Als würde ich fliegen
deinem Haar?«
Sie musterten ihre wundervolle, überschäumende Krone.
»Es bleibt, wie es ist.«
Eine halbe Stunde vor Mitternacht war das Gesprächsniveau im Wintergarten auf das Thema Blowjobs herabgesunken. Fansa gab den Ton an. »Ich will’s nicht mehr mit’m Mund«, sagte er. »Ich will nich, dass mir eine Frau auf den Eiern rumkaut.«
»Bring diesen Kerl doch mal jemand zum Schweigen. The Wonder, red du mit ihm«, sagte Ekow.
Antoney, der drei Bier und zwei Rum intus hatte, fragte aus reiner Neugierde: »Und warum nicht? Na los, jetzt lasst ihn mal erzählen.«
Alle räkelten sich in den Korbstühlen. Fansa erklärte mit geröteten Augen: »Also schön, passt auf. Sie macht da unten ihr Ding, und alles ist easy, aber eines Tages – denn irgendwann ist immer eines Tages – ist sie irgendwie komisch drauf, sie is sauer, wegen irgendwas, was letzte Woche war, du aber gar nicht mehr weißt.« Der Mann liegt also da (die Ausführungen gingen in diesem Stil weiter), in der sensibelsten Position, die ein Mann einnehmen kann, wehrlos, auf dem Rücken, der Ekstase nahe, und irgendwann fällt der Frau auf einmal ein, dass sie sauer ist, was zu einem ganz plötzlichen, überraschenden epileptischen Anfall führt, bei dem sie dem Mann den Schwanz abbeißt. Die anderen brüllten vor Lachen. Ekow riss sich mit Mühe zusammen. Nur The Wonder blieb ungerührt und gedankenvoll. »Fansa, du solltest nicht solche rüden Witze machen.«
»Hat eigentlich jemand Bluey gesehen?«, fragte Ekow.
Simone erschien an der Tür. Sie hatte ein Handtuch um den Kopf gewickelt und schnupperte die alkoholgeschwängerte Luft. »Ekow. Trinkst du etwa?«
»Baby, hast du mich jemals trinken sehen? Ich leb sauber.«
»Gut. Ich glaube dir. Aber es ist fast zwölf, ihr solltet bald Schluss machen. Antoney, du willst doch sicher morgen frisch sein?«
» Und munter«, giggelte Fansa in das restliche Gekicher hinein.
Dann erschien Carla in ihrem Bademantel, sie wirkte ernst und verängstigt und irrsinnig jung. Die Männer wirbelten herum, schauten hin und her zwischen ihr und Antoney, der keine Anstalten machte, sie zu beruhigen.
»Nun geht schon«, sagt Ekow.
Braut und Bräutigam verschwanden in der Halle. Sie versanken in einer kurzen, heftigen Umarmung, die zwar nach Alkohol roch, Carlas Zweifel jedoch augenblicklich zerstreute. Bevor sie nach oben ging, sah sie ihn scharf an und packte ihn mit den Fäusten an seiner Weste. »Eines will ich dir sagen.«
»Was denn, Baby?«
»Wenn du mir jemals wehtust, Antoney, wenn du mich jemals betrügst – werde ich dir das nie vergeben.« Ihr Tonfall entsetzte ihn.
Als er in den Wintergarten zurückkehrte, hörte man von draußen Geschrei. Simone ging zur Tür, zwei Gestalten kamen zickzacklaufend in Sicht, die eine lief nach links, die andere nach rechts. Jedes Mal, wenn sich ihre Wege kreuzten, machten sie einen Nijinsky-Sprung. In dieser Nacht, so sollte Simone es dann sehr viel später Lucas schildern, als Ricardo und Rosina gemeinsam LSD genommen hatten, waren sie ihr das erste und einzige Mal tatsächlich wie Zwillinge vorgekommen.
»The Wonder!«, sagte Rosina. »Du siehst wie das Meer aus! Simone! Du siehst – irgendwie hexig aus!«
»Wer will schwimmen gehen?«, fragte Ricardo verzückt.
»Ist es nicht widerlich, wie fremd und vollkommen albern sich Menschen benehmen, wenn sie betrunken sind? Ekow, sorg für Ruhe, sonst gibt es einen Höllenärger. Und geschwommen wird auch nicht!« Simones Nase ragte gen Himmel, dann verschwand sie im Bauch des Schlosses, gefolgt von Benjamin und The Wonder.
»Okay, Leute, die Party ist vorbei.« Ekow sammelte Gläser ein.
»Die Frau hat dich aber echt im Griff«, sagte Fansa.
Ekow betrachtete den Bräutigam, der mit geschlossenen Augen in seinem Sessel lehnte und lauschte. Rosina hüpfte zurück in den Garten und rief nach Ricardo. Er sah wie gebannt auf Antoney und sagte gedehnt: »Du musst das Meer sehen, Mann, es ist wuuun-der-schön – silbern und meilenmeilenweit.«
»Es wird nicht geschwommen!«, rief Ekow. »Heute Abend geht niemand schwimmen!« Aber Fansa rappelte sich auf und tollte hinter den Zwillingen her.
So blieben zwei. Antoney setzte sich auf. Ekow stand drohend, mahnend, ihm gegenüber, mit einer Flasche in der Hand.
»Na, so ein kleiner Spaziergang bei Nacht«, sagte Antoney leichthin.
»Lass es.«
Antoney machte Anstalten aufzustehen.
»Wenn du durch diese Tür gehst, ist Schluss.«
»Hör auf, mich
Weitere Kostenlose Bücher