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Als würde ich fliegen

Als würde ich fliegen

Titel: Als würde ich fliegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Evans
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kann nicht. Nein.«
    »Bitte. Bitte, nimm es. Ich will, dass du es bekommst.« Kristines Ton wurde sehr bestimmt.
    »Aber es gehört Ihnen . Wir kennen uns doch erst seit Samstag.«
    »Wenn es dir nicht gefällt …«, sagte Kristine beleidigt.
    »Das ist es nicht. Es gefällt mir ja, aber …«
    »Dann nimm es, bitte !«
    »Oh, Gott.«
    Es war überraschend schwer. Carla ließ es in der Hand liegen und betrachtete es; etwas rührte sich am Grund ihres Magens. »Ich helfe dir«, sagte die Baronesse und schloss das Armband um Carlas Handgelenk. »So, nun bist du fertig. Er wird überwältigt sein.« Carla bedeckte das Gesicht mit den Händen.
    »Aber meine Liebe! Was ist denn los?«
    Carla heulte.
    »Aber warum weinst du denn? Es gefällt dir nicht …« Schluchzen. »Dir gefällt das Kleid nicht! Oh, aber ich habe dir doch gesagt, trage es nur, wenn du es wirklich tragen willst . Wir können gleich morgen früh losgehen und etwas anderes kaufen.«
    »Es ist nicht das Kleid.«
    »Das Armband.«
    »Es ist nicht das Armband!«
    Kristine war konsterniert. Carla nahm die Hände fort, gab einen Champagner-Hickser und dann einen tiefen, zitternden Seufzer von sich. Ihr fiel auf, dass die Baronesse außergewöhnlich zierliche Füße hatte.
    »Mir kommt es vor, als würde ich in letzter Zeit nur noch heulen«, sagte sie. »Ich hab noch nie so viel geweint. Ich bin so aufgewühlt. Angeblich schlägt es ja auf die Stimmung.«
    »Die Stimmung? Was ist mit deiner Stimmung?«
    Carla konnte sich nicht beherrschen und brach in lautes Gelächter aus. Das war nicht zu fassen! Hatte Kristine bei all ihrem Geplapper und Herumgerenne, ihrem Organisieren, Einmischen und Flirten etwa nichts davon mitbekommen?
    »Bist du … in anderen Umständen?«
    »Und ob ich das bin!«
    Kristine zog ihr elfenhaftes Kinn ein und rutschte auf ihrem Platz herum. »Oh, das war mir nicht bewusst.« (Die Gäste auszuladen, die Blumen abzubestellen, den Grafen, nein, wie peinlich . Nein, dafür war es zu spät, viel zu spät, aber so etwas schickte sich doch nicht, du liebe Güte, die Jugend von heute.)
    »Wollen wir das Ganze lieber absagen?« Carla sah schon die verlockend schlichten Pastetchen samt Otis Redding vor sich.
    »Nein nein nein, unmöglich. Das ist überhaupt kein Problem für mich. Ich bin da vollkommen offen. Was für eine – wunderbare Steigerung dieses Anlasses … Wir wollen nur nicht, dass unsere Gäste davon erfahren. Ein Kind ist etwas Intimes, ein sehr intimes Wissen zwischen einem Mann und einer Frau, und ich würde nicht wollen – beim Grafen, zum Beispiel –, dass dieser Frieden durch das Wissen anderer gestört wird. Sind wir uns einig? Das verstehst du doch? Nein, da müssen wir jetzt durch.« Sie spähte auf Carlas Bauch. Es wurde still.
    »Es ist so schade, dass meine Mum nicht kommen kann.«
    »Ist das der Grund für deine Tränen?« Kristine wandte sich wieder an Carla. »Wenn du noch etwas auf dem Herzen hast, abgesehen von …«, ihre Augen wanderten nach unten, »… biete ich dir gerne mein Ohrläppchen an, obwohl du mich, wie du sagst, erst seit Samstag kennst. Ich kann dir nicht die Mutter ersetzen, aber zögere nicht, es auf einen Versuch ankommen zu lassen, damit es dir besser geht, damit du morgen von allen Sorgen befreit bist.«
    Carla entschied sich, es zu riskieren. Blueys Worte ließen sie nicht los. »Kämmt Antoney Ihnen, ich meine natürlich, kommt Antoney Ihnen wie ein Mann zum Heiraten vor?«
    »Aber natürlich. Er verfügt über all die nötigen Eigenschaften.«
    »Wirklich?«
    »Ja.« Schweigen. »Ist das alles ?«
    Carla sank schlapp gegen die Lehne. »Warum hab ich dann das Gefühl, einen Vogel in einen Käfig zu sperren?«
    (Was war nur mit diesem Mädchen los?) »Das verstehe ich nicht«, erwiderte die Baronesse.
    »Vergessen Sie’s. Es ist nicht wichtig.«
    Aber Kristine ließ nicht zu, dass die Braut so düster und zerknittert dasaß. Sie schaltete rasch wieder auf ihren lustig-hektischen Hochzeitsmodus um, zog Carla hoch und beförderte sie zurück vor den Spiegel. »Mach dir keine Sorgen«, sagte sie. »Deine Nerven und deine Stimmung, das ist alles. Kein Grund, sich wegen Antoney Sorgen zu machen. Er liebt dich. Ich sehe es daran, wie er dich anschaut. Du bist seine Musik, sein Diamant. Du bist sein Ein und Alles, und morgen wirst du den Mann heiraten, der dein Ein und Alles ist!«
    Ja ja, nun mach mal halblang, dachte Carla.
    »Nur eines noch, meine Liebe«, sagte Kristine. »Was machen wir mit

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