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Alta moda

Alta moda

Titel: Alta moda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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ihrer Herrchen zu kümmern. Der Kleinste fiel den Größten an und provozierte einen spielerischen Zweikampf. Ein rotblonder kleiner Pinscher… Unbestreitbar, gewiß. Heutzutage… da wird einer, der viel Geld verdient, womöglich entführt… Seufzend setzte sich der Maresciallo in Bewegung.
    »He! Paß doch auf!«
    Mißbilligend guckte er hinunter auf den stollenbewehrten Vorderreifen des kleinen Dreirads, der da gegen seinen blankgeputzten schwarzen Schuh geprallt war. Das Kind machte vor den undurchdringlichen schwarzen Brillengläsern hastig kehrt und strampelte aus Leibeskräften zu dem Grüppchen rotnasiger Kunden vor einem der Verkaufsstände hin.
    »Omi! Omi!«
    »Komm her und laß dir den Schal binden. Wir müssen nachher noch zum Bäcker.«
    Olivgrün wälzten sich die Wassermassen unter der Santa-Trinita-Brücke, und sein Gesicht brannte von dem grimmigen Wind, der ihm den Atem nahm. Rosig und violett spiegelten sich die schneebedeckten Gipfel flußaufwärts, jenseits des Ponte Vecchio, am Horizont wider, überwölkt von einem tiefblauen, von allen Abgasen freigefegten Winterhimmel.
    »Guarnaccia!« Die Hand von Capitano Maestrangelo war warm und trocken. »Sie kennen den Stellvertretenden Staatsanwalt, Signor Fusarri? Er leitet in diesem Fall die Ermittlungen.«
    Aus einem tiefen Ledersessel, über dem eine bläuliche Rauchwolke schwebte, erhob sich ein schlanker, gutaussehender, elegant gekleideter Mann. Das süffisante kleine Lächeln, das über sein Gesicht huschte, war bühnenreif für eine Schurkenrolle.
    Der Maresciallo streckte die Hand aus, ohne den Mann recht wahrzunehmen, so verblüfft war er über dessen Anwesenheit. Normalerweise zitierte einen der Staatsanwalt in so einem Fall zu sich ins Amt. Doch mit einem Mal erinnerte er sich, erst an das Gesicht, dann an den Namen. Virgilio Fusarri, weiß Gott ein irritierender Mensch. Als sie das letzte Mal miteinander zu tun hatten, irritierte er den Maresciallo dadurch, daß er als ›der liebe Virgilio‹, Freund der Familie, in Erscheinung trat – das letzte, was man gebrauchen konnte, wenn nebenan im Bad eine Leiche lag. Es war aber dann doch gutgegangen. Und etliche Jahre davor… »Aber sicher kennen wir uns!« Fusarri maß ihn mit prüfendem Blick. »Nein, sagen Sie nichts, ich komme schon von allein drauf. Gut, Capitano, ich schlage vor, wir setzen uns und Sie fahren fort.«
    »Also die Fahndung nach dem Wagen läuft. Es ist zwar anzunehmen, daß die Täter das Fahrzeug gewechselt haben, sobald sie aus der Stadt raus waren, trotzdem ist das Auto unser erster Anhaltspunkt, immer vorausgesetzt, man wollte uns nicht mit einer falschen Spur in die Irre führen. Zehn Tage sind natürlich eine lange Zeit, viel zu spät für Straßensperren und eine sinnvolle Spurensuche am Tatort. Die Familie…« Auffordernd sah er den Maresciallo an.
    »Der Sohn hat auf dem Hof ein Stück von der Hundeleine gefunden. Offenbar haben die Täter sich reingeschlichen, während die Contessa mit dem Hund draußen war. Es war wohl üblich, daß der Haupteingang für diese paar Minuten offenblieb. Aber der Anschlag galt möglicherweise der Tochter, einer jungen Frau Anfang zwanzig. Abends hat nämlich meistens sie den Hund ausgeführt. Sie ist bereit, mit uns zusammenzuarbeiten – jedenfalls im Moment. Den Sohn habe ich noch nicht gesprochen. Dann gibt’s da noch einen gewissen…«, er mußte den ausländischen Namen in seinem Notizbuch nachschlagen, »Patrick Hines, ein Rechtsanwalt.«
    Fusarri verzog das Gesicht.
    »Es kommt noch schlimmer«, warf der Capitano warnend ein. »Wie ich vom Maresciallo höre, will der Anwalt einen Privatdetektiv einschalten.«
    »Ach, du großer Gott!« Fusarri beugte sich vor und drückte sein übelriechendes toskanisches Zigarillo im großen gläsernen Aschenbecher auf Maestrangelos Schreibtisch aus. »Und der Hund? Haben Sie den schon?«
    Beide wandten sich an den Maresciallo. Der schien ganz mit der Mütze auf seinem Schoß beschäftigt. »Die Täter werden nicht riskieren, daß er wieder heimfindet und Alarm schlägt. Genausowenig, wie daß er irgendwo da draußen ihr Versteck verbellt.«
    »Also?« Fusarri steckte sich das nächste Zigarillo an. Die drei sahen einander vor lauter Qualm kaum noch.
    »Ich nehme an, sie haben ihn unterwegs rausgeworfen, auf der Autobahn oder auf einer Schnellstraße. Oder ihn in ihrem Versteck totgeschlagen.«
    »Könnten wir ihn trotzdem finden, Capitano?«
    »Ist nicht ausgeschlossen. Wenn

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