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Als wir Roemer waren

Als wir Roemer waren

Titel: Als wir Roemer waren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Kneale
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Penny mehr, und wenn das nicht reicht, dann gehen wir.«
    Beppo hat nichts gesagt, er hat überhaupt nicht geantwortet, und dann ist was Schlimmes passiert. Mum hat unsere Jacken geholt und sie uns ganz schnell angezogen. Jemima hat gekichert, sie hat nichts verstanden, und ich hab Mum angeguckt, das sollte heißen, »nein, nein, das kannst du nicht machen. Ich finde es schön hier«, aber sie hat nicht drauf gehört. Ich dachte, »warum hast du uns nicht gefragt, ob wir die Wohnung mögen?« Ich dachte, »normalerweise fragst du uns immer, wie wir die Wohnung finden«, aber es war zu spät, weil sie uns da nämlich schon zur Tür rausgeschoben hat. Und dann ist was echt Seltsames passiert. Wir waren nämlich schon draußen im Treppenhaus, wir wollten grade die Treppe runtergehen, und ich dachte, »o nein, wie schade«, wie plötzlich Beppo hinter uns hergekommen ist und gerufen hat, »okay, okay, du kannst sie haben.«
    Ich dachte, »au ja, ein Wunder, hurra«, ich dachte, »kluge Mum.« Wir sind zum Geldautomaten gegangen, Mum hat ihre blaue Karte rausgeholt, und ich dachte, »hoffentlich ist noch was drauf«, ich dachte, »hätt ich doch bloß nicht das blöde ferngesteuerte Auto gekauft«, aber dann hat es doch gereicht. Ich dachte, »Gott sei Dank.« Beppo hat ihr den Schlüssel gegeben, und dann sind Marisa und er nach
Hause gefahren, und vorher hat er noch gesagt, wir dürfen nichts kaputtmachen, schon gar nicht die Bilder.
    Also sind wir wieder nach oben gegangen, Mum hat die Tür mit ihrem Schlüssel aufgeschlossen, und das war gleich ein ganz anderes Gefühl, jetzt, wo Beppo und Marisa nicht mehr dabei waren, weil es jetzt unsere Wohnung war, und das war so schön. Ich dachte, »hurra hurra, jetzt sind wir richtige Römer«, ich dachte, »jetzt sind wir wirklich in Sicherheit.«

Fünftes Kapitel
    E ines Tages, bevor ich die Grippe gekriegt hab und Dad heimlich aus Schottland runtergekommen ist, sind wir bei uns zu Hause am Fluss spazieren gegangen. Es war total kalt, und da war eine Pfütze mit Eis drauf, aber hohl, wie Glas mit nichts drunter, also bin ich draufgesprungen, und es ist kaputtgegangen, in lauter kleine Teile zersplittert, das hat Spaß gemacht. Ich hab gesagt, »Mum, wie kommt das, dass die Pfütze hier gefroren ist und im Fluss trotzdem noch Wasser ist?«, aber sie hat nicht geantwortet, ich glaub, ehrlich gesagt, sie hat mich gar nicht gehört, weil sie weiter nach vorne geguckt hat, da waren zwei große Jungen. Ich dachte, »was machen die da?«, weil sie mit irgendwas geschmissen haben, und plötzlich hat Mum ganz laut gerufen, es war wie ein Schrei, sie hat gerufen, »hört auf damit.«
    Dann hab ich gesehen, was sie gemacht haben, sie haben nämlich einen Schwan mit kleinen Steinchen beschmissen. Wie sie Mum gesehen haben, sind sie weggerannt, aber sie ist sofort hinterher, sie hat so laut gebrüllt, dass ich dachte, »du bist echt wütend.« Sie hat gesagt, »lasst das arme Tier in Ruhe.« Ich hab den Schwan angeguckt, aber dem ging es gut, der ist da rumgeschwommen, der hat nicht geblutet, und er war auch nicht tot, er hat bloß ein bisschen sauer geguckt. Dann ist was Komisches passiert, weil Mum nämlich angefangen hat zu weinen, sie hat einen roten Kopf
gekriegt, und die Tränen sind ihr übers Gesicht gekullert. Jemima hat ausgesehen, wie wenn sie Angst hat, also hab ich gesagt, »was hast du, Mum, dem Schwan geht es gut«, aber sie hat gesagt, »wie ich das hasse. Und das arme Tier ist ganz allein.« Dann hat sie ein bisschen gelächelt, das war schon besser, sie hat sich hingehockt und uns in den Arm genommen und gesagt, »ich hab ja so ein Glück, ich habe euch beide, und sonst brauche ich keinen Menschen«, und ich hab gelacht und gesagt, »das ist gut, weil, wir kennen ja auch sonst fast keinen Menschen.«
    An den Tag muss ich manchmal denken, warum, weiß ich auch nicht genau. Ich bin bis ganz nah ans Wasser gegangen, um nett zu dem Schwan zu sein, ich dachte, »das findet Mum bestimmt gut«, aber er hat mich bloß laut angefaucht und ist weggeschwommen.
    Wie wir unsere ganzen Sachen in der neuen Wohnung hatten, ist mir dann mein genialer Plan eingefallen. Mum hat gesagt, wir kriegen zur Feier des Tages eine Überraschung, aber nur eine kleine, also sind wir zu den Spielzeugläden auf der Piatza Nawona gegangen. Ich hab mir einen römischen Soldaten gekauft, keinen Kaiser, weil sie keine neuen reingekriegt hatten, und zwei Julius Cäsars wollte ich auch nicht, er war ein

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