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Als würde ich fliegen

Als würde ich fliegen

Titel: Als würde ich fliegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Evans
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jeweilige Fuß dabei nach vorne schiebt. Wenn ihn ein Mädchen zum Tanzen aufforderte, machte er aus Höflichkeit mit, doch nach ein oder zwei Songs zog es ihn wieder zurück zu seinem Mauerblümchen-Posten.
    Es waren nur noch zehn Tage bis Weihnachten, und am Himmel stand der Polarstern. Morgen war ein müder Sonntag. Gab es einen besseren Zeitpunkt, um ein swingendes Hemd, ein sexy Kleid oder eine Hose anzuziehen, deren Beine unten eine andere Farbe hatten, das Haar zu befeuchten, rüber zu den Marshalls zu gehen und seine drei Shilling an der Tür zu zahlen? Die Party war bereits in vollem Gange, als Antoney eintraf. Er schüttelte Coby die Hand und ging durch den Korridor zum Wohnzimmer. Die Möbel waren sämtlich nach oben geräumt worden, um Platz für die Lautsprecher zu schaffen, die übereinandergestapelt die Tänzer überragten. Die Plattenspieler standen an der Hauptwand; John beugte sich selig, in seiner Kopfhörerwelt versunken, über die ausladenden, schwarzen Klanglandschaften. Baba Brooks wummerte in die Köpfe, Derrick and Patsy, The Mighty Sparrow und James Brown. Die einzig freien Plätze waren die gleich neben den Lautsprechern. Nach einer halben Stunde musste Antoney seinem Trommelfell eine Erholungspause gönnen und machte sich auf zu den Drinks.
    Hinten, am Ende des Korridors, öffnete sich erneut die Tür, ein lärmender Pulk kam herein, alle lachten und scherzten mit Coby. Antoney erkannte Ekow. Er war mit einem anderen Typen und ein paar hübschen Mädchen da, und eines kam Antoney auch bekannt vor. Sie wirkten alle so locker, sie strahlten so viel Selbstbewusstsein, so viel Spaß aus. Sie erinnerten ihn an die Tänzer in Katherines Garderobe.
    Ekow ließ die Blicke schweifen und entdeckte Antoney. Er schenkte ihm sein breites, entspanntes Lächeln. Antoney nickte im Gegenzug und bahnte sich weiter den Weg in die Küche, zu einer Tasse Bowle. Dort fand eine laute Unterhaltung über Kricket statt; ein gelangweiltes, breitschultriges Mädchen stand am Spülbecken und hielt ihr Getränk mit beiden Händen fest. Als Antoney wieder ins Wohnzimmer ging, warf das Mädchen einen verstohlenen Blick auf ihn. Ekow fing ihn ab. »Hey«, sagte er. »Wo hast du gesteckt?«
    Sie waren beinahe gleich groß. Ekow trug ein enges gelbes Hemd mit einer Art Gloss darauf, und Antoney kam sich in seinem kurzärmeligen Baumwollpolohemd furchtbar fade vor. »Nirgendwo wirklich. Hier und da.«
    »Oscar hat nach dir gefragt.«
    »Ach ja?«
    »Ja, du solltest mal wieder vorbeikommen.«
    Eines der Mädchen fasste Ekow am Arm und lehnte sich an ihn. »Darren holt uns Drinks, Darling – Bowle?« Sie wirkte so ganz anders ohne ihre Tanzsachen, in Partykleidung, mit Make-up, Rouge, dicker Wimperntusche und langem geglättetem Haar, das ihr bis auf den Rücken reichte.
    »Simone«, sagte Ekow, »erinnerst du dich an den Typen hier? Nur eine Stunde da gewesen und schon wieder weg. Wahrscheinlich hast du ihn vertrieben.« (Das stimmte sogar ein wenig. Sie hatte in ihrem Trikot und ihren Ballettschuhen lässig und noch dazu in perfekter Symmetrie in der ersten Reihe getanzt und während Oscars kleiner Unterredung mit Antoney zum Thema Haltung auch noch nach hinten über die Schulter gestarrt.)
    »Also bitte«, sagte sie geziert, unterzog Antoney einer raschen Musterung von Kopf bis Fuß und streckte die Hand aus, »warum sollte irgendjemand mich fürchten? Moi ? Echt schön, dich wiederzusehen.« Sie wandte sich erneut an Ekow. »Michael ist da und schmeißt sich an Carla ran, behalt das mal besser im Auge. Dann also Bowle«, und damit ging sie zurück zu ihrer Freundin, die Kiefernhaut, türkisfarbene Stiefel und eine sensationelle Haarkrone zierten.
    »Klasse Hemd«, machte Antoney den Versuch, ein Gespräch in Gang zu bringen.
    »Ist vom Markt. Gefällt’s dir? Hey, Mann, alles klar?« Ekow schlug mit einem Kumpel ein. Jimmy Cliffs »Miss Jamaika« segelte aus dem roten Zimmer herüber, und daraufhin verließ Antoney den Korridor und kehrte zu einem besseren Platz, weiter von den Lautsprechern entfernt, zurück. Bald schon ergoss sich Ekows Truppe in den scharlachroten Raum und machte sich daran, die Tanzfläche zu erobern. Ekow begann mit einem Two Step, der noch ziemlich kompliziert und cool werden sollte, aber nicht gleich. Man geht den Tanz langsam an, findet sich erst einmal in die Atmosphäre ein, nickt zum Rhythmus, bewegt die Hände – außer, man ist Coby, der sich in die Mitte drängte und sofort mit den

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