Alta moda
– ich sollte Ihnen das wohl nicht verraten, aber einer muß mal den Mund aufmachen, und ich gebe jede Lira her, die ich innerhalb der gesetzten Frist lockermachen kann, um Olivia zu retten, also zum Teufel mit der Diskretion! Leonardo hat sein Erbteil auch schon angeboten, aber sie will nichts rausrücken.
Wissen Sie, daß sie Olivias Schmuck verkauft hat? Alle Pretiosen, die Patrick ihr geschenkt hat – die Brunamonti-Juwelen sind größtenteils schon vor Jahren für Ugos Schulden draufgegangen, und die paar Klunker, die noch übrig waren, die hat das kleine Luder für sich reklamiert – haben Sie diesen Brillantring gesehen, den sie ständig trägt? Das war Olivias Verlobungsring, und zuvor schon der von Ugos Mutter. Caterina verweigert sogar ihre Unterschrift für eine Hypothek auf das Haus ihres Vaters, wie sie es nennt. Können Sie sich das vorstellen? Das Haus ihres Vaters! Das Familienerbe solle nicht angegriffen werden für jemanden, der letzten Endes nicht standesgemäß sei. Statt dessen schlägt sie vor, Olivias Atelier zu beleihen oder zu verkaufen – es sei ohnehin beschämend, das Ansehen der Familie durch ein Gewerbe zu erniedrigen. Können Sie mir folgen?«
»Und eine Contessa Brunamonti arbeitet nicht für Geld… irgend jemand hat mir erzählt, daß ihr Mann die Contessa deshalb verlassen habe.«
»Stimmt. Und da Caterina keinerlei Begabung hat, sich weder auf eine akademische noch eine praktische Ausbildung berufen kann, hat sie beschlossen, daß auch die Tochter eines Brunamonti für ordinäre Arbeit zu schade ist.«
»Und ihr Studium?«
»Ach ja, ich habe vergessen zu sagen, daß sie auch nichts im Kopf hat. An der Uni hält sie bestimmt kein Jahr mehr durch.«
»Da haben Sie leider recht. Die Signorina sagte mir, sie sei bereits ausgeschieden.«
»Angeblich wegen Olivias Entführung, wie?«
»Ja, ja, genau das hat sie gesagt…«
»Komplett übergeschnappt! Olivia hat bestimmt ein dutzendmal versucht, sie in irgendeiner Position in die Firma zu nehmen, aber es endete immer in einer Katastrophe. Also entschied sie, das Atelier sei unter ihrer Würde. Am liebsten würde sie das Unternehmen rausdrängen aus dem Palazzo und sich allein in dem alten Kasten breitmachen und auf Teufel komm raus die Contessa Brunamonti spielen. Der Titel ist alles, womit sie renommieren kann.«
»Aber womit würde sie ihren Lebensunterhalt bestreiten?«
»Wie hat ihr Vater das geschafft? Überhaupt nicht, und ihr würde es genauso gehen. Ich muß allerdings sagen, daß der gute alte Ugo in seiner Jugend ein hinreißender Charmeur war. Verrückt, aber faszinierend. Ich war als junges Ding selber ein bißchen in ihn verliebt.«
»Dann haben Sie also nicht geheiratet?« Sie trug keinen Ring.
»Viermal! Ödes Geschäft, die Ehe. Die meisten Männer sind Langweiler. Und jetzt, mit den Hunden, hätte ich auch gar keine Zeit mehr für sie. Außerdem amüsiere ich mich mit meinen Freundinnen viel besser, vor allem mit Frauen wie Olivia. Sie ist ein großartiger Mensch, und ich bewundere sie aufrichtig. Darum leihe ich den Kindern auch mein Geld, aber es ist nicht genug. Ich möchte wissen, wo diese Banditen die Idee herhaben, sie könnte acht Milliarden Lire wert sein!«
Der Maresciallo sagte es ihr.
»Dieser schreckliche Mensch!«
»Sie kennen ihn?«
»Nicht persönlich, nein, aber Olivia hat mich in seine gräßliche Ausstellung mitgeschleift, in der all diese schauderhaften Bilder von Caterina gezeigt wurden. Das Mädel war so dumm zu glauben, er würde sie fürs Modellstehen bezahlen, aber alles, was sie gekriegt hat, war ein signiertes Foto von ihr im Tutu.«
»Das habe ich gesehen.«
»Ach ja? Nun, das ist auch alles, was sie je im Tüllröckchen getan hat: posieren! Und die arme Olivia hat ein Vermögen für ihre Ballettstunden ausgegeben – fünf Tage Unterricht die Woche und eine Auswahl an schicken Kostümen wie für eine Primaballerina – bis es zum großen Krach kam und sie höflich gebeten wurde, die Compagnie zu verlassen. Können Sie sich Caterina als Tänzerin vorstellen? Im Sattel konnte sie sich auch nicht halten. Ich hatte vor Jahren einen Stallburschen, der ihr Reitstunden geben sollte. Den hat sie zum Wahnsinn getrieben. Aber Sie hätten die Ausrüstung sehen sollen, die Olivia ihr gekauft hat! Aufgetakelt wie für einen Termin kam sie an, und während der Stallbursche meinen Pegasus für sie warmritt, saß sie da und kritisierte seinen Stil! Aber kaum daß sie selber im Sattel
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