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Also lieb ich ihn - Roman

Also lieb ich ihn - Roman

Titel: Also lieb ich ihn - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Curtis Sittenfeld
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mal einen Mann, dem ›I will survive‹ nicht gefällt.«
    |123| »Das ist wohl ein Witz?«, sagt Hannah. »Dir ist schon klar, dass es eine Art … feministische Hymne ist, oder?«
    Das wird von den Männern mit brüllendem Gelächter quittiert, obwohl Hannah es durchaus ernst gemeint hat.
    Ted stellt seine Bierflasche auf dem Boden ab, geht ein paar Schritte von der Gruppe weg, dreht sich um und atmet tief ein: »
First I was afraid I was petrified/Kept thinking I couldn’t live without you by my side …
«
    »O Gott«, seufzt Hannah. Sie geht in die Küche zurück, nimmt sich ein neues Bier und sagt zu Sarie und Lois: »Das solltet ihr euch nicht entgehen lassen.«
    In der Halle tänzelt Ted herum, während er den Refrain singt, und die Frauen stimmen darin ein, mit Ausnahme von Hannah. Sie ist schon leicht angeschickert, für ihre Verhältnisse geradezu gelöst, aber betrunken ist sie nicht. Im Grunde fühlt sie sich ziemlich gut. Sie trinkt nur selten, und wenn sie es tut, wünscht sie sich, sie könnte immer einen kleinen Schwips haben.
    Teds Einlage verführt die anderen dazu, die Songs zu singen, die sie auswendig kennen: Auf »Stayin’ Alive« folgt »Uptown Girl«. Im allgemeinen Durcheinander stößt Lois Reds halbvolle Bierflasche um, doch außer Hannah scheint niemandem aufzufallen, wie die Flüssigkeit allmählich vom Teppich aufgesogen wird. Die Atmosphäre kommt ihr merkwürdig surreal vor, wie in einer Sitcom zum Büroalltag und eben nicht wie in einem echten Büro, wo man von den Leuten erwartet, dass sie die anfallenden Dinge auch erledigen.
    Ted packt Hannah von hinten an der Schulter, wirbelt sie herum und zieht sie an den Armen. Sie lacht. Doch als er sie loslässt, weicht sie leicht taumelnd zurück und erklärt: »Ich muss wieder an die Arbeit.«
    »Arbeit?«, sagt Ted. »Das glaubst du wohl selbst nicht.« Als Hannah in der Praktikantenbox ist, scheinen sich die |124| Wände zu bewegen. Sie sitzt am Schreibtisch, greift zur Maus rechts vom Computerbildschirm, um ihre Mails zu lesen. Neue Nachrichten sind nicht eingegangen, liest sie und schließt lieber schnell wieder das Programm, bevor sie eine anklagende Rundmail an alle Bürokollegen versendet –
Noch nie habe ich an einem Fleck so viel geballtes Mittelmaß erlebt
oder vielleicht
Mit euch zu arbeiten ist, als stürbe man einen ganz langsamen Tod
– oder bevor sie, was weitaus schlimmer wäre, eine Liebeserklärung an Henry losschickt. Seit ihrer gemeinsamen Fahrt nach Cape Cod vor über einem Jahr haben sie hin und wieder E-Mails ausgetauscht, die schwerlich Flirtcharakter hatten (einmal schrieb er ihr, um sie auf einen Artikel zum Thema »Bundesstaatenmottos« in der aktuellen
Globe
-Ausgabe hinzuweisen), allerdings mailen sie sich jetzt häufiger, da Henry in Korea lebt. Im März wurde er in die Seoul-Filiale der Unternehmensberatung versetzt, für die er in Boston arbeitete.
    Keine zwanzig Minuten später taucht Ted wieder auf. »Hey du«, sagt er, und sie erwidert: »Hey.« Hannah ist zurückhaltender denn je. Nicht etwa, weil sie die Leute hier nicht mag. Wie sollte Hannah sie nicht als Individuen mögen, die sich mit ihren kleinen persönlichen Ticks und Sehnsüchten offenbaren, ihr zwischendurch immer wieder freundliche Gesten erweisen? Nein, so gesehen, so wie Ted jetzt vor ihr steht, sind sie alle in Ordnung. Sie müsste schon sehr gnadenlos sein, um schlecht von ihnen zu denken. Bloß hatte sie nicht damit gerechnet, dass es in einem Büro – in der Welt der Erwachsenen – so banal zugehen würde.
    »Der Tag ist so gut wie gelaufen«, sagt Ted. »Wir fahren jetzt alle zu Rick, vielleicht hast du ja Lust mitzukommen.«
    »Wo wohnt er denn?«, fragt Hannah, im Glauben, das |125| sei eine nette Art, die Einladung abzulehnen, ohne sie direkt abzulehnen.
    »In North End. Du wohnst doch in Somerville? Dann kannst du von Haymarket aus die Bahn nehmen, wenn du nach Hause fährst.«
    Hannah ist überrascht, dass er weiß, wo sie in diesem Sommer untergekommen ist. »Bin in einer Minute bei euch«, antwortet sie.
    Um halb vier treten sie alle zusammen auf die Straße: Hannah, Ted, Rick, Stefan und Sarie. Die Bahn ist für diese Uhrzeit ungewöhnlich voll, und sie scherzen, dass ganz Boston blaugemacht hat, während sie noch schufteten. Sie reden laut, so wie alle anderen auch. Die Stimmung ist wie elektrisiert, in Erwartung des Feiertags.
    Ricks Freundin ist nicht da, als sie in die Wohnung kommen, die mit einem schwarzen

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