Alta moda
vielleicht der Jagdverband mithilft.«
»Gut. Aber erst mal brauchen wir das Auto.«
»Das haben wir bald.« Maestrangelo wandte sich wieder an den Maresciallo. »Lassen Sie mal hören, was Sie über die Familie in Erfahrung gebracht haben.«
Und der Maresciallo berichtete. Mal sprach er zu der Mütze auf seinen Knien, mal zu dem großen Ölgemälde, das rechts hinter dem Kopf seines Capitanos hing. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte er sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht geäußert, denn bis jetzt schwebten ihm nur lauter unzusammenhängende Bilder durch den Kopf, teils konkrete, wie das von dem Mädchen mit den reglosen weißen Händen, teils imaginäre, wie das von dem rotblonden kleinen Köter hinter den geschlossenen Fensterläden des Palazzo Brunamonti. Und was gab es darüber zu sagen?
»Da wird es sehr viel Fingerspitzengefühl brauchen«, sagte er. »Schon weil die sich untereinander nicht einig sind.«
»Welche Familie ist das schon«, versetzte der Capitano. »Also dann, zeigen Sie Fingerspitzengefühl.«
»Und was ist mit dem Privatdetektiv?«
»Den übernehme ich.« Fusarri lehnte sich zurück, wedelte ein Guckloch in seine Rauchwolke und maß die beiden mit vergnügtem Blick. »Jetzt weiß ich wieder, wer Sie sind«, wandte er sich an den Maresciallo. »Wir sind uns zuletzt bei meiner lieben Freundin Eugenia begegnet, stimmt’s?«
Der Capitano sah erstaunt von einem zum anderen und wunderte sich, in was für exklusiven Kreisen sein Maresciallo verkehrte. Dann fiel ihm die Geschichte mit der Leiche im Badezimmer ein, und sein Weltbild war wieder in Ordnung.
Fusarri paffte grüblerisch vor sich hin. Dann wies er mit dem Zigarillo auf den Maresciallo. »Da war aber noch was. Muß Jahre hersein. Maestrangelo?«
»Die Maxwell-Entführung. War, glaube ich, Ihr Einstand hier. Wir haben den Fall gemeinsam bearbeitet.«
»Richtig! Und der Maresciallo kam irgendwann im Lauf der Ermittlungen dazu. Das Mädchen damals, das war eine Amerikanerin, oder? Hat man Sie eingeschaltet, weil Sie Englisch sprechen? Irgend so was war’s doch, oder?«
Der Maresciallo wich seinem durchdringenden Blick aus. »Nein, nein…«, murmelte er verlegen.
»Aber irgendwas war da. Egal, wird mir schon noch einfallen.« Fusarri stand auf. »Hubschrauber?«
»Das Sondereinsatzkommando in Livorno ist in Bereitschaft.«
»Hundestaffel?«
»Ebenfalls in Bereitschaft. Bis ich weiß, wo wir suchen müssen.«
»Und wie lange wird das dauern?«
»Bis ich weiß, wer hinter dem Anschlag steckt. Dann können wir das Operationsgelände eingrenzen.«
»Aha. Sie werden irgendein Kleidungsstück von der Frau brauchen. Aber die Details können wir wohl unserem Maresciallo überlassen. Ich kümmere mich um eine Fangschaltung und werde die Guthaben der Familie einfrieren lassen. Dazu brauche ich aber alle verfügbaren Angaben über die Vermögenswerte. Wenn Ihre Ermittler mir da unter die Arme greifen könnten? Ach ja, was ist mit dem basista, dem Informanten: noch keine Hinweise darauf, wer das Opfer ausgekundschaftet haben könnte?«
»Bis jetzt nicht, nein. Natürlich muß es jemand sein, der Einblick in die Vermögensverhältnisse hatte und mit den Gewohnheiten der Familie vertraut war. Meine Männer sind schon dabei, das Umfeld zu durchleuchten.«
»Ich hätte gedacht, das wäre eine Aufgabe für unseren Maresciallo, wo er doch ohnehin die Angehörigenbetreuung übernimmt.« Diesmal gelang es ihm doch, Blickkontakt mit Guarnaccia aufzunehmen. »So langsam dämmert’s mir«, sagte er und wandte sich dann wieder an den Capitano. »Ansonsten heißt es abwarten, bis die Entführer sich melden. Vermutlich werden Sie jetzt einwenden, daß Sie unterbesetzt sind und daß das ein Fall für Interpol ist, aber ich will vorläufig keine Zivilkräfte einschalten. Solange noch keine gesicherten Erkenntnisse vorliegen, halte ich es für das Beste, wir lassen Ihre Leute ungestört arbeiten, und Sie vertrauen auf Ihre bewährten Ermittler vor Ort.«
»Besten Dank. Damit tun Sie mir einen großen Gefallen.«
»Und hier kommt gleich noch einer: Ich hab nämlich das sichere Gefühl, daß ich in der Procura nichts für Sie frei habe. Mir ist jedenfalls so, als wären dort alle drei Abhörkabinen besetzt. Sie werden sich also mit Ihren eigenen Einrichtungen behelfen müssen. Was ich natürlich aufrichtig bedauere.« Dabei sah er keinen von beiden an, sondern sprach fröhlich lächelnd zur Wand.
»Ich…« Da dem Capitano keine geeignete
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