Als wir Roemer waren
richtiges Fort. Und wenn Mums ganze Freunde kommen, zeig ich es ihnen.« Ich konnte es mir ganz genau vorstellen, es hatte Türen und eine Zugbrücke, echt toll. Ich hab mir gedacht, »ich tu den Feind in das Fort, und dann schreit Julius Cäsar ›Attacke!‹, und dann greifen die ganzen Römer an, sie schmeißen Steine mit dem Katapult, und ein paar schleichen sich von der Seite ran, damit der Feind sie nicht sieht.«
Wie ich noch an mein Fort gedacht hab, hab ich plötzlich draußen Schritte an der Tür vorbeigehen gehört. Ich hab gedacht, »Mum ist von dem Gewitter aufgewacht, und jetzt muss sie aufs Klo«, sie muss nämlich manchmal nachts, aber dann ist was Seltsames passiert. Irgendwann hat das Gewitter nämlich aufgehört, es hat nur noch getropft, aber da hab ich Mum schon wieder vorbeigehen gehört und gedacht, »sie war doch grade erst auf dem Klo, wo will sie denn jetzt hin?« Danach ist sie wieder zurückgekommen, und ich dachte, »jetzt geht sie ins Bett, dann ist ja alles gut«, aber dann kam sie wieder, und zwar ganz schnell, fast so, wie wenn sie rennt, ihre Füße haben tapp tapp tapp gemacht, was komisch war. Ich dachte, »was machst du da, Mum?« Ich dachte, »ich muss ganz genau hinhören, was du als Nächstes machst«, aber danach weiß ich nichts mehr, ich bin wohl eingeschlafen.
Wie ich aufgewacht bin, war ein dünner Streifen Sonne auf dem Fußboden, es war warm, und irgendwas war seltsam, irgendwas stimmte nicht, was, wusste ich auch nicht. Jemima hat noch geschlafen, ich hab gedacht, »du alte Schlafmütze«, und ich bin aufgestanden. Mum war im Wohnzimmer, aber sie hatte noch ihren Morgenrock
an, sie hatte einen Stuhl, aber sie saß nicht drauf, sie stand am Fenster und hat rausgeguckt, wie wenn es da was echt Interessantes zu sehen gibt. Ich hab gesagt, »was siehst du, Mum?«, und sie ist ein bisschen zusammengezuckt, sie hat mich sauer angeguckt und gesagt, »Lawrence, du hast mich erschreckt«, und da hab ich dann gemerkt, was komisch war. Alles war still, es gab nicht viele Autos, und die Sonne war richtig warm, und da hab ich auf die Uhr geguckt, und ich hatte recht, da stand »zehn null fünf.« Ich hab gesagt, »Mum, warum hast du uns nicht geweckt, es ist schon ganz spät, du musst doch zur Arbeit und wir zu den Vanhutens.« Mum hat mich komisch angeguckt, eigentlich mehr geblinzelt, und gesagt, »vielleicht bleiben wir heute einfach hier, Lawrence. Ich glaube, es wird regnen.«
Das Fenster stand offen, und ich hab einen Mann gehört, der »perkäh« gerufen hat, das heißt »warum.« Ich hab gedacht, »da hinten ist eine kleine Wolke, aber sonst ist der Himmel blau, es ist ein herrlich sonniger Tag, ich glaub nicht, dass es regnet, und normalerweise macht es Mum doch auch nichts aus, wenn sie nass wird.« Ich hab gesagt, »aber du musst zur Arbeit, Mum, sonst werden die Christen sauer.« Mum hat die Stirn gerunzelt, wie wenn sie Kopfschmerzen hat, und nichts gesagt, ich hab gedacht, sie will nicht antworten, sie will überhaupt nicht reden, und dann ist mir noch was eingefallen, ich hab gesagt, »und unser Essen heute Abend?« Aber Mum hat bloß den Kopf geschüttelt, wie wenn ich ihr nicht zugehört hab, und gesagt, »ich glaube, das verschieben wir lieber auf einen anderen Tag.«
Jetzt hab ich gedacht, »was soll ich machen?« Ich hab gedacht, »für die Christen und die Vanhutens ist es bestimmt sowieso zu spät, weil Jemima noch im Land der Träume ist und wir noch nicht angezogen sind und noch nicht gefrühstückt haben«, und ich dachte, »aber wir müssen
heute Abend das Essen geben, wenn nicht, geht alles schief, das weiß ich genau.« Also hab ich gesagt, »du hast sie doch alle eingeladen, du hast es versprochen, und ich hab mich so da drauf gefreut«, und das stimmte auch, ich wollte ihnen doch meine ganzen neuen Soldaten zeigen. Mum hat ihr Kopfschmerzengesicht gemacht, aber ich hab gedacht, »von wegen, Mum«, und ich war echt schnell, ich hab was zu Mum gesagt, was ich sonst nie sage, noch nicht mal, wenn sie komisch drauf ist, auch dann nicht, ich sage es einfach nicht gern, aber jetzt hab ich gedacht, »ich probiers mal«, und ich hab gesagt, »Mum, hast du was?« Sie hat mich angeguckt, und ich dachte schon, »au nein, das funktioniert nicht«, aber dann hat sie gesagt, »mir geht es gut, Lawrence, sei nicht albern«, und da hab ich gesagt, »dann lass uns doch das Essen geben«, und es hat tatsächlich funktioniert. Mum hat die Augen zugemacht, wie wenn ich
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