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Als würde ich fliegen

Als würde ich fliegen

Titel: Als würde ich fliegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Evans
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Scherz.«
    »Äh …«
    Diese kratzige Kinderhand, dieser knochige Unterarm. Dieser penetrante Nikotingeruch. »Hör zu, ich kann dir nicht viel bieten, das weiß ich. Aber ich werde mich um dich kümmern. Ich werde dir niemals wehtun.« Seine Miene wurde immer verzweifelter. »Du wirst es nicht bereuen, das versprech ich dir.«
    »Das ist echt schräg, Bluey.«
    »Bitte, heirate mich. Irgendwo anders, wir verschwinden von hier.«
    Sie bewegte das Knie, um seine Hand loszuwerden, die sie ekelte. Die Hand sank auf den Boden. Carla schüttelte unmerklich den Kopf. »Ich liebe dich«, sagte sie, »das weißt du – aber als Freund.«
    Seine blauen Augen verdüsterten sich. Er stand auf und trat zurück. »Du willst mich also nicht?«
    »Tut mir leid. Nein.«
    Er zögerte, er sah mit finsterschwarzem Blick in den Garten.
    »Na schön«, sagte er. »Na schön. Ich hau schon ab.«
    »Die Frau ist klasse«, sagte Fansa, der unterdessen im Schatten einer Zypresse lag. »Guck nur, wie sie rumläuft – wie flott. Ich hab noch nie eine Frau in dem Alter gesehen, die noch so viel Feuer im Leib hat.«
    »Ich hab schon besser aussehende Frauen in ihrem Alter gesehen«, entgegnete Ricardo. Fansa und die Baronesse, die in der Ferne vorbeisauste, winkten sich zu.
    »Ich nicht«, sagte er. »Guck mal genau hin. Die ist richtig gut in Schuss. Hat ’ne gute Figur. Schöne Haut, weder Unreinheiten noch Leberflecken.«
    »Aber Falten.«
    »Wenige, und auch nur um die Augen rum. Aaach, das Gras ist so grün, die Luft so rein. Und London ist so siffig.«
    Fansa und Ricardo waren träge. Das Mittagessen war wieder opulent gewesen.
    »Ihr Mann hat gern geangelt. Am Strand steht seine Hütte, die Ausrüstung ist noch da. Hat sie gesagt. Netze«, seufzte Fansa, »Haken.«
    »Hm.«
    »Ich hab immer vom Fischen geträumt.
    »Jo«, sagte Ricardo und öffnete ein Auge. »Klar.«
    Das Hochzeitskleid der Baronesse hatte die Jahre in einer ledernen Schutzhülle gut überstanden. Es war schneeweiß und mit Diamanten besetzt, der Rock bestand aus fünf Lagen Stoff, die wie vom Winde verweht schienen. Das Oberteil schwang sich an zwei aufgestickten Pfeilen in Dekolleté und Nabel, an der Schulter entlud es sich zu aufgebauschtem Satin. Es war geradezu unheimlich, wie perfekt es Carla passte.
    Schon am Vorabend der Hochzeit fand eine Party statt. Die Männer tranken Alkohol, lungerten im Wintergarten herum, hörten Doris Day (die Lieblingssängerin der Baronesse) und Prince Buster, und das alles unter der strikten Auflage, von Simone an Ekow übertragen, die Trunkenheit auf einem beherrschbaren und zivilisierten Niveau zu halten. Als Trauzeugin verbrachte Simone den Abend mit den anderen Frauen im Salon im Nordflügel, bei einem deutlich verhalteneren Beisammensein mit Pfefferminztee und schlankem Champagner, das Rosina, sichtlich gelangweilt, verließ, sobald die Baronesse wieder ins Zimmer rauschte, um Carla zu einer letzten Anprobe in ihre Gemächer zu holen.
    Kristines Schlafzimmer verfügte über einen eigenen Wohnbereich mit einem kolossalen, lachsfarbenen Sofa, einer turmartigen orientalischen Truhe mit verschachtelten Schubladen und dem größten Bett, das Carla je gesehen hatte. Sie zog das gereinigte, blinzelnde Kleid hinter einem Paravent an und kam langsam hervor. Kristine schnappte nach Luft und stand auf.
    »Hinreißend!«, sagte sie. »Einfach perfekt!« Ihre Augen füllten sich mit Tränen, Carla musste schlucken. »Komm«, sagte die Baronesse, »komm mit zum Spiegel.«
    Kristine stellte sich hinter Carla. »Wir hatten die gleiche Größe. Das sollte wohl alles so kommen. Ihr wurdet zu mir geschickt, du und Antoney-Darling, um hier euer gemeinsames Leben zu beginnen, hm?«
    Das Kleid war eine Sternenwolke, es funkelte durch den Raum.
    »Es ist wundervoll«, sagte Carla. »Ich fühle mich wie eine Märchenfee.«
    »In der Tat, in der Tat!« Kristine fasste sie an den Oberarmen. »Und ich wollte dir noch etwas geben.«
    »Nein, bitte, Kristine, Sie haben uns schon so viel gegeben.«
    Die Baronesse schritt unbeirrt zu ihrer Truhe, holte eine Schmuckschatulle aus der zweiten Schublade, ging zum Sofa und wies auf den Platz neben sich.
    »Das hier habe ich an meinem Hochzeitstag von meiner Großmutter bekommen.« Sie hob ein Armband aus großen, ovalen Rubinen empor. Jeder Rubin war von einem Ring aus kleinen weißen Steinen, ebenfalls Diamanten, umfasst. Sie reichte es Carla.
    »Das kann ich nicht annehmen.«
    »Ich will es aber.«
    »Ich

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