Als wir Roemer waren
auch nicht, sie haben
nämlich bloß so getan, sie dachten, »was für ein schrecklicher Sänger.« Sie dachten, »was für ein doofer Kaiser.«
Danach hat Nero immer öfter und öfter gesungen, er konnte einfach nicht mehr aufhören. Wenn er in einem Theater angefangen hat zu singen, wären die Leute am liebsten rausgerannt, weil es so schrecklich war, aber sie konnten nicht, es war verboten. Auf Befehl von Neros Dienern mussten Soldaten die ganzen Türen abschließen, und sogar wenn eine Frau ein Baby gekriegt hat, durfte sie nicht raus, sie musste dableiben und das Baby im Theater kriegen, und dabei durfte sie keinen Mucks machen, damit sie Nero nicht beim Singen stört. Manche Leute, die es einfach nicht mehr ausgehalten haben, haben so getan, wie wenn sie gestorben sind, damit man sie rausträgt und beerdigt.
Ein paarmal haben Neros Freunde und Generäle nicht laut genug geklatscht und gejubelt, wahrscheinlich haben sie es einfach vergessen, und da ist Nero stinksauer geworden, er dachte, »was ist los mit euch? Wisst ihr denn nicht, dass ich der beste Sänger von der ganzen Welt bin?«, und er hat sie hinrichten lassen. Aber wenn Nero sonst die Leute gefragt hat, ob er ein guter Sänger ist, haben sie meistens geantwortet, »aber ja, du bist wirklich toll, Nero, du bist der beste Sänger aller Zeiten.« Erst später, wie es einen Aufstand gegen Nero gab und auch sonst alles eine große Katastrophe war, haben die Leute gesagt, »eigentlich ist er ein schrecklicher Sänger«, und sogar da waren sie, glaub ich, noch vorsichtig, sie haben es ganz leise gesagt und auch nur, wenn er im Zimmer nebenan war. Deswegen hat er nie was davon erfahren, er dachte immer, »ich bin einfach wunderbar.«
Klaudio war nett, er sagte, »sollen wir heute an einen See fahren, Lawrence?«, und Tschintzia Eichhörnchen war auch nett, sie sagte, »möchtest du Schokoflocken zum Frühstück? «, und deswegen dachte ich, Gabrielle wird auch nett
sein, war er aber nicht, was eine Überraschung war. Ihre Wohnung war echt klein und voll mit Büchern, die standen überall rum, wie die Töpfe bei Franssien, aber Jemima mochte sie nicht, was ein Glück war, deswegen hat sie nicht versucht, sie in einer Reihe aufzustellen. Wir haben auf einem Schlafsofa geschlafen, und am nächsten Tag tat mir die Schulter weh, Mum hat gesagt, das ist oft so bei einem Schlafsofa, und in der Ecke war grade genug Platz für Hermanns Käfig, und wir mussten unsere ganzen Taschen und Jemimas Puppenhaus in die Diele stellen und meine Kiste mit den Tim und Struppis in die Küche, und Mum sagte, »hätten wir die Sachen doch bloß bei Chrissie gelassen.« Die Küche war auch klein, beim Frühstück haben wir kaum alle um den Tisch gepasst, und als Gabrielle reingekommen ist, hat er wütend was auf Italienisch geschrien und mit dem Finger auf Mum gezeigt.
Ich dachte, »was soll das?« Ich dachte, »das sind keine guten Manieren, so was macht man nicht.« Klaudio und Tschintzia haben beide gesagt, »Gabrielle, no«, das heißt »nein« auf Italienisch, aber Mum ist von ihrem Stuhl aufgestanden, weil da nämlich Gabrielle sitzen wollte, und sie hat gesagt, »ist das dein Stuhl, Gabrielle? Das tut mir ja so leid.« Ich hab nichts gesagt, aber gedacht hab ich mir was, nämlich, »nicht nachgeben, Mum, der Stuhl gehört dir.« Aber sie hat nachgegeben, und Klaudio und sie haben sich ein bisschen gestritten, es war ein »Wer ist netter«-Wettkampf, und Mum hat gewonnen, was schade war, sie hat ihren Kaffee im Stehen getrunken, neben der Spüle, und gesagt, »ich war sowieso schon fertig mit dem Frühstück.« Und Gabrielle saß auf ihrem Stuhl und hat seine Schokoflocken gemampft, wie wenn er »ätsch« denkt. Ich hab ihn ganz böse angeguckt, wies keiner gemerkt hat, ich dachte, »darum bist du gar kein Tier, Gabrielle, weil du eine schreckliche Heulsuse bist.«
Dann ist was passiert. Es hat an der Tür geklingelt, und Klaudio ist aufgestanden und hat gestrahlt und gesagt, »wer das wohl sein mag?«, und ich dachte, »ich glaub, du weißt, wer das ist, das ist deine geheime Überraschung«, und ich hatte recht, es war nämlich Franssien. Sie hat gelacht, wie sie reingekommen ist, wie wenn es ein Riesenspaß ist, und gesagt, »ich wollte euch euer Frühstück wegessen.« Ich dachte, »das ist schön, das ist gut«, aber dann hab ich Mum angeguckt. Sie hat gesagt, »wie nett«, aber sie hat es nicht in echt so gemeint, das konnte ich sehen, weil sie ganz wütende Augen
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