Als würde ich fliegen
nahm sie erst im Innern ab.
»So, das also ist sie. Ich verstehe, was du mit der Tür meinst.«
Antoney lächelte zustimmend, doch ihre Anwesenheit war ihm nicht wirklich geheuer. Was hätte Oscar gesagt, wenn jemand wie sie die Stufen heruntergekommen wäre, mit ihrem teuren Parfum und ihrer Kokainwolke? Es war nicht richtig. Hoffentlich ging es schnell.
»Wer sind all die Leute?«, fragte sie und sah auf das Foto von Katherine.
»Hauptsächlich Tänzer.«
»Oh, schau, da ist Gene Kelly.«
»Jo.«
Den Petruschka-Nijinsky über der Tür fand sie schauderhaft.
Sie ging herum, sah auf die Decken. »Hier riecht es komisch.« Um seine Chancen nicht zu gefährden, sagte er nichts, als sie auf ihren hohen Absätzen ins Studio ging und den Boden malträtierte. Helles, entschiedenes Morgenlicht fiel durch die Fenster, drapierte sich über Oscars Brett und Seitpferde, die respektvoll in einer Ecke gehortet wurden. Auch sein Unterrichtshocker war dageblieben. Antoney bemerkte erstaunt, dass sich der Raum in Audreys Gegenwart viel leerer anfühlte, als wenn er dort alleine war. Der Raum wirkte trostlos, trotz des vielen Lichts. Wie ein Ort, der seine besten Zeiten hinter sich hatte, an dem nichts Großes mehr geschehen würde. Die Vorstellung, dass er hier getanzt, gearbeitet und gelebt hatte, ohne diese Trostlosigkeit je zu bemerken, stimmte ihn traurig. Es kam ihm nicht in den Sinn, dass womöglich Audrey diesen Eindruck erzeugte.
Sie fand Gefallen an der Spiegelwand. »Das habe ich immer gedacht, das muss toll sein, wenn man tanzt – man kann sich stundenlang selbst betrachten. Was sagst du dazu, stimmt es, dass alle Tänzer eitel sind? Manchen, glaube ich, fehlt es wirklich an Persönlichkeit. Sie sind viel zu sehr im Körper.«
»Ich hab dazu eigentlich keine Meinung«, sagte Antoney. Sie feixte. Sie wurde ihm wieder unangenehmer.
»Ich glaube, Dempsey wird begeistert sein«, sagte sie, hob das breite Kinn und ging zur Rückwand. »Das hier hat was, Atmosphäre. Mir gefällt es besonders hier unten, im Souterrain.«
»Das hier unten ist mein Reich, wie ich schon sagte. Oben kann dein Onkel machen, was er will.«
»Dein Reich, ach ja?« Sie kam langsam zu ihm zurück. »Mach dir keine Sorgen, Darling. Er wird vermutlich gar nichts damit tun, zumindest nicht sofort. Ich habe auch nur gesagt, mir gefällt es hier unten, hier, wo du dich so viel bewegst … Und natürlich hatte ich gehofft, da ich so hilfreich bin, einen besonderen Ausweis oder so etwas in der Art zu bekommen.«
»Einen Ausweis? Wovon sprichst du?«
Panik stieg in ihm auf; Audrey stellte sich hinter ihn, fuhr ihm mit der Hand über die Hüften und besah sich das Ganze im Spiegel. »Sei schön lieb, Matheus. Du bist viel interessanter, wenn du lieb bist.«
»Verdammt, bekommst du das nicht in dein Hirn? Ich will nichts mit dir zu tun haben! Wir waren uns doch einig!«
»Richtig, und jetzt sind wir uns eben un einig.« Sie plusterte sich das Haar auf und stolzierte an ihm vorbei in die Eingangshalle.
»Bist du nun interessiert oder nicht?«, sagte er, als er ihr nachging. »Wenn nämlich nicht …«
»Ich bin mir da nicht mehr so sicher «, sagte sie. »Vielleicht entspricht es doch nicht seinem Geschmack. Er kann ziemlich eigen sein, und dann ist da dieser Geruch. Wann ist hier zuletzt renoviert worden?«
»Ist noch nicht lange her.«
»Ach komm, diese Wände haben seit Jahrzehnten keine frische Farbe gesehen.«
Antoney sank auf eines der Sofas. So viel Unverfrorenheit fasste er nicht. Sie machte ihn fertig. Er war dieser Frau nicht gewachsen. Er wollte, dass sie verschwand, aber da immer noch der Hauch einer Chance bestand, dass dies gut für ihn ausgehen könnte, brachte er es auch nicht fertig, sie rauszuschmeißen. »Sag Dempsey doch, dass er es sich selbst ansehen soll.«
»Das tue ich. Da tue ich ganz bestimmt.« Sie setzte sich neben ihn. »Kein Grund, so missmutig zu sein. Es wird alles gut.« Dann fing sie an, über Geld zu reden. Hatte er eine Vorstellung, wie viel das Gebäude wert war? Dempsey war angeblich stinkreich, er könne jede Summe verschmerzen. Er suchte immer nach Möglichkeiten, sein Geld loszuwerden. Sie holte eine Zigarette aus ihrer Handtasche.
»Du musst draußen rauchen. Hinter der Kirche«, sagte er ihr.
»Das ist nicht dein Ernst.«
»Natürlich ist das mein Ernst.«
»Aber ich rauche niemals im Freien. Ich rauche nur drinnen .«
»Nun, hier musst du draußen rauchen.«
»Antoney. Du darfst nicht so
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