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Als wir Roemer waren

Als wir Roemer waren

Titel: Als wir Roemer waren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Kneale
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und dann mussten Jemima und ich zu den Vanhutens. Das war blöd, weil ich doch meinen neuen Plan ausführen wollte, aber dann war es doch okay, weil Mum diesmal nicht zu spät von der Arbeit gekommen ist, sie hat gesagt, »ich muss noch ein paar Sachen auf der anderen Seite vom Fluss einkaufen«, und ich hab gedacht, »au gut, hurra«, und ich hab gesagt, »ist das in der Nähe von der Piatza Nawona, dann kann ich nämlich mein ferngesteuertes Auto umtauschen.« Mum hat
mich bloß angeguckt und gesagt, »manchmal bist du wirklich eine Nervensäge, Lawrence«, aber wir sind trotzdem hingefahren. Wir mussten zuerst noch nach Hause, das Auto holen, und Mum hat gesagt, »ich fass es nicht.« Und was soll ich sagen? Es hat funktioniert. Ich hab die Räder sauber gemacht, damit man nicht sieht, dass ich damit rund um den Brunnen gefahren bin, ich hab gesagt, es geht einfach nicht mehr, und obwohl der Mann sehr misstrauisch war und das Auto untersucht und damit rumprobiert und neue Batterien reingemacht und sich ganz oft Mums Quittung angeguckt hat, hat er zum Schluss gesagt, »na schön«, aber er war ziemlich sauer.
    Dafür hab ich dann zwölf neue Soldaten und ein Katapult gekriegt. Zwei hatte ich ja schon, und zusammen mit dem, den ich von Jemima eintauschen wollte, wären es dann fünfzehn. Ich dachte, »hurra, das ist echt eine gute Armee«, ich dachte, »wenn ich Ostern noch einen kriege und Jemimas Ostersoldaten auch noch eintausche, hab ich siebzehn.« Aber ein Soldat war ein Feind, Mum hat gesagt, die schlimmsten Feinde der Römer waren die Germanen, aber Germanen gab es nicht, da hab ich einen von der Schweizergarde genommen. Er hatte einen Helm auf und ganz bunte Sachen an. Mum hat gesagt, die bewachen den Papst, sie hat gesagt, der geht, weil die Schweizer irgendwie auch Germanen sind, er hatte einen Speer mit einer Axt obendrauf in der Hand.
    Danach sind wir nach Hause gefahren, und wie wir unsere Straße runtergegangen sind, hat Mum gesagt, »guckt mal da, das gelbe Auto. Das ist mir schon früher aufgefallen«, und da hab ich gesagt, »das ist auch nicht wie das von Dad, es ist zu klein«, und Mum hat gesagt, »ich weiß, Lawrence, mein Spatz«, aber sie hat durch die Windschutzscheibe geguckt und dann an dem Haus hoch, vor dem es gestanden hat, mit Wohnungen, so wie unsere. Dann hat Jemima so
eine Art Zappeltanz gemacht, und sie hat gesungen, »gelbes Auto, gelbes Auto«, wie wenn es ein Lied ist, sie ist aber auch so blöd, und ich hab mich so geärgert, ich hab gesagt, »pst, Jemima, halt die Klappe.«
    Wie wir zu Hause waren, hab ich Hermann meine neuen römischen Soldaten gezeigt, und ich glaub, er fand sie auch klasse, er hat die Nase durch das Gitter gesteckt. Dann haben wir gekocht und gekocht. Mum hat eine rote Soße für die Spagettis gemacht, aus Tomaten, sie hat einen großen Topf voll gemacht, das hat echt lecker gerochen, und wir haben geholfen, ich hab die ganzen Zwiebeln geschält, obwohl ich davon weinen musste, ich hab gesagt, »und die schwarze Soße?«, und Mum hat gesagt, »die kochen wir morgen.« Danach haben wir Jemimas rosanen Kuchen gebacken, Jemima und ich haben viele Sachen in den Teig geschüttet, und wir durften die Löffel ablecken, und dann hat Mum den rosanen Zuckerguss gemacht und gesagt, »die Erdbeeren und die Sahne kommen morgen rein.«
    In der Nacht konnte ich nicht schlafen. Es gab ein großes Gewitter mit viel Regen, und das hat sich so angehört, wie wenn irgendwas total Schweres auf dem Dach ist, eine Dampfwalze oder so, es hat geblitzt und gedonnert. Hermann ist in seinem Laufrad rumgeflitzt, ich glaub, er hatte ein bisschen Angst, also bin ich zu seinem Käfig gegangen und hab geflüstert, »das ist nicht schlimm, Hermann, das ist bloß Donner.« Dabei hätte ich eigentlich gar nicht flüstern brauchen, glaub ich, Jemima ist noch nicht mal aufgewacht, wie es so laut gedonnert hat, dass ich zusammengezuckt bin, Mum sagt, sie würde noch nicht mal von einem Erdbeben aufwachen. Ich hab die ganze Zeit an meine Soldaten gedacht, ich hatte sie alle in einer graden Reihe auf dem Regal stehen, und ich hab immer zu ihnen rübergeguckt, obwohl sie im Dunkeln schwer zu erkennen waren, sie waren nicht viel mehr als schwarze Striche. Ich hab gedacht,
»die sind echt klasse«, ich hab gedacht, »morgen bau ich das Fort, ich sag Mum, dass ich graue Farbe brauch, ich bau es aus Pappe, von den Cornflakesschachteln, es kriegt Türme und eine Fahne und soll so aussehen wie ein

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