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Als wir Roemer waren

Als wir Roemer waren

Titel: Als wir Roemer waren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Kneale
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runtergekratzt, weil ich die nicht mag, und obwohl ich den Teller auf dem Schoß balancieren und total vorsichtig sein musste, hab ich fast überhaupt nicht gekleckert, und es ist nichts auf dem Teppich gelandet. Janice Schnuckelschwein hat gesagt, jetzt
müssen alle prost sagen, sie hat gesagt, »ein Prost auf die Köchin, auf Hannah«, und Mum hat gestrahlt, wie wenn sie gleich platzt, sie war überhaupt nicht mehr traurig, und ich dachte, »das ist gut, jetzt gehts ihr wieder besser.«
    Danach gab es die Kuchen, und die haben auch allen geschmeckt, aber dann haben Chrissie und Mums Christen gesagt, sie müssen jetzt nach Hause, und ich dachte, »nein, geht noch nicht, bitte geht noch nicht, es ist doch grade so schön, könnt ihr nicht noch bleiben?« Jemima ist auf dem Sofa eingeschlafen, und Mum hat sie ins Bett gebracht, und dann sind die Vanhutens auch gegangen, was schade war, jetzt waren bloß noch Martha und ihre Leute übrig. Die sind noch ein bisschen geblieben, Gus hat noch eine Flasche Wein aufgemacht, und es war nett, auch wenn sie nicht meine Lieblingsgäste waren. Ich hab gedacht, »ich glaub, am liebsten mag ich Chrissie und die Vanhutens.« Aber dann sind sie auch alle aufgestanden, Hilary nette Kuh hat gesagt, »ich hab euch ein paar selbstgebackene Ingwerplätzchen mitgebracht«, ich hab eins probiert, es war lecker, auch wenn man es richtig feste kauen musste. Freddy Weihnachtsbär hat Mum ein Gedicht auf einem Stück Papier geschenkt, es war über den Mond, wie er über Rom am Himmel aufgeht und auf die ganzen Leute runterguckt, wie sie essen und Wein trinken und Motorrad fahren, und Mum hat gesagt, »ach, Freddy, wie wunderschön.« Martha Lächeläffchen hat gesagt, »ihr müsst bald alle zum Essen kommen, wie wärs mit nächster Woche?« Und Gus war witzig, er hat gesagt, »nix kommen morgen, kommt doch lieber gleich mit«, und Oskar hat sein komisches Gesicht gemacht, wie wenn er »pling pling« macht, weil er seine Gitarre natürlich nicht dabeihatte, die war zu Hause, aber alle haben trotzdem gelacht.
    Dann haben wir die Tür zugemacht, und plötzlich war es in der Wohnung ganz leise und leer, richtig traurig. Mum
hat angefangen die Teller und so wegzuräumen, und sie sah müde aus, deswegen hab ich gesagt, »ich helf dir, Mum«, aber sie hat gesagt, »nein, Lawrence, mein Spatz, geh du ins Bett, es ist schon ganz spät.« Also bin ich ins Bett gegangen. Ich hab meinen Schlafanzug angezogen, mir die Zähne geputzt und gute Nacht gesagt. Dann lag ich im Bett, ich konnte hören, wie Mum in der Küche ist und spült, und ich dachte, »eigentlich müsste Mum mich helfen lassen, weil ich überhaupt nicht einschlafen kann, weil ich so aufgeregt bin.« Ich dachte, »bestimmt bleib ich die ganze Nacht wach, bestimmt bis es hell wird.« Ich dachte, »ich muss dran denken, dass ich Mum sage, dass wir schon ganz bald wieder ein Essen geben müssen, so wie heute.«
     
    Plötzlich war es dunkel, und jemand hat mich am Arm geschüttelt, und ich dachte, »was ist passiert?« Sie hat geflüstert, »Lawrence, wach auf, bitte, wach auf«, und es war Mum, ich konnte ihr Gesicht in dem Licht sehen, das um den Vorhang drum rumgekommen ist, und ihre Augen haben komisch ausgesehen, wie wenn sie Angst hat und total aufgeregt ist. Ich hab gedacht, »au nein, was ist jetzt schon wieder?« Sie hat gesagt, »wir dürfen Jemima nicht aufwecken, es ist was passiert«, also bin ich leise aufgestanden und hinter ihr her, und ich hab gedacht, »was kann es bloß sein, ist es ein Einbrecher, oder ist was kaputtgegangen, ein Bild mit den Leuten in den alten Klamotten vielleicht? Oder hat jemand aus England angerufen, ist unser Haus abgebrannt?« Aber das war es alles nicht. Wir sind in die Küche gegangen, das Licht war so hell, dass ich mit den Augen geblinzelt hab, dann hat Mum den Kühlschrank aufgemacht und einen von den Kuchen rausgeholt, die es zum Nachtisch gegeben hat, es war der rosane von Jemima, es war nur noch ein großes Stück übrig, und Mum hat gesagt, »siehst du, da?«

    Ich hab geguckt, aber ich konnte nichts sehen, es sah einfach nur wie ein Stück Kuchen aus, also hab ich gesagt, »was ist denn?« Mum hat noch mal drauf gezeigt, und diesmal hab ich gesehen, dass da ein paar klitzekleine rote Pünktchen drauf waren, die hatte ich vorher nicht bemerkt, und ich hab gesagt, »was ist das, Mum? Ist das Saft von den Erdbeeren?«, aber Mum hat den Kopf geschüttelt, sie hat ein trauriges Gesicht gemacht, sie

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