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Als wir Roemer waren

Als wir Roemer waren

Titel: Als wir Roemer waren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Kneale
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Goldenes Haus, davon steht sogar noch was, aber man muss vorher anrufen und sich anmelden, und das haben wir immer vergessen. Der Palast war so groß, dass er Säulengänge hatte, in denen man meilenweit spazieren gehen konnte, er hatte einen See, der war wie das Meer, er hatte riesige Gärten und Wälder. Er hatte Badezimmer mit verschiedenen Hähnen, da kam Meerwasser raus oder Schwefelwasser, Schwefel ist gelb und stinkt fürchterlich, und die Esszimmer hatten Decken, die sich gedreht haben, so dass einem Blumen auf den Kopf gefallen sind. Wo man reinkam, da war ein riesengroßer Saal mit einer Statue, die war über fünfunddreißig Meter hoch, und die war von Nero.
    Wie alles fertig war und die Bauarbeiter nach Hause gegangen sind, hat Nero seine Sachen in den neuen Palast gebracht, er hat alles schön eingeräumt, und dann hat er seine ganzen Freunde zum Essen eingeladen. Er ist in seinem neuen Palast rumgewandert, und er war so glücklich, er hat gestrahlt und gestrahlt und gesagt, »Gott sei Dank, jetzt hab ich endlich wieder ein Dach überm Kopf, ist das nicht herrlich?«, er hat gesagt, »jetzt wird alles wieder gut.«
    Am nächsten Tag war Sonntag, und wir sind zu Ikea gefahren, das war meilenweit weg, deswegen haben wir das Auto genommen. Mum hat nämlich gesagt, da ist es sehr billig. Ich hab gesagt, »gibts da römische Soldaten?«, und Mum hat gesagt, »müssen wir mal sehen.« Ikea war riesengroß, so groß wie ein Flughafen, aber da gab es gar nichts, bloß Tische und Schränke usw. und ein paar Bälle und große grüne Schlangen und Plastikzelte, aber überhaupt keine römischen Soldaten. Beinahe wäre Mum wieder beklaut worden, wie sie sich Gabeln angeguckt hat, hat ein Mann versucht, den Reißverschluss von ihrer Handtasche aufzumachen, aber dann hat Mum geschrien, und er ist weggerannt, und danach haben wir Jemima ein Bett gekauft,
weswegen wir eigentlich zu Ikea gefahren sind, weil sie in unserer Wohnung nämlich keins hatte, sie musste immer in Mums Bett schlafen. Das Bett war in großen Pappkartons, die total schwer waren, Mum hat gesagt, man muss es selber zusammenbauen, es hat sechzig Euros gekostet, und Mum hat gesagt, das ist ein echtes Schnäppchen, und da hab ich gesagt, »Mum, wenn wir wieder zu Hause sind, krieg ich dann römische Soldaten für sechzig Euros, das wäre fair«, aber da ist Mum richtig ärgerlich geworden und hat gesagt, »Jemima braucht ein Bett, du hast schon eins, und jetzt lass mich damit in Ruhe, Lawrence.«
    Wie wir zurückgefahren sind, hab ich gedacht, »was kann ich bloß machen?« Ich dachte, »Peter Norris trägt Zeitungen aus, er steht morgens ganz früh auf und fährt mit dem Fahrrad von Haus zu Haus, aber Mum sagt, er ist viel zu jung, und außerdem gibts in Rom bloß Wohnungen, und ein Fahrrad hab ich auch nicht.« Wie wir wieder da waren und Mum mit dem Auto angehalten hat, hat sie gesagt, sie kann Jemimas Bett nicht tragen, weil es zu schwer ist, sie hat gesagt, »ich weiß nicht, was ich machen soll«, aber zum Glück hat da grade ein Mann mit einem komischen dreieckigen Bart sein Motorrad geparkt, und der hat uns geholfen, der hat die allerschwerste Kiste die Treppen raufgetragen. Bei der anderen hab ich geholfen, ich hab das eine Ende gehalten, und wie wir nach oben gegangen sind, hatte ich noch eine Spitzenidee, ich dachte, »au ja, hurra, das ist die Lösung.«
    Ich habs Mum erzählt, wie wir wieder runtergegangen sind, wir mussten uns beeilen, weil Mum einem anderen Auto den Weg versperrt hat, wir konnten hören, wie es hupt, ich hab gesagt, »ich möchte mein neues ferngesteuertes Auto gegen einen ganzen Haufen römische Soldaten umtauschen.« Aber Mum fand meine neue Idee nicht gut, sie hat gesagt, »das ist jetzt wirklich der falsche Zeitpunkt,
Lawrence, und die tauschen es auch bestimmt nicht um, wir haben doch die Schachtel weggeworfen, weißt du nicht mehr, sie würden es nur wieder zurücknehmen, wenn es nicht funktioniert.« Wie wir ewig lang rumgefahren sind, um eine Parklücke zu finden, hab ich da drüber nachgedacht, und irgendwann hatte ich die nächste Idee. Wie wir wieder in der Wohnung waren, hab ich Hermann frisches Wasser und Nüsse gegeben, und dann hab ich so lange gesucht, bis ich einen Schraubenzieher gefunden hab, in einer Küchenschublade, und dann hab ich das ferngesteuerte Auto ganz vorsichtig aufgeschraubt und aufgeklappt, wie einen großen Mund. Ich hab eine Schere geholt und einen kleinen roten Draht durchgeschnitten,

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