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Alta moda

Alta moda

Titel: Alta moda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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fast den finanziellen Ruin der Familie heraufbeschworen. Was sie dabei verschweigt, ist die Tatsache, daß die Brunamontis ohne Olivia schon vor Jahren ruiniert gewesen wären. Caterina benutzt dieses tragische Unglück, um den Sohn gegen die Mutter aufzuhetzen. Er dürfe das Brunamonti-Vermögen nicht aufs Spiel setzen, so redet sie allen Ernstes! Im Grunde bin ich fast froh, daß Sie das heute mitangesehen haben, denn jetzt werden Sie mir glauben, wenn ich Ihnen sage: Caterina ist unser größtes Problem bei der Rettung Olivias. Ich kann mir zwar nicht vorstellen, was sie noch tun könnte, außer weiter jede Hilfe zu verweigern, aber ich habe richtig Angst, das dürfen Sie mir glauben.«
    Er kippte den Brandy in einem Zug hinunter und stieß einen tiefen Seufzer aus.
    »Gott, dieser Auftritt heute, der ist mir wirklich an die Nieren gegangen!«
    »Kein Wunder. Aber wenn Sie mit ihrem Bruder reden … er wird bestimmt auf Sie hören und die Situation nicht länger so hinnehmen.«
    »Leo ist ein intelligenter, sensibler Junge. Er wird mir glauben, ja, aber er hat erlebt, was mit seinem Vater geschah, hat gesehen, wie der zu einem verrückten Hasardeur und Hungerleider verkam. Und er wird es nicht wagen, sich gegen seine Schwester zu stellen, weil die genauso schwach ist wie ihr Vater. Er liebt seine Mutter, natürlich, nur hält er sie – im Gegensatz zu seiner Schwester – für stark und unzerstörbar.«
    »Macht er sich denn keinen Begriff davon, wie sie leiden muß, unter welchen Bedingungen sie vermutlich gefangengehalten wird? Nach meiner Erfahrung erholen sich die Opfer einer Geiselnahme nie ganz von ihren traumatischen Erlebnissen. Außerdem«, gab der Maresciallo zu bedenken, »kein Mensch ist unzerstörbar, und Eifersucht ist eine ganz und gar zerstörerische Kraft.«
    »Sie haben recht, und Caterina ist von dieser Sucht zerfressen. Lassen Sie mich Ihnen eine Geschichte erzählen, Maresciallo: Ich bin mit den dreien oft in ein kleines Restaurant ganz hier in der Nähe gegangen, das uns besonders gut gefiel. Wir hatten immer denselben Tisch, fast immer denselben Kellner, und jedesmal kam es zu folgender Szene: Der Ober begrüßte Leo, mich und Olivia mit Namen – Olivia hat nie von ihrem Titel Gebrauch gemacht –, er erkundigte sich, ob er uns das gleiche bringen dürfe wie immer, und dann kam, an Caterina gewandt, die Frage: ›Und für die Signorina?‹ Caterina erbleichte jedesmal vor Wut. ›Eure Namen behalten sie, meinen nie – und inzwischen sollten sie wissen, daß ich keine Pasta mag!‹ Es war wirklich merkwürdig, denn die Leute strengten sich durchaus an, und es war ihnen jedesmal peinlich, wenn sie nicht auf ihren Namen kamen, aber je gehässiger und aggressiver Caterina sich gebärdete, desto mehr wurde sie natürlich zur gefürchteten Unperson, deren Namen man tunlichst verdrängte.«
    »Ich muß gestehen«, sagte der Maresciallo, »daß auch ich die größten Schwierigkeiten hatte, ihren Namen zu behalten. Mußte ihn mir schließlich sogar aufschreiben.«
    »Olivia hat sich das immer sehr zu Herzen genommen.
    Ihre Kinder sind zu erwachsen, als daß ich da noch den Ersatzvater spielen könnte. Aber Olivia liebe ich sehr – ich hoffe, sie wird eines Tages einwilligen, mich zu heiraten –, und ich habe ein sehr freundschaftliches und entspanntes Verhältnis zu Leo. Doch Olivia hütet Caterina wie ihren Augapfel, und obwohl ich eigentlich kein Recht habe, mich da einzumischen – und das auch unterlasse –, habe ich versucht, ihr klarzumachen, daß ihre übertriebene Fürsorge dem Mädchen nicht guttut.«
    »Wenn es Eifersucht ist, woran sie krankt«, sagte der Maresciallo, »dann gibt es überhaupt kein Mittel dagegen. Die kann einen Menschen sogar zum Mörder machen, das habe ich selber schon erlebt.«
    »Sie glauben doch nicht… Wollen Sie etwa andeuten…?«
    »Nein, nein… sie hat nichts damit zu tun, jedenfalls nicht unmittelbar. Nein, aber aufgrund ihrer… Schwäche… ist sie vielleicht, ohne es zu wissen, zur Informationsquelle geworden. Keine besonders zuverlässige Quelle, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    »Indem sie sich für reicher und begüterter ausgab, als sie ist?«
    »Ja. Es wäre doch denkbar, daß sie ihrem Vater nachschlägt, der, wie es heißt, schon in jungen Jahren den Bezug zur Wirklichkeit verlor. Und wenn sie außerdem noch so verbissen um Aufmerksamkeit ringt…«
    »Maresciallo… sagen Sie, wie heißen Sie eigentlich?«
    »Guarnaccia.«
    »Oje, wie

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