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Als wir Roemer waren

Als wir Roemer waren

Titel: Als wir Roemer waren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Kneale
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eigentlich ziemlich traurig, ich finde, auch wenn Bonifatius so schrecklich war, hätten ihnen die Colonnas ruhig was abgeben können, ein kleines Häuschen zum Beispiel. Obwohl Bonifatius so gefürchtet war, einer der gefürchtetsten Päpste aller Zeiten, hat er nichts davon gehabt. Wie wenn er überhaupt nie Papst gewesen ist.
    Am Morgen gab es eine große Überraschung. Tschintzia hatte Gabrielle schon in den Hort gebracht, und ich dachte, »gut, dass der weg ist«, bloß Klaudio war da, und dann hat
das Telefon geklingelt, und es war für Mum, und ich hab gesehen, wie sie strahlt, sie sagte, »das ist ja wunderbar, Chrissie.« Ich dachte, »ob das nette Küken wohl eine Wohnung für uns gefunden hat?« Aber das wars nicht, Chrissie hat gesagt, ein paar von ihren Christenfreunden hätten vielleicht eine Arbeit für Mum, sie soll rumgehen und Leuten, die auf Wohnungssuche sind, Häuser zeigen. Mum hat gesagt, »ist das nicht toll? Da finde ich vielleicht auch gleich etwas für uns«, sie hat gesagt, »von mir aus können sie mich sogar bekehren. Ich renne zehnmal am Tag in die Kirche, wenn es sein muss.«
    Ich war nicht so ganz überzeugt. Ich hab gesagt, »und wir? Was sollen wir machen, wenn du den ganzen Tag arbeiten musst?« Und Jemima hat mir mal wieder alles nachgeplappert, der Papagei, und das war gut so, sie hat ein Gesicht gemacht, wie wenn sie gleich heulen muss, und gesagt, »ja, und wir?« Da wurde Mum wieder ein bisschen stiller, und sie hat gesagt, »Chrissie meint, halbtags geht es auch, dann wäre ich nicht zu lange weg.« Da hat Klaudio gesagt, »sie könnten in Gabrielles Hort gehen, da gibt es auch eine Schule«, aber ich dachte, »o nein, nicht in Gabrielles Hort«, und ich hab gesagt, »da will ich nicht hin«, und da ist Klaudio ein bisschen sauer geworden. Mum hat überlegt und gesagt, »und wie wäre es mit den Vanhutens? Sie wollten doch, dass ihr bei ihnen Italienisch lernt. Vielleicht haben sie nichts dagegen, wenn ihr etwas länger bleibt. Nur für den Anfang.« Ich dachte, »das hört sich gar nicht so übel an«, und ich sagte, »bringst du uns hin und holst uns hinterher wieder ab?«, und Mum hat gesagt, »aber natürlich, Lawrence, mein Spatz«, sie hat gesagt, »es ist sicher nur für kurze Zeit, bis wir uns eingewöhnt haben.« Ich dachte, »wenn sie eine Wohnung für uns findet, kommen wir weg von Gabrielle, und ich kann meine ganzen Sachen holen, die wir bei Chrissie gelassen haben, also wäre
es gar nicht so schlecht«, und da hab ich gesagt, »okay, in Ordnung, Mum«, und wie Jemima ein Gesicht gemacht hat, wie wenn sie trotzdem gleich heulen muss, hab ich zu ihr gesagt, »das ist gut, Jemima. Mum sucht eine Wohnung für uns, und dann kannst du deine ganzen Puppen und Tiere mitnehmen«, und es hat funktioniert, sie hat nicht geheult, sondern ihren Toast gegessen.
    Dann hat Chrissie noch mal angerufen, weil sie was vergessen hat, ihre Freunde wollten nämlich wissen, ob Mum ein Auto hat, weil ein paar von den Häusern außerhalb von Rom waren, deswegen musste man hinfahren. Da hat Mum sich Sorgen gemacht und gesagt, »verdammt, warum hab ich bloß den Rehno nicht reparieren lassen, wie dumm von mir. Bestimmt ist er längst abgeschleppt worden.« Aber Klaudio hat gesagt, »der steht bestimmt noch da. Ich hab einen Freund, der Autos repariert, der nimmt nicht viel dafür. Wenn du willst, ruf ich ihn an«, und Mum hat gesagt, »au ja, das wäre toll.« Dann hat sie Janice Schnuckelschwein Vanhuten angerufen und gefragt, ob wir morgen kommen können, ob wir ein bisschen länger bleiben dürfen, und Janice hat gesagt, »aber sicher«, und danach hat sie noch wen angerufen und gesagt, »ich habs Ihnen doch grade gesagt, schicken Sie es direkt an die Bank.«
    Klaudios Autoreparierer hieß Luhtscho, er war sehr dünn, und sein Kopf saß irgendwie ganz vorne auf seinem Hals, deswegen war er ein Vogel, ich hab mal einen Vogel wie ihn im Fernsehen gesehen, der hat sich aus der Luft ins Wasser gestürzt und einen Fisch gefangen. Er hat uns in seinem Transporter mitgenommen, wir haben alle vorne gesessen, ich hatte keinen Sicherheitsgurt, aber Mum hat gesagt, »nur dieses eine Mal, ausnahmsweise.« Bald waren wir aus Rom draußen und auf dem Land, Luhtscho und Mum haben sich ewig lange auf Italienisch unterhalten, und ich dachte, »hoffentlich hat Klaudio recht, und das Auto ist
noch nicht abgeschleppt worden«, aber er hatte recht, wie wir in den Autogrill gefahren sind, stand er noch da

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