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Als würde ich fliegen

Als würde ich fliegen

Titel: Als würde ich fliegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Evans
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dann aber, als ihm Audrey einfiel, wurde es schwer. Er setzte den Flachmann an die Lippen.
    »Lass das«, sagte The Wonder. »Für heute ist es genug. Geh nach Hause.«
    »Was hast du denn so vor?«
    »Ich gehe auch nach Hause.«
    »Und danach?«
    »Danach? Werde ich wohl wieder eine Busreise machen. Aber diesmal fahr ich an einen ruhigen Ort.«
    »Für mich gibt es keinen anderen Ort, The Wonder«, sagte Antoney. »Mein einziges Zuhause ist …«
    »Nein, denk an das andere Bild.«
    The Wonder ließ die Tüte auf der Kommode liegen und schwang sich den Rucksack um. Er blieb auf der Schwelle stehen und betrachtete Antoney mit seinem milden, freundlichen Gesicht. »Mein Freund«, sagte er in einem beschwingteren Ton, »wir haben vieles getan. Wir werden, wenn wir alt sind, nicht unsere Kinder enttäuschen, so wie die alberne Baronesse. Wir können viele Geschichten erzählen. Wir haben etwas Sensationelles getan.«
    Als The Wonder fort war, erschien Audrey, eine gemeine, teuflische, grün gestiefelte Audrey. Ihr Anblick erregte eine gewalttätige Neigung in ihm.
    »Ich warte schon ewig auf dich«, sagte sie, »ich, mit deinem Freund, diesem Kritiker. Du hast ja eine Show abgeliefert, heute Abend. Sehr, hm, beeindruckend.«
    »Verpiss dich.«
    Sie schnappte nach Luft. »Kein Grund, ausfällig zu werden – du meine Güte!«
    »Hast du mit meiner Frau geredet? Hast du sie vorhin etwa angesprochen?«
    » Nein … natürlich nicht , wofür hältst du mich? Wo warst du überhaupt? Ich habe dich schon drei Wochen lang nicht mehr gesehen. Werde ich dir langsam zu viel, Darling?«
    Antoney sammelte seine Besitztümer ein, leerte den Flachmann und warf ihn in die Tüte, zu den übrigen Sachen. Dann sagte er Audrey, dass er sie nie wiedersehen wolle, sie mit ihrem Parfum nicht einmal in seine Nähe kommen solle, nicht in diesem oder einem anderen Leben, und wenn er ihre Gegenwart auch nur erahnen würde, würde er sie an den Haaren packen und in die Hölle schleifen. »Gott, wie unspaßig«, erwiderte sie.
    Sie schaute ihm hinterher, wie er mit seiner ärmlichen Tasche in die Dunkelheit schritt, und rief: »Falls du deine Meinung änderst, du weißt, wo du mich findest. Meine Tür steht dir immer offen.« Sie schnupperte in die Garderobe, rümpfte die Nase, zog rasch eine Linie auf der Kommode, dann ging auch sie.
    Carla hörte seine Schritte auf dem Uferweg, spürte, wie das Boot schaukelte, als er an Deck kam. Sie stand auf, sie wurde unsicher. Ihr Gefühl riet ihr, die Tür von innen zu verriegeln. (Du solltest vor deinem Typen nicht so ’ne Angst haben.) Doch als sie die Tür erreichte, war es zu spät. Als er über die Schwelle trat, stand Carla direkt vor ihm, was er voller Erleichterung als Ausdruck ihrer Liebe interpretierte. Er versuchte, sie in die Arme zu nehmen. Sie schob ihn weg. Ihr wurde übel von seinem Anblick, seinem verschwitzten Gesicht, dem verschmierten Make-up, und trotzdem weckte seine Nähe noch immer die gleiche Hitze in ihr, in diesem Moment womöglich noch mehr, da es vorbei war. »Ich will, dass du gehst«, sagte sie.
    Denise schlief tief und fest und träumte von Rosa. Sie wurde wach, als die Stimmen immer lauter wurden, und ängstigte sich rosa, bis es zu viel wurde.
    »Hältst du mich wirklich für so blöd?«, schrie Carla. »Glaubst du, ich wüsste nicht, was ich sehe?«
    Im ersten Moment vermutete Antoney, dass Audrey gelogen, Carla doch im Theater angesprochen und ihr alles erzählt hatte. Er stritt es ab. Er war treu. Die einzige Frau, die er wollte, war sie, und nur sie. Er flehte sie an, doch sie glaubte ihm nicht.
    »Wie konntest du mir so etwas antun? Sie war meine beste Freundin!«
    »Sie war – was? Reden wir über Simone ?«
    Carla lachte sarkastisch. »Gibt es etwa noch mehr?«
    »Baby«, sagte er, »zwischen mir und Simone, da läuft nichts.«
    »Du lügst!« Während des Wartens hatte sie eine kleine Schnapsflasche im Küchenschrank entdeckt und sich glücklos am Sorgen-Ertränken versucht. Nun flog ihm die Flasche entgegen. Kopfschmerzen kündigten sich bei ihm an. Er wollte keiner von den Männern sein, denen Frauen Dinge an den Kopf werfen wollten. »Ich ertrage nicht, wie du mit mir sprichst!«, brüllte sie. »Du meinst, du wärst etwas Besseres, aber das bist du nicht. Du bist nicht besser als Fansa, du rennst doch allem nach, was dir zuzwinkert.«
    »Du irrst dich …«
    »Komm mir bloß nicht zu nahe. Du schläfst mir ihr. Ich weiß es, ich weiß es, ich weiß

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