut war, war, dass genau in dem Moment Klaudio und Tschintzia und Franssien und Gabrielle um die Ecke gekommen sind und es auch gehört haben. Da hat Klaudio Gabrielle auf Italienisch ausgeschimpft, und Mum hat mich ausgeschimpft, und es war ein bisschen wie der »Wer ist netter«-Wettkampf vom Frühstück. Mum hat zu mir gesagt, »wie konntest du Gabrielle wehtun, er ist doch noch ein kleiner Junge«, aber Klaudio hat Gabrielle auf Italienisch angebrüllt und zu Mum gesagt, »Hannah, Gabrielle hätte Jemima auch nichts tun dürfen.« Mum hat gesagt, »das gibt Lawrence noch lange nicht das Recht, Gabrielle wehzutun«, und Klaudio hat gesagt, »ich weiß, aber er wollte doch nur seine kleine Schwester beschützen«, und ich dachte, »danke, Klaudio.« Dann mussten wir uns beide entschuldigen, und ich war besser, ich hab mich ganz schnell entschuldigt, aber Gabrielle wollte nicht, und Klaudio musste ihm mit dem Finger drohen. Ich dachte, »das wars dann wohl, hätte schlimmer kommen können«, aber das wars dann doch noch nicht, weil ich plötzlich bemerkt hab, dass Tschintzia mich bitterböse angeguckt hat, und ich dachte, »au nein, jetzt hasst mich das Eichhörnchen.«

    Dann ist was Komisches passiert. Franssien ist

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