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Alta moda

Alta moda

Titel: Alta moda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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und unerbittlich wie eine Dampfwalze. »Noch dazu in diesem Ton. Der hat mich überhaupt am meisten irritiert.«
    Der Capitano spielte mit einem Bleistift auf der polierten Schreibtischplatte und hörte ruhig zu. Wenn Guarnaccia in dieser Stimmung war, dann brauchte er nur einen Seismographen, an dem er seine Eindrücke testen konnte.
    »Irgend etwas ist da faul«, beschied ihn der Maresciallo endlich. »Einer in der Familie – und dazu gehört für mich auch Hines… aber im einzelnen ist keinem was nachzuweisen.«
    »Sie zählen Hines zur Familie?«
    »Das Mädchen hat so eine Bemerkung gemacht. Er hat ein Verhältnis mit Olivia Birkett, ist aber sehr diskret. Ein anderer würde sich vielleicht als Hausherr aufspielen, er dagegen wohnt im Hotel und ist nur tagsüber bei den jungen Leuten im Palazzo – mal mit diesem Detektiv, mal ohne ihn.«
    »Aber Sie haben schon den Eindruck, daß die Familie noch kooperativ ist? Oder haben Sie da auch Bedenken?«
    »Ja und nein. Wissen Sie, die sind untereinander nicht einig, und darum muß ich aufpassen, daß keiner mich für parteiisch hält.«
    Da sein Maresciallo aus Sizilien stammte, war der Capitano diesbezüglich unbesorgt. Er sagte indes nichts weiter als: »Ich habe ein paar Männer in Puddus Revier eingeschleust, die Provianteure ausspähen sollen, Wachablösungen und so weiter. Morgen wird eine Hubschrauberstaffel das Gebiet überfliegen, aber davon verspreche ich mir nichts. Puddu ist ein ausgefuchster Profi.«
    »Aber vielleicht bringt es schon was, wenn das Opfer die Flieger hört.«
    Der Capitano schüttelte den Kopf. »Nicht zum jetzigen Zeitpunkt. So was funktioniert in den ersten zwei, drei Tagen, wenn das Opfer noch mitzählt, und dann wieder gegen Ende, in der Phase zwischen Lösegeldübergabe und Freilassung. Dann hat man eine Chance, mit Hilfe des Zeitund Raumgefühls der Geisel das Versteck aufzuspüren. Aber jetzt aufs Geratewohl in der Gegend herumzufliegen…« Er besann sich und räumte ein: »In der Öffentlichkeit wird es immerhin einen guten Eindruck machen. Zumal das Fernsehen dabei ist. Aber was wir brauchen, Guarnaccia, das ist der basista, der Kundschafter, der Informant an der Basis. Also bleiben Sie an der Familie dran, es muß da eine Verbindung geben, und sei sie noch so vage. Was ist mit der Tochter? Hat sie einen Freund?«
    »Erwähnt hat sie keinen, sie scheint auch nie auszugehen, und der einzige Mann, über den sie – abgesehen von ihrem verstorbenen Vater – gesprochen hat, ist ein Fotograf, der nach ihrer Darstellung viel von ihr hält, ebenso wie ihr Professor an der Uni…«
    Fotos… dieses hartnäckige Unbehagen, das er nicht loswerden konnte, hatte irgend etwas mit Fotos zu tun. Er wollte schon darauf zu sprechen kommen, aber da fiel ihm sein alberner Traum vom Verbrecherfoto eines mißhandelten Hundes ein, und er schwieg betreten. Der Hund mit der blutverkrusteten Schnauze… Blut, das Leonardo heute abend abgewaschen hatte. Aber gehörte nicht auch Nesti irgendwie in diesen unseligen Gedankengang hinein? Nesti hatte den Capitano im Verdacht, er wolle mit dem Fall Karriere machen. Nun, jedem Versuch in diese Richtung hatte Interpol einen Riegel vorgeschoben. Außerdem war Nesti auf dem Holzweg, und zwar gründlich, was er ihm bei nächster Gelegenheit vielleicht sogar sagen würde. Der Capitano war ein anständiger Mensch, zuverlässig und pflichtbewußt, und er würde alles daransetzen, diesen Fall zu lösen, egal, was passierte.
    Es war gut, daß einer seiner Carabinieri den Maresciallo zum Palazzo Pitti zurückfuhr. Guarnaccia war nämlich immer noch nicht ganz bei sich, weil dieser Film in seinem Kopf ihn nicht losließ. Mal hielt er ihn an, um eine Szene genauer zu betrachten, mal spulte er eine Dialogstelle zurück.
    Ihro Gnaden… ihro Gnaden waren strikt dagegen, und so wurde nichts draus… woraus? Ach ja, aus dem Etikett mit dem Namen Brunamonti. Gut, warum hätte sie dafür sein sollen? Schließlich war sie eine geborene Birkett, und die Ehe hatte ihr nicht eben Glück gebracht. Ihr Atelier hatte sie gegen den Widerstand ihres Mannes aufgebaut… Eine Contessa Brunamonti arbeitet nicht für Geld. Hm. Warum dann aber dieser Ton? Ihro Gnaden. Nein, nein, das reimte sich alles nicht zusammen. Das mußte der Capitano klären oder sonst wer Kompetentes. Was dem Maresciallo fehlte, das war jemand, der mit der Familie befreundet, aber nicht zu eng liiert war, jemand, der allen Klatsch kannte, vorzugsweise eine Frau,

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