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Als wir Roemer waren

Als wir Roemer waren

Titel: Als wir Roemer waren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Kneale
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so was wie ein Kreuzzug.« Das war komisch, denn eigentlich waren Kreuzzüge bloß dazu da, Jerusalem zu erobern, und nicht, gegen Colonnas zu kämpfen, aber Bonifatius hat es trotzdem gemacht, er hat seinen Soldaten gesagt, »ihr dürft machen, was ihr wollt, weil ihr jetzt Kreuzfahrer seid. Ich verspreche euch, ihr kommt schnurstracks in den Himmel.« Und die Soldaten haben viele Schlachten geschlagen, sie haben die Städte der Colonnas zerstört und ihr Essen und ihr Gemüse verbrannt, sie haben viele Feinde getötet, auch wenn sie gar keine Colonnas waren, sondern bloß aus Versehen dazwischengeraten sind, bis Bonifatius alle Städte der Colonnas erobert hatte, nur eine einzige nicht.
    Und diese Stadt hieß Palestrina, und die war total schwer zu erobern, sie war nämlich uneinnehmbar, das heißt, sie lag oben auf einem Berg und hatte ganz hohe Mauern, sie war alt und schön. Bonifatius hat sich Sorgen gemacht, er hat gedacht, »wie soll ich Palestrina je in die Finger kriegen, das ist unmöglich. Das ist eine Katastrophe«, aber dann hatte er eine gute Idee. Er hat einen Boten zu den Colonnas geschickt, der gesagt hat, »wenn ihr euch ergebt, beendet
Bonifatius den Krieg und gibt euch eure ganzen Städte und Ländereien wieder.« Die Colonnas waren nicht so ganz überzeugt, sie dachten, »und wenn das bloß ein Trick von ihm ist?«, aber dann haben sie gedacht, »nein, das kann nicht sein, er ist ja schließlich der Papst, und Päpste lügen nicht«, also haben sie die Tür aufgemacht und sind rausgekommen.
    Aber das war echt ein Riesenfehler, weil Bonifatius sich gedacht hat, »klasse, das hat funktioniert«, und er hat bloß gelacht, er hat ihnen überhaupt nichts wiedergegeben, und zu seinen Soldaten hat er gesagt, »schmeißt sie ins Verlies.« Plötzlich sind ein paar Colonnas geflohen, aber das war Bonifatius egal, er dachte, »macht nichts, die meisten hab ich ja erwischt.« Dann dachte er, »jetzt mache ich was, dass mich die ganze Welt fürchtet«, und er hat zu seinen Soldaten gesagt, »ich befehle euch, Palestrina zu zerstören, auch wenn es noch so alt und schön ist.« Die Soldaten dachten, »okay, wir kommen ja sowieso in den Himmel«, und sie haben die ganzen uneinnehmbaren Mauern abgebrochen und die ganzen schönen Häuser, und das hat ewig lange gedauert, das war echte Schwerstarbeit. Wie sie fertig waren, dachte Bonifatius, »hurra, jetzt hab ich gewonnen.«
    Aber er hatte was vergessen. Und das waren die geflohenen Colonnas. Die sind nämlich zum König von Frankreich gegangen, der konnte Bonifatius auch nicht leiden, und zusammen haben sie sich einen klugen Plan ausgedacht. Sie haben eine Armee aufgestellt, aber eine ganz besondere, sie war ganz klein und geheim, sie ist quer durch ganz Italien gezogen, und keiner hat was gemerkt. Höchstens, dass mal einer gedacht hat, »ja, wer sind denn die? Ach, wahrscheinlich bloß Touristen.« Und deswegen hatte Bonifatius nicht die leiseste Ahnung.
    Eines Tages war Bonifatius im Urlaub, er war in einem wunderschönen Palast auf dem Land, wie es plötzlich
ganz laut gekracht hat, die Tür flog auf, und herein kam die Geheimarmee mit gezückten Schwertern. Bonifatius dachte, »o nein, jetzt haben sie mich.« Aber dann ist was Komisches passiert, die Geheimarmee konnte sich nämlich nicht entscheiden, was sie machen sollte. Die Colonnas haben gesagt, »wir bringen ihn um«, aber die anderen hatten Schiss und haben gesagt, »aber dann kommen wir doch in die Hölle.« Am Ende haben sie ihm bloß ein paar Tage lang dreckige Beleidigungen an den Kopf geschmissen, und dann hat es wieder laut gekracht, und diesmal waren es dem Bonifatius seine Soldaten, die ihn gerettet haben.
    Bonifatius ist zurück nach Rom gefahren, aber er war nicht mehr gefürchtet, im Gegenteil, er hat sich selber gefürchtet, und zwar vor allem. Er saß in seinem Palast und dachte, »was, wenn die Colonnas wiederkommen und mich holen, was, wenn es noch eine Geheimarmee gibt?« Und er hatte vor allen Leuten Angst, sogar vor den Bedienungen, die ihm das Frühstück gebracht haben, bis er einfach so gestorben ist. Danach haben die Colonnas ihre ganzen Städte und Ländereien wiedergekriegt, und der ganze Kreuzzug war total für die Katz. Die Brüder und Schwestern von Bonifatius und seine Onkel und Tanten und Neffen und Nichten usw. usw. haben ihre wunderschönen Paläste verloren, sie hatten kein Dach mehr überm Kopf, sie mussten ihre ganzen Sachen wieder in den Karren tun. Das war

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