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Alta moda

Alta moda

Titel: Alta moda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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ihrer Mutter.
    Der Raum schwamm in einem weichen, gedämpften Licht, dessen Quelle nicht auszumachen war, und diesmal sah das große Bett nicht mehr verwaist aus. Die Kissen waren in der Mitte aufeinandergetürmt, und die Tagesdecke lag achtlos am Fußende zusammengeknüllt. Vielleicht hatte die Tochter in ihrem Kummer hier Trost gesucht, vielleicht fühlte sie sich der Mutter näher, wenn sie in deren Bett schlief. Ein Berg von Kleidern häufte sich auf dem Bett, und alle Schranktüren und Schubladen standen offen. Ein kleiner, mit Intarsien verzierter Sekretär war ebenfalls geöffnet und mit einem Wust von Papieren übersät.
    »Du kannst jetzt gehen, Sylvia. Tut mir leid, daß ich Ihnen keinen Platz anbieten kann, Maresciallo, aber Sie sehen ja… Sylvia, du kannst gehen.«
    »Ich machen Abendbrot. Eine philippinische Abendbrot, Mister Patrick mich bitten…«
    »Du kannst gehen!«
    Sylvias Reaktion auf die Einladung zu ihrer Schwester, die vermutlich als Aufmunterung für das Mädchen gedacht war, schien alles andere als vielversprechend. Laut weinend verließ sie das Zimmer, und eine nur langsam verhallende Litanei von »O meine Signora!« markierte ihren Rückzug den langen Korridor hinunter.
    Die Tochter entschuldigte sich noch einmal für die Unordnung. Dem Maresciallo schien es ein bißchen zu früh für den Austausch der Wintergegen die Sommergarderobe, eine Anstrengung, vor der den meisten Frauen graust, bedeutet es doch, unentwegt zu den höchsten, selten benutzten Schrankfächern hinaufzuklettern und die schweren Wintersachen erst in die Reinigung und dann wieder heimzuschleppen. Dem Maresciallo war die Aktion suspekt, weil unweigerlich eine regnerische Schlechtwetterperiode einsetzte, sobald der Wechsel vollzogen war, woraufhin man die weggepackten Pullover wieder herunterholen und tagelang in einer Wolke von Mottenpulver herumspazieren mußte.
    Er wollte die Signorina schon auf ihr voreiliges Handeln hinweisen, hielt sich jedoch gerade noch zurück. Die rundum laufenden Einbauschränke boten gewiß reichlich Platz für die Garderobe aller vier Jahreszeiten. Zu der Umschichtung, die er im Sinn hatte, zwangen nur die Platzbeschränkungen, die mit einem beschränkten Einkommen einhergingen. Möglich, daß die Tochter mit ihrer pessimistischen Grundeinstellung so eine Art saisonalen Wechsel vornahm, weil sie damit rechnete, daß ihre Mutter höchstwahrscheinlich nicht vor dem Ende des Winters wieder daheim sein würde. Womit sie vermutlich sogar recht hatte. Der Maresciallo fand seine Vermutung bestätigt, als sie einen weiteren Pelz auf den Berg von Mänteln am Fußende des Bettes packte und sagte: »Wenn die nicht getragen werden, können sie genauso gut in die Kühlung gehen. Olivia wollte außerdem noch einen Haufen Klamotten ans Rote Kreuz geben, nur kam sie nie dazu, die Sachen auszusortieren. Ich dachte, ich sollte das mal in Angriff nehmen.«
    »Das ist sehr vernünftig von Ihnen, daß Sie sich eine Beschäftigung suchen. Und jetzt, wo der Hund wieder da ist, haben anscheinend auch Ihr Bruder und Signor Hines eine Aufgabe gefunden.«
    »Ach Gott, ja, ich weiß, was die beiden für ein Theater um Tessie machen. Aber sie gehört in die Hände eines Tierarztes. Morgen bringe ich sie hin. Worüber ich mit Ihnen reden wollte, das ist dieser Privatdetektiv aus London. Haben Sie ihn schon gesprochen?«
    »Einmal.«
    »Und was hatten Sie für einen Eindruck?«
    »Ich… nun, er spricht sehr gut Italienisch und scheint ausgezeichnet informiert zu sein.«
    »Aber was taugt er?«
    »Sie meinen, was wir von ihm haben? Gar nichts. Er kann höchstens Ihnen nützlich sein, wenn es zu den Verhandlungen mit den Entführern kommt.«
    »Entschuldigen Sie, aber ist das nicht Ihre Aufgabe?«
    »Doch, deshalb bin ich ja hier. Aber ich kann Sie nicht daran hindern…«
    »Mich? Meinen Bruder und Patrick! Haben Sie eine Ahnung, was der Mensch uns kostet?«
    »Ich weiß nicht… Das gehört nicht zu meinen…« Sie wollte doch bestimmt nicht all diese duftig weißen Gewänder dem Roten Kreuz schenken… Hatte das Mädchen nicht gesagt… »Ein Vermögen kostet er uns! Viersternehotel, saftige Tagesspesen und ein Honorar, bei dem Ihnen die Augen übergehen würden. Ich möchte, daß Sie mit Leo und Patrick reden. Ich habe die Privatkonten meiner Mutter eingesehen, damit ich mich auf alle Eventualitäten einrichten kann. Im letzten Jahr hat sie ständig Geld ins Geschäft gepumpt, daher können wir uns eine solche

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