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Alta moda

Alta moda

Titel: Alta moda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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den Hof und zu seinem Moped. Der zweite Schuß prallte an dessen Schutzblech ab, aber während der Junge sich mühte, den Motor anzuwerfen, blieb Salis reichlich Zeit, nachzuladen und den Verräter zweimal mitten zwischen die Schulterblätter zu schießen.
    Noch bevor es richtig hell wurde, hatte er den Leichnam auf der Ladefläche seines alten, selbst zurechtgezimmerten Pritschenwagens über die Berge geschafft und auf dem Gebiet der feindlichen Sippe abgeworfen. Aufgrund der vorangegangenen Messerstecherei war Bini gleich im Bilde und machte sich ohne Zögern auf, um Salis zu verhaften. Er fand eine große Blutlache im Hof, ein Moped und eine Ehefrau, die eisern schwieg. Salis war und blieb verschwunden. Giovannis Frau war eine entschiedene Gegnerin von Erpressung und Geiselnahme, doch im Fall Brunamonti fühlte sie sich augenscheinlich nicht betroffen. Als Bini und der Maresciallo bei ihr aufkreuzten, da hatte sie nur die eine Angst, man könne ihren Mann, sollte er den Carabinieri bei der bevorstehenden Suchaktion in die Hände fallen, unter Mordanklage stellen. Darum war sie schlagartig verstummt, als der Maresciallo den Hund erwähnte.
    »Und haben Sie Beweise?« fragte der Capitano. »Ich meine handfeste Beweise – abgesehen von der Blutlache.«
    »Ich habe nicht mal das Blut«, sagte Bini. »Der Junge wurde im August erschossen. Bevor die von der Spurensicherung anrückten, kam ein Gewitter, es regnete in Strömen, jeder Fluß und jeder Bach trat über die Ufer und setzte alle Wege unter Wasser. Nein, ich habe kein Blut. Alles, was ich habe, ist der Hund. Als ich auf Salis’ Hof kam, um die Frau zu verhören, da hat mich das genauso stutzig gemacht wie später den Kollegen Guarnaccia: die Schafe im Pferch und die Hundehütte leer. Zu jedem Schäfer gehört ein Hund. Also sag ich zu ihr, ich sag: ›Wo ist der Hund?‹ Darauf sie: ›Der ist tot.‹ Angeblich war er krank, und ihr Mann hatte ihm den Gnadenschuß gegeben. Ich hab sie gefragt, wo sie ihn begraben hätten. Sie zeigte mir die Stelle, und ich ließ den Hund wieder ausbuddeln. Erschossen wurde er, das ergab die Obduktion, aber gefehlt hatte ihm rein gar nichts. Die Kugel stammte aus der gleichen Waffe wie die, mit der man den Jungen getötet hatte. Der Querschläger, der vom Moped abgeprallt war, der traf den Hund, verstehen Sie? Einen Beweis habe ich also doch, denn der Hund, der liegt in der Kühlkammer des gerichtsmedizinischen Instituts.«
    »Er muß doch gewußt haben«, sagte der Capitano kopfschüttelnd, »daß Sie den Hund finden würden.«
    »Na sicher wußte er das«, sagte Bini, »und mit dem Gewitter hat er auch nicht rechnen können. Trotzdem tat er nichts, um die Blutlache zu entfernen. Der Salis, das ist noch einer vom alten Schlag, das dürfen Sie nicht vergessen. Er fühlte sich im Recht mit dem, was er getan hat, und sah folglich keinen Grund, irgendwelche Spuren zu beseitigen. Den Leichnam, den hat er bei den Puddus abgeladen, weil der Junge ihn an sie verraten hatte, also sollten die ihn auch gefälligst behalten. Salis würde lieber da oben in den Bergen verrecken, als so eine Schmach, wie Puddu sie ihm angetan hat, ungesühnt hinzunehmen. Ich kenne ihn. Der Mann hat einen unbändigen Stolz, und seine Ehre geht ihm über alles.«
    Hätte Bini doch nur schon früher den Mund aufgemacht! Laut sagte der Capitano das allerdings nicht. Schließlich wäre ein solcher Vorwurf kaum gerecht gewesen, da niemand Bini eingeweiht und ihm gesagt hatte, daß es neben Salis noch einen zweiten Verdächtigen gab und daß dieser zweite Mann der Kopf der gegnerischen Sippe war, eben jener Giuseppe Puddu, der sich im letzten Jahr bei einem Freigang abgesetzt hatte. So erkundigte sich Maestrangelo denn nur: »Und Puddu? Was wissen Sie von dem?«
    »Ach je, Puddu… nein, in einen wie Salis, da kann man sich hineinversetzen, aber Puddu, der hat überall seine Finger drin, kungelt mit den Toskanern, mit Geldverleihern und wenn Sie mich fragen, auch mit der Mafia. Nein, Puddu, der hat schon vor Jahren vergessen, daß er ein Sarde ist. Aber daß er nach der Razzia heute glauben wird, er hätte Ihnen Sand in die Augen gestreut, das ist gar nicht schlecht, oder? Eigentlich sollten Sie Giovanni Salis fragen, was er von Puddu hält, aber wenn’s nach mir ginge, dann kriegte der lebenslänglich, jawohl. Bei gewissen Subjekten geht mir das nämlich zu glatt, das mit dem offenen Vollzug, wenn sie grade mal die Hälfte ihrer Strafe abgesessen haben. Die

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