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Als würde ich fliegen

Als würde ich fliegen

Titel: Als würde ich fliegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Evans
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zerstört. Das da drüben ist Francesca, die mit der albernen Maske.« Sie senkte die Stimme. »Und der Typ neben Ihnen hat früher für Mick die Drums gespielt.«
    »Mick?«
    »Jagger.« Antoney musterte ihn gründlich, ein Typ mit Pony, in einem Samtjackett. Antoney sah über die vielen Köpfe hinweg keinen anderen farbigen Mann. Ein paar Mädchen zwar, eine erinnerte ihn an Carla, aber keinen Typen. Später, im Kiff-Zimmer gleich nebendran, stieß er doch noch auf einen, aber sie hatten sich nicht viel zu sagen.
    »Stört es Sie nicht, lauter Fremde in der Wohnung zu haben, wenn Sie noch nicht mal zu Hause sind?«
    »Was soll mich da stören? Das ist doch alles bloß Zeug hier. Das kann man alles ersetzen.« Sie strich ihm über die Taille, nahe des besagten Muskels. »Was mir wirklich wichtig ist, das schließe ich in meinem Schlafzimmer ein.«
    Er bewegte sich vorsichtig weg von ihr und kippte seinen Drink herunter. Er wollte noch einen, sie wusste es. »Ich sollte gehen.« »Oh nein, nein, wir sind doch gerade erst gekommen! Na komm, tanz mit mir«, und schon zog sie ihn mit seinem überschwappenden Glas voller Rum in das Balkonzimmer, wo die Gäste hin und her wogten. Beim Tanzen wirkte sie ziemlich albern, was überraschend war, denn sie hatte so einen schönen Gang. Sie machte komische, anzügliche Bewegungen mit den Fingern und hüpfte unnötig viel, noch dazu baumelte der Goldfisch an ihr herum. Dann versuchte sie, ihn nachzumachen, und das war noch schlimmer. Aber ihr Haar! Harvey kam dazu und wedelte beim Tanzen mit seinem Schal herum; einmal fuhr er Antoney damit übers Gesicht, was ihn kurze Zeit echt sauer machte. Er holte sich einen weiteren Drink.
    Es war eine wilde Party. Die Gäste waren vollkommen high, Mädchen und Jungs lagen knutschend in den Ecken herum. Die Zeit verschwand. Im Kiff-Zimmer war tiefste Nacht und die Atmosphäre gelassen. Es war wohl eigentlich so etwas wie ein Esszimmer, mit tiefen Fensterbänken. Als Erstes, wenn man das Zimmer betrat, sah man ein leuchtend rotes Sofa in Lippenform – man setzte sich auf die Unter- und lehnte sich gegen die Oberlippe. »Ist das Ding da ein Sofa?«, fragte Antoney. »Das ist mein Prachtstück«, erwiderte sie. »Wenn jemand das klauen würde, den würde ich vor Gericht bringen. Habt Ihr das auch alle gehört?« »Aud, jetzt komm und setz dich, du Schlampe«, erklang eine Stimme.
    » Paul , wie redest du mit mir vor meinem Ehrengast! Bleib bei mir und dir wird nichts geschehen«, flüsterte sie Antoney zu. »Ziehst du dir gern mal ’ne Linie?«
    »Linie?«
    »Du weißt schon. Charlie .«
    »Ich nehm keine Drogen.«
    »Aber einen Joint magst du, oder? Das ist nicht anders, nur noch besser. Kann ich bitte mein Sofa wiederhaben?« Die anderen rutschten zur Seite, Antoney setzte sich neben Audrey, inmitten von Fremden. Ihm wurde ein Joint angeboten. Er konnte sich nicht erinnern, ob er schon die ganze Flasche getrunken hatte. Eigentlich rauchte er nicht gerne mit Fremden Gras, das machte ihn paranoid, aber hier waren alle bekifft, und wen kümmerte es? Er nahm einen Zug und reichte den Joint weiter. »Was machen Sie denn beruflich?«, fragte das Mädchen zu seiner Linken. »Weißt du nicht, wer das ist?«, rief Audrey. »Nein«, sagte das Mädchen mit der glänzenden Knopfnase. »Das ist Antoney Matheus, der beste Tänzer der Welt, du Dummchen!« »Sie übertreibt«, sagte Gwen, die auf dem Boden lag. »Immer, immer übertreibt sie.« Audrey zog eine Linie. Das Mädchen mit der glänzenden Nase fragte ihn, was er denn tanze, und er erklärte, Modern, mit karibischen und afrikanischen Einflüssen. »Cool«, sagte es und reichte den Joint zurück. »Ich hab Alvin Ailey mal gesehen. Ist das so ähnlich?« Die Worte gerieten ihm durcheinander, als er den Unterschied erklären wollte. Er klang nicht wie er selbst. Er sah hinüber zu dem anderen schwarzen Typen. Er lachte.
    Eine kleine Menge sammelte sich um ihn herum. Der Mick-Jagger-Typ saß in einer Fensternische und unterhielt sich leise. (»Beim Sex muss man bereit sich, sich überwältigen zu lassen«, sagte Gwen, als hätte sie das schon häufig gesagt. »High zu sein, ist die Bestätigung für die Wahrheit allen Seins«, sagte ein anderer.) Der Typ im Fenster drehte sich nach ihm um. Antoney spürte, dass über ihn gesprochen wurde. Alles, was er sagte, wurde seziert, befingert. »Sie sind aus Jamaika? Wow!« Plötzlich, ohne jeden Anlass, sah er Bluey vor sich, wie er das erste Mal bei ihnen

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