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Als würde ich fliegen

Als würde ich fliegen

Titel: Als würde ich fliegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Evans
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es!«
    Denise hatte den Knall gehört, als die Flasche gegen die Wand schlug. Das Boot schwankte unter ihren Bewegungen. Rosa war schon lange vorbei. Es gab ein entsetzliches Krachen, immer und immer wieder; Denise kletterte in ihrem Schlafanzug aus dem Bett und ging zitternd zum Vorhang, um bei ihrer Mutter zu sein. Sie sah, wie ihr Vater eine Faust in die Wand neben dem Schrank rammte, so als wollte er ein Loch machen, um Make-up-Schwämmchen oder andere Dinge darin zu verstecken, aber wie er das machte, war komisch. Ihre Mutter schrie, er solle das lassen. »Du tust dir doch weh!« In dem Moment hörte Carla, dass ihre Tochter hinter ihr weinte und rief. Denise klammerte sich an den Vorhang. Carla fuhr herum. Plötzlich glaubte sie Antoney. Sie wandte sich von ihm ab, beruhigte und wiegte das Kind auf der Hüfte.
    Als sie sich wieder umdrehte, hielt er das Taschenmesser in der Hand. Carla hatte es auf der Theke liegen lassen, nachdem sie seine Djembe zerschnitten hatte. Er hielt es zur Seite, es wies nach rechts. Er sah sie voller Liebe an, seine Augen leuchteten – der Lichtstrahl. Ihre Beine lösten sich auf. Er kam auf sie zu. Er hatte etwas Dringendes zu erledigen, aber erst wollte er sie küssen, was er tat, gleich neben die Augenbrauen, erst Carla, dann Denise. Er ging wieder hinaus auf die Ladbroke Grove.
    Ihr flammendes Haar. Ihre orgasmische feuchte Grimasse. Ihre Freya, ihr Seepferdchenspiegel und ihr böses, schmetterlingsgeflügeltes Opernglas. Er würde es ein für alle Male beenden. Ein Schwarm dunkler Wolken jagte über den Himmel, in seine Richtung, trieb ihn voran. Die Kälte spürte er nicht. Ihr Gesicht, wenn er zustechen, wenn er das Messer ansetzen würde. Die Macht, die er bei jedem einzelnen Stich spüren würde.
    »Darling! Bin ich froh, dass du deine Meinung geändert hast.«
    Sie war barfuß und vollkommen high. Gwen war da, sonst niemand. Als er die Wohnung betrat, spürte er eine siedend heiße Erregung, doch zugleich war er vollkommen klarsichtig, leichtfüßig. Er schwebte, wie früher. Die beiden Frauen folgten ihm durch den Korridor. »Matheus will spielen, Matheus will spielen«, sang Audrey und hüpfte in ihren Strümpfen auf und ab. »Sieh dir das an, der benimmt sich, als wär das hier sein Zuhause«, sagte Gwen. Als er ins Esszimmer kam, holte er ruhig das Taschenmesser hervor.
    »Willst du eine Linie?«, fragte Audrey. »Hey, was ist denn mit deiner Hand passiert?«
    Gwen schrie, als sie die Klinge sah.
    »Der ist irre. Ich hab es immer gewusst, der ist irre.«
    »Leg das Ding weg«, sagte Audrey.
    »Gleich. Komm her.«
    Er packte sie am Handgelenk und zog sie zum Sofa. »Hör auf. Hör auf oder ich lass dich einsperren!«
    Falls sie Angst hatte, zeigte sie es ihm nicht. Das sah ihr ähnlich, bis zum allerletzten Moment hart zu bleiben. Erst, als er das Messer ansetzte, gab sie einen fuchtelnden, entsetzten Schrei von sich.
    Zuerst die Unterlippe, der Teil, auf dem man saß, er zerschnitt sie, der Länge nach. Dann die Oberlippe, die Arm- und Rückenlehne. Er stieß Audrey fort, als sie ihn hindern wollte. Dies war ein köstliches Werk, und er wollte nicht gestört werden. Die Füllung quoll ihm entgegen, wie Badeschaum, wie Gischt.
    »Gwen, ruf die Polizei!« Doch Gwen kauerte sich in einer Nische zusammen. »Dafür wanderst du in den Knast, du schwarzes Stück Scheiße.«
    Als er seine Tat vollbracht hatte, steckte er das Taschenmesser wieder ein. Er hatte seine Sache gut gemacht.
    »Ladys«, sagte er, »es war mir ein echtes Vergnügen.«
    Am nächsten Morgen kehrte er frisch geduscht heim, nach einer Nacht auf Rileys Sofa. Carla hielt sein Gesicht in den Händen. »Ich liebe dich«, sagte sie, »wirklich, das tue ich«, und gab ihm einen scharfen, trockenen Kuss. »Aber warum ist es so schwer, dich zu lieben?«
    Im Mai jenes Jahres legten sie ab. Sie steuerten die Silver westwärts ins Landesinnere und entdeckten ganz neue Spielarten der Stille. Lange, sonnengesprenkelte Spaziergänge mit Denise. Gelächter am Morgen. Zum ersten Mal erlag Antoney den reinen Freuden des Familienglücks, es genügte ihm, als wäre er endlich befreit von dem, was sich ihm in den Weg gestellt hatte. Er warf Denise inmitten einer Wildblumenwiese in die Luft. Abends hörte er mit Carla Musik, und manchmal tanzten sie auf dem Deck. Sie sagte, dass sie umziehen wollte. Sie fühlte sich nicht wohl auf dem Kanal, und sie sorgte sich um Denise. Er versprach es ihr.
    Der Drang nach Bewegung jedoch

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