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Alta moda

Alta moda

Titel: Alta moda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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Verschwendung einfach nicht leisten. Ich meine, wo Sie schließlich zuständig sind, ist dieser Mann doch die pure Verschwendung, oder? Und wenn die Lösegeldforderung kommt, brauchen wir da nicht alles, was wir nur irgend zusammenkratzen können?«
    »Doch, schon, aber ich glaube nicht, daß ich…«
    »Bitte, reden Sie mit den beiden! Sie werden einsehen müssen, daß das Lösegeld wichtiger ist. Ich habe heute all diese Artikel über Entführungen in den Zeitungen gelesen. Man braucht V-Männer, Informanten, Telefonüberwachung, getarnte Suchtrupps, die sich oben in den Bergen verschanzen – aber nicht so einen Fettwanst mit gegelten Haaren, der sich auf unsere Kosten in einem Nobelhotel den Bauch vollschlägt. Ist doch wahr, oder?«
    »Ja, Signorina, aber bedenken Sie auch, daß wir uns um all das kümmern, was Sie da eben aufgezählt haben. Und falls Ihrem Bruder und Signor Hines wohler ist, wenn dieser Mann noch zusätzlich die Augen offenhält, dann wird ihnen das Kraft geben, die kommenden Belastungen besser zu ertragen. Sie sollten sich darüber nicht so aufregen. Solange Sie, wenn alles vorbei ist, Ihre Mutter wieder wohlbehalten daheim haben, solange ist doch alles andere nebensächlich, oder?«
    »Er kommt mir nicht einmal besonders intelligent vor. Ich habe schon zweimal mit ihm geredet, und als wir uns heute morgen über den Weg liefen, da konnte er sich nicht mal an meinen Vornamen erinnern.«
    Der Maresciallo beschloß, sich zu verabschieden, bevor auch seine Intelligenz auf den Prüfstand kam. Sie hatte inzwischen angefangen, Abendkleider auszurangieren, deren kostbare Stoffe bei der indirekten Beleuchtung verführerisch schimmerten, und als er ging, war auch er sich keineswegs sicher, wie sie mit Vornamen hieß, obwohl es mittlerweile in seinem Notizbuch stand. Um so sicherer war er dafür in einem anderen Punkt: Selbst wenn sie recht hatte und der Detektiv in der Tat überflüssig war, so würde er das ihrem Bruder ganz bestimmt nicht sagen. Er konnte nicht riskieren, sich Leonardos Sympathien zu verscherzen.
    Sein letzter Besuch an diesem Tag führte ihn zu seinem Capitano. Der war, wie nicht anders zu erwarten, ziemlich niedergeschlagen, seit die maßgeblichen Stellen ihm den Fall aus der Hand genommen hatten. Ein Mann von geringerem Format – und deren gab es viele in der Armee – würde jetzt, im voraus jeder Profilierungschance bei der Aufklärung des Falles beraubt, Dienst nach Vorschrift machen und sein eigentliches Engagement auf ein Gebiet verlagern, bei dem ihm Anerkennung winkte. Maestrangelo dagegen nutzte, obgleich er abgespannt wirkte und sich, während der Maresciallo bei ihm war, ein Glas Wasser für eine Kopfwehtablette bringen ließ, nicht einmal diese Gelegenheit, sich seinen Frust von der Seele zu reden. Wenn der Maresciallo sich wunderte, woher er die Zeit nahm, ihn zu empfangen, dann weil er nie gemerkt hatte, wie beruhigend und aufbauend seine Gegenwart auf den Capitano wirkte. Und es ist anzunehmen, daß sein vorgesetzter Offizier, wenn er es selber ganz durchschaut und ihm hätte vermitteln wollen, dafür nur einen verständnislos stummen Blick ernten würde. Zwischen den beiden bestand eine ebenso tief verwurzelte wie uneingestandene wechselseitige Abhängigkeit.
    »Die Angestellten«, sinnierte der Maresciallo vor sich hin, »ich habe mich nur ganz flüchtig umgesehen, aber ich nehme an, sie sind…» »Durch die Bank grundanständige Leute. Wieso? Hat die Familie einen Verdacht in der Richtung geäußert?«
    »Nein, nein. Und ich dachte auch – so beim ersten Eindruck, Sie verstehen –, daß die Belegschaft loyal und einmütig zu ihrer Firma steht…«
    »Aber?«
    Der Maresciallo musterte die Mütze auf seinen Knien, seinen linken Schuh, das Gemälde an der Wand gegenüber. »Irgendwas ist da…«
    Der Capitano enthielt sich jedes Stichworts, jeder Frage.
    »Ich weiß nicht. Ich hatte von Anfang an das Gefühl, da ist irgendwas, aber ich war nicht ganz… na ja, und dann kam die Geschichte mit den Hunden dazwischen und die… aber daran hätte ich mich natürlich nicht so festgebissen… nein, wissen Sie, das war von Anfang an da… ›Ihro Gnaden‹, so haben die sie genannt, und das hat mich irritiert. Nun bin ich da nicht so beschlagen – Sie können das besser beurteilen –, aber finden Sie, das gehört sich? Daß man von einer Contessa als von ›Ihro Gnaden‹ spricht?«
    »Ich würde sagen, nein. Aber…«
    Der Maresciallo arbeitete sich weiter vor, langsam

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