Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Als würde ich fliegen

Als würde ich fliegen

Titel: Als würde ich fliegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Evans
Vom Netzwerk:
arrangiert von The Wonder und den anderen Musikern. Braut und Bräutigam wünschten sich eine kleine Feier, und so lud die Baronesse nur wenige wichtige Leute ein, die verstreut auf Seeland, Fünen und in Kopenhagen lebten: Mitglieder der dänischen Aristokratie, ein befreundeter Filmstar mit ihrem Ehemann. Ja ja ja, sagte sie, natürlich wird das eine kleine Feier, aber doch nicht klein im Sinne von unbedeutend , nur ein Mitglied der Presse (natürlich müsst ihr in die Zeitung!) und der russische Graf, der im Land weilte und ihr ebenfalls sehr teuer war. Stellen Sie sicher, dass wir genügend Stühle haben, wies sie den Butler an, stellen Sie sicher, dass wir genügend zu trinken haben; der Alkohol muss in Strömen fließen, diese farbigen Jungs trinken wie die Fische! Oh, eine Hochzeit, eine Hochzeit – funkelnde Silberzapfen hingen vom Dachrand, die Landesflagge wehte über dem dritten Turm. Und während die Tänzer unter den Bäumen ihre Dehnübungen machten, Kristine aufgeregt hin und her lief und mit den Armen ruderte, die Trommler ihre Trommeln spannten und vergnügt auf dem Rasen den Rhythmus schlugen, bemerkte niemand, zunächst nicht einmal Carla, dass sich Bluey abseits hielt und für lange Zeit verschwunden war. Seine Cowbell lag vergessen in einem Beutel voller Schlaginstrumente.
    » Hier bist du. Ich hab dich heute noch gar nicht gesehen«, sagte Carla, als er am Donnerstag plötzlich im Türrahmen des Wintergartens erschien. »Ich hab schon nach dir gesucht. Wo hast du gesteckt? Das hier gerät völlig außer Kontrolle, Bluey. Die Baronesse hat sich in eine Sprungfeder verwandelt. Und hast du von dem russischen Grafen gehört? Glaubst du, Jimi Hendrix kommt auch zu meiner Hochzeit? Also, dagegen hätte ich nichts.«
    »Jetzt hör sie dir an.« Simone stand hinter Carla und machte ihr, wieder ganz wie einst, das Haar, die angespannte Atmosphäre hatte sich gelöst. »Ich würde mich nicht beschweren, wenn ein Graf zu meiner Hochzeit käme. Soll er doch seine Entourage gleich mitbringen.«
    »Ich meine ja bloß, mir hätten der Vikar und ein paar Pastetchen gereicht. Dazu was von Otis – Frieden seiner Seele. Mir ist es einfach zu viel.«
    »Carla, du nimmst dich wie üblich nicht wichtig genug. Wenn du erst einmal mit einem weinenden Baby auf dem Arm und dunklen Rändern unter den Augen« – (der Embryo war inzwischen eine allgemein bekannte Tatsache) – »zu Hause sitzt, kannst du wenigstens daran denken und mit deinem Schicksal hadern: Das Leben ist ungerecht. Warum bin ich denn nicht so reich? Warum musste ich zurück nach Kilburn?«
    »Du würdest dich so oder so beschweren.«
    »Kann ich dich kurz sprechen?« Bis dahin hatte Bluey schweigend auf der Schwelle gestanden. Seine Bitte klang sehr barsch.
    »Wen, mich?«, fragte Simone.
    »Carla«, sagte er. Sein Haar war fettig. Er trug die Kleider vom Vortag.
    »Natürlich, Süßer. Schieß los.«
    »Allein.« Er schaute Simone finster an.
    »Aber bitte, ich entschuldige mich. Ein wenig Zartgefühl wäre trotzdem angebracht.«
    Sie wischte sich die Hände an einem Handtuch ab, das an Carlas Korbstuhl hing, ging nach draußen und warf Bluey einen bösen Blick zu. Er schloss die Türen hinter ihr, sah Carla eine Weile lang an, setzte sich auf einen Stuhl neben sie und stand gleich wieder auf.
    »Alles in Ordnung?«, fragte sie.
    »Nein, überhaupt nicht.«
    »Was ist los?«
    Er setzte sich wieder. »Ich weiß nich, ich weiß nich.«
    »Bluey?«
    »Eure Hochzeit. Das bist nicht du, Carla.«
    »Sag ich doch ständig. Aber es macht nichts, das ist alles Beiwerk. Im Kern bin ich’s.«
    Bluey zündete sich mit zitternden Händen eine Zigarette an. »Aber ich versteh nicht, wieso du ihn heiratest, das ist der Knackpunkt. Er ist nicht gut genug für dich. Ich mag ihn nicht. Du könntest doch jeden haben.«
    »Das siehst du so.« Sie klang gekränkt.
    »Ich will dich nicht verletzen.« Er stand auf und ging zur Tür, um nachzusehen, ob irgendjemand in der Nähe war. Doch sie waren vollkommen allein, daraufhin rieb er sich eine Hand an seiner Jeans ab, ging wie toll auf Carla zu und kniete sich vor sie hin. Er nahm ihre Hand, und sie musste an einen Hamster oder eine Maus denken, ein kleines kratziges Etwas, das ihr Knie streifte.
    »Heirate mich «, sagte er.
    Sie lachte ein kurzes Lachen. Der Schönheitsfleck neben ihrem Auge bewegte sich nach oben und wieder nach unten. Da war schon nichts mehr zu retten.
    »Meinst du das ernst?«
    »Das war kein

Weitere Kostenlose Bücher