Also lieb ich ihn - Roman
Ledersofa und umgedrehten Milchkästen anstelle von Tischen möbliert ist.
Was für eine grauenhafte Kombination
, denkt Hannah. Angesichts des Sofas fragt sie sich, wie viel Rick verdient.
Stefan und Ted baldowern aus, was sie im nächstgelegenen Schnapsladen besorgen sollen, und Rick beschreibt ihnen den Weg. Als die beiden zur Tür raus sind, geht Rick ins Schlafzimmer, weil er sich umziehen will. Hannah und Sarie setzen sich auf das Sofa. »Hab ich dir von diesem Puerto-Ricaner erzählt, der heute angerufen hat?«
»Ich hab gehört, dass du telefoniert hast«, sagt Hannah.
»Es war so nervig. Er wollte mit irgendeiner Margaret sprechen, und ich sagte so ungefähr tausend Mal: ›Hier ist aber keine Praktikantin, die so heißt.‹ Und er sagte jedes Mal wieder ›Mit Miss Margaret sprechen bitte?‹«
Hannah greift nach einer Ausgabe von
S ports Illustrated
, die auf dem Milchkasten vor ihr liegt. Beim Blättern schaut sie sich die Anzeigen an.
Sarie plaudert unaufhörlich weiter. Im Lauf ihrer Geschichte |126| wird aus dem Puerto-Ricaner irgendwann ein Mexikaner. Nach vier Minuten blickt Hannah auf die Uhr und überlegt, ob die anderen sie künftig für schwer gestört hielten, wenn sie jetzt einfach aufstehen und gehen würde.
Dann kehren Stefan und Ted zurück, und von diesem Zeitpunkt an wird das Ganze zu einem kollektiven Besäufnis, Hannah mittendrin.
Rick schleppt aus dem Schlafzimmer
Trivial Pursuit
an, das spielen sie eine Weile, doch da sie gleichzeitig Shots hinunterstürzen, kann binnen einer Stunde keiner mehr richtig antworten. Sie geben es auf, einer schaltet stattdessen den Fernseher ein. So vergeht eine weitere Viertelstunde, und als Hannah sich vom Sofa erhebt, um aufs Klo zu gehen, muss sie sich an Saries Schulter festhalten. Im Spiegel über dem Waschbecken betrachtet sie ihre geröteten Wangen und strahlt, einfach so. Die Gästehandtücher sind rot – dass Rick Gästehandtücher hat, macht ihn in Hannahs Augen ein bisschen liebenswerter –, und sie trocknet sich jeden Finger einzeln ab, dabei stellt sie sich vor, sie sei ein Handmodel.
Als Hannah ins Wohnzimmer zurückkommt, haben Sarie und Ted die Plätze getauscht, und so steht die nächste Stunde im Zeichen umständlicher Annäherungsversuche, die Hannahs Bewusstsein überdeutlich registriert; genau genommen registriert ihr Bewusstsein nichts anderes als die Momente, in denen sie und Ted sich berühren. Diese Momente treten immer häufiger ein und münden darin, dass Ted den Arm auf Hannahs Schultern ruhen lässt, eine leichte, aber entschiedene Berührung.
Zu diesem Zeitpunkt – als die Zeichen sich häufen, dass mehr passieren könnte – geht Hannah wieder ins Bad, zieht eine Zahnbürste aus einem Becher, der am Waschbecken steht, und putzt sich die Zähne. In ihrem jetzigen |127| Zustand erscheint es ihr einfach nur keck und sogar recht bezaubernd, sich eine fremde Zahnbürste zu borgen.
Irgendwann kommt Ricks Freundin nach Hause, sie hat mehrere Einkaufstüten dabei und wirkt alles andere als erfreut; sie und Rick gehen in den Eingangsbereich, um sich dort lautstark zu zanken. Genau die Art von Auseinandersetzung, die Hannah im nüchternen Zustand genüsslich, wenn auch nicht ohne Schuldgefühle, auskosten würde, doch jetzt ist sie viel zu abgelenkt, um diese dramatische Szene zu würdigen. Sie schließt die Augen – alles dreht sich –, und als sie die Augen wieder öffnet, sieht sie Ted in die Küche gehen. Sie kann nicht anders, sie muss ihm hinterher. Dabei weiß sie gar nicht, was sie sagen soll, sie hat keinen Grund, in der Küche zu sein. Sie will einfach in seiner Nähe bleiben.
Im Lauf des Nachmittags wurde der Fernseher immer lauter gestellt, so dass er am frühen Abend – es ist jetzt nach sieben – alles übertönt und ihr Beisammensein deutlich chaotischer wirken lässt, als es im Grunde ist. »Amüsierst du dich?«, ruft Ted, als sie die Küche betritt. Er steht an der Spüle und füllt Eiswürfel in ein Glas. »Schön, dass du mitgekommen bist«, fügt er hinzu.
Kaum ist das ausgesprochen, grinsen sich die beiden an, er setzt die Eisschale ab, sie kommen sich näher, neigen sich einander zu, bis sie sich berühren. Seine Lippen streifen ihren Kiefer, das ist die erste Kontaktaufnahme. Danach gibt es einen kurzen, köstlichen Moment, in dem ihre Gesichter miteinander verhandeln – das versteht man also unter Küssen –, und dann knutschen sie ernsthaft. Hannah hätte niemals gedacht, dass ihr erster
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