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Alta moda

Alta moda

Titel: Alta moda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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Banditen planen ihren nächsten Coup schon im Knast, und sowie sie draußen sind, verschwinden sie spurlos, und dann haben wir die nächste Entführung am Hals.«
    »So sieht’s aus«, sagte der Capitano.
    Der Maresciallo fuhr nach Florenz zurück und überließ es dem Capitano, die Razzia in Salis’ Operationsgebiet bis zum Abend abzublasen und den Staatsanwalt über die Wendung im Fall Brunamonti zu unterrichten.
    Soviel also zur leeren Hundehütte. Aber sein ›Hundetag‹, wie der Maresciallo ihn bei sich nannte, war mit dem Kadaver in der Kühlkammer des gerichtsmedizinischen Instituts noch nicht zu Ende. Als er gegen sieben Uhr abends seinen gewohnten Besuch im Palazzo Brunamonti machte, fand er Leonardo und Patrick Hines – zum Glück ohne seinen Detektiv – auf dem weißen Sofa im Salon. Sie beugten sich über etwas, das auf dem Boden stand. Sylvia, das Hausmädchen, war, als sie dem Maresciallo die Tür öffnete, womöglich noch verheulter gewesen als sonst und hatte sich gleich wieder verzogen.
    »Sie ist wieder da«, sagte Leonardo und sah mit feuchtschimmernden Augen zu ihm auf. »Tessie…«
    Auf dem Boden zwischen den beiden Männern stand ein Korb, und darin lag, wie leblos, die kleine rotblonde Promenadenmischung. Leonardo wusch dem Tierchen behutsam das verkrustete Blut von der Schnauze und flößte ihm mit einer Pipette Wasser ein. Alle vier Pfoten waren bandagiert. Tessie war zu schwach, um den Kopf zu heben oder auch nur die Schnauze aufzumachen, aber als die ersten kühlen Wassertropfen zwischen ihre Fänge sickerten und die ausgedörrte Zunge netzten, da probte sie mit ihrem Stummelschwänzchen ein mattes Wedeln der Dankbarkeit.
    »Ein richtiges Häuflein Elend ist sie«, sagte Patrick Hines. »Weiß der Himmel, wie sie es geschafft hat, sich mit den schweren Verletzungen bis nach Hause zu schleppen. Die Treppe hat sie nicht mehr geschafft. Aber sie versuchte noch, bis in den Hof und zum Brunnen zu kriechen. Offenbar hat sie seit Tagen nichts mehr zu trinken gehabt, von Futter ganz zu schweigen. Als ich vorhin kam, hatte sich schon das halbe Atelier um sie versammelt. Die Leute haben sie dann in eine Stoffbahn gehüllt und rauf getragen. Ich schätze, Tessie hat mehr als einen gebrochenen Knochen im Leib, und ihre Pfoten sind auch ganz wundgelaufen und blutig.«
    Der Maresciallo sah hinunter auf das kleine Bündel aus Knochen und Fell, das kein Gramm Fleisch mehr am Leib hatte, aber immer noch beherzt genug für ein winziges Schwanzwedeln war. Er hätte nicht gewagt, das gebrechliche, schmerzgepeinigte Tierchen mit seiner schweren, ungelenken Hand zu streicheln. Alles, was ihm einfiel, war die Frage: »Müßte sie nicht zum Tierarzt?«
    »Nicht in dem Zustand«, sagte Leonardo. »Erst mal braucht sie viel zu trinken, Ruhe und Schlaf, bevor man sie gründlich untersuchen und röntgen kann. Im Moment würde ihr das eher schaden. Ich bin überzeugt, sie schafft es und kommt durch. Sie muß es schaffen!«
    Als er hinausging, um frisches Wasser zum Auswaschen der Wunden zu holen, versicherte Patrick Hines dem Maresciallo, die Rückkehr des Hundes sei ein wahrer Segen, und das in mehr als einem Sinne: Endlich könne man konkret etwas für Olivia tun, statt nur hilflos herumzusitzen. »Und das gilt für mich genauso wie für Leo.«
    »Ich verstehe Sie sehr gut. Man hängt nicht mehr so in der Luft, wenn man ein erstes Lebenszeichen bekommen hat.« Der Maresciallo, der Charles Bently, den Detektiv aus London, mißtrauisch wie einen Marsmenschen beäugt hatte, fand Patrick Hines eigentlich ganz sympathisch. Er war hochgewachsen, gut gebaut und athletisch, ein ruhiger, diskreter Mensch mit grauem Haar und blauen Augen. Und nach allem, was der Maresciallo über Olivia Birketts Vergangenheit wußte, war er genau der richtige Partner für sie. Auch hatte es den Anschein, als ob der Sohn bei ihm den gewünschten Rückhalt fände.
    Lautes Schluchzen kündigte Sylvias Erscheinen an. Der Maresciallo und Hines wechselten einen Blick, und der Amerikaner sagte leise: »Gott sei Dank hat sie eine verheiratete Schwester ganz in der Nähe, bei der sie, glaube ich, die nächste Zeit unterkommen wird.«
    Das schluchzende Mädchen trat ins Zimmer und greinte hinter einem Papiertaschentuch hervor, daß die Signorina den Maresciallo zu sprechen wünsche. Da sie das offenbar als Aufforderung verstanden wissen wollte, ihr zu folgen, ging Guarnaccia ihr nach. Doch statt ins Zimmer der Signorina führte sie ihn in das

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