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Alta moda

Alta moda

Titel: Alta moda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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taktlos von mir – nachdem wir grade dieses Thema hatten. Bitte verzeihen Sie.«
    »Schon gut, mir liegt nichts daran, aufzufallen.«
    »Ah so… wie klug von Ihnen!«
    »Nein, nein… ich bin überhaupt nicht klug.«
    Er war freilich auch nicht so dumm, sich nach dem Inhalt des Erpresserschreibens zu erkundigen und nach den geplanten Maßnahmen oder etwa gar zu verraten, daß er wußte, wo Leonardo Brunamonti und der Detektiv sich zur Stunde aufhielten. Vielmehr nutzte er die Gelegenheit, um Hines einen Einblick in die Logistik heutiger Entführungskommandos zu geben. Den Profis in dem Gewerbe, erklärte er, sei es viel lieber, auch mit Profis zu verhandeln – sei es nun über einen privaten Mittelsmann wie ihren Detektiv oder ein Staatsorgan – als mit Familienangehörigen, die durch ihre emotionale Betroffenheit schnell zum Risikofaktor wurden. Falls der Detektiv Bently als Geldbote auftrat, würde er unregistrierte Scheine abliefern, wie verlangt, und sich um die Ergreifung der Täter nicht weiter kümmern. Er wurde schließlich nur dafür bezahlt, Olivia zu retten, und das machte seine Aufgabe vergleichsweise einfach. Womit er allerdings auch zum Erfolg der Entführer beitrug, nicht wahr? Aufgabe der Carabinieri war es dagegen, den erpresserischen Coup zu vereiteln, die Entführer zu ergreifen und das Leben der Geisel zu retten.
    »In der Reihenfolge?«
    »Offiziell schon, ja. Aber…«
    »Ich bin Ihnen dankbar für dieses Aber. Den Rest des Satzes kann ich mir selbst zusammenreimen. Ich weiß wohl, daß Sie nicht alles sagen dürfen, was Sie denken.« Inzwischen hatten sie das Lokal verlassen und schlenderten auf den Arno zu. Vor ihnen wölbte sich der hoch aufragende Brückenbogen der Santa Trinita, diesseits flankiert von den marmornen Allegorien von Herbst und Winter. Die stuckverzierten Adelspaläste am anderen Ufer grüßten bald sonnenhell, bald verschattet herüber, je nachdem, wie der Wind die Wolkengebirge lenkte, die abwechselnd grauschwarz und bedrohlich oder watteweiß und rosig überhaucht über den Himmel zogen.
    »Ich liebe diese Stadt«, sagte Hines, der stehengeblieben war, um das Schauspiel zu betrachten, »aber wenn ich Olivia zurückbekomme, dann nehme ich sie mit nach Amerika, fort von den Brunamontis, dieser Stadt und diesem ›verwünschten Graben‹ wie Dante den Arno einmal genannt hat. Die Firma können wir auch von New York aus leiten, wenn Leo hier die Stellung hält.«
    Caterina kam in seinen Zukunftsplänen offenbar nicht vor, und der Maresciallo behielt seine Bedenken für sich. Ebenso wie sein nächstes Ziel. Aber zuvor begleitete er Hines noch ein Stück auf dem Weg zu seinem Hotel. Ohne den Schutz von Leonardo und seinem Detektiv wollte der Amerikaner anscheinend nicht in den Palazzo zurückkehren. Caterina war auf dem besten Weg, den Leuten ihren Namen einzuprägen. Sie hatte sich zu dem gemausert, was sie potentiell schon immer gewesen war: eine gefährliche Intrigantin. Und wenn sie auch nicht klug genug war, ihre Rolle erfolgreich zu spielen, so vermochte sie, in dieser tragischen Situation – ohne selbst etwas dabei zu gewinnen – sehr wohl furchtbares Leid über andere zu bringen.
    »Dort rauf? Da hätten wir besser den Jeep genommen.« Der Fahrer des Maresciallos hielt vor der steilen Auffahrt, die von der Allee abzweigte. »Aber gut, versuchen wir’s mal.«
    Dem kleinen Wagen bekam die Gewaltkur schlecht, doch den Maresciallo schien das nicht zu kümmern. Er schaute aus dem Fenster auf die Weinberge und Olivenhaine, zwischen denen hie und da ein blühendes Mandelbäumchen leuchtete. Das Haus auf der Kuppe war groß, aber nicht protzig. Ockerfarbener Stuck, ein Taubenschlag, eine weitläufige, mit Steinplatten ausgelegte Vorhalle. Ein richtiges Landhaus, von dessen luftig grüner Höhe man einen freien Blick über das Mosaik aus roten Ziegeldächern bis hin zur Domkuppel genoß. Als sie vor der Haupttreppe hielten, erschien oben die Contessa Elettra Cavicchioli Zelli, von einem braunen Riesenhund eskortiert, ein Rudel kleiner Hunde im Schlepptau. Und wenn der Maresciallo sich nicht täuschte, dann war der Winzling dort… nein, er hatte sich nicht getäuscht! Das Hündchen schoß zwar wie der Blitz um den Wagen herum, aber die genähte Wunde am Maul, das leichte Hinken schlossen jeden Zweifel aus.
    »Guten Tag. Ich hoffe, ich komme nicht…« Der rotblonde kleine Köter sprang ihm auf einmal direkt vor die Füße und machte Männchen: ein vergnügtes kleines

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