Altar der Ewigkeit: Thriller (German Edition)
gefühlsduseliges, erbärmliches Klischee. Reiß dich zusammen.«
Er stieß sich schwerfällig hoch. Einen Moment stand er benommen da, und ihm war übel. Dieses merkwürdige hohe Winseln war wieder in seinen Ohren.
Er zuckte, schüttelte den Kopf. Er hatte sich um etwas kümmern wollen– was war es noch gewesen? Etwas, das aufgetaucht war, kurz bevor er die E-Mail von Yasmine angeklickt hatte und dieses ungeheuerliche Foto auf seinem Schirm erschienen war. Etwas…
Wir bringen Sie zu Fall.
Der Film, natürlich. Der verdammte Film. O’Malleys Junge und die Enkelin dieser alten Frau, Zoe Dmitroff– sie hatten den Film. Sie mussten ihn haben, denn der Film war das Einzige in dieser Welt, das die Macht hatte, ihn zu Fall zu bringen.
Okay, sie haben also den Film. Und was werden sie damit anfangen?
Was für eine blöde Frage. Sie würden ihn natürlich den Huren von den Medien geben. Die Regierung hatte viele gute Gründe, ihn in der Versenkung verschwinden zu lassen, und wenn O’Malleys Junge schlau genug gewesen war, den Film in die Hand zu bekommen, dann war er auch schlau genug, sich das zu denken. Und die Medien… Für sie wäre es die Mutter aller Geschichten, die Story des Jahrtausends, und sie würden sie mit der Wucht einer Megatonnen-Wasserstoffbombe rund um den Globus jagen.
Panik erfasste Miles mit solcher Gewalt, dass er bebte. Er beugte sich vor und kramte in dem Zeug auf seinem Schreibtisch nach der universellen Fernbedienung. Er richtete sie auf das Ölgemälde über dem Kamin– ein Jackson Pollock, kein van Gogh–, und das Gemälde und ein Teil der Wand glitten zur Seite und gaben den Blick auf einen Breitwandfernsehschirm frei.
Der hohe Ton in seinem Ohr war jetzt so laut, dass er kaum noch denken konnte, und ein furchtbarer Schmerz in seinem Kopf, genau zwischen den Augen, ließ ihn alles verschwommen sehen. Sein Atem ging rau und flach, während er sich durch vierundzwanzig Nachrichtenkanäle klickte. Aber sie berichteten alle von der hübschen blonden Studentin, die vor ein paar Tagen an der University of Wisconsin verschwunden war. Nichts über das Attentat auf Kennedy.
Er ließ das Fernsehgerät laufen, stellte es aber auf stumm. Okay, das war gut. Das hieß, er hatte noch Zeit. Selbst wenn der junge O’Malley den Film schon an einen Medienvertreter weitergegeben hatte, würden sie ihn erst noch überprüfen müssen, oder? Sie würden sicher sein wollen, dass es sich nicht um eine Fälschung handelte, bevor sie ihn sendeten, und das verschaffte ihm Zeit.
Ohne dass es ihm bewusst war, rieb er sich die Stirn, wo der durchdringende Schmerz saß, aber das hohe Pfeifen hatte zum Glück aufgehört. Sein Kopf fühlte sich jetzt klar an, als hätte er gerade einen Atemzug mit reinem Sauerstoff gemacht, klar, kalt und scharf wie Eis.
Der einzige echte Beweis dafür, dass er etwas mit Kennedys Tod zu tun hatte, kam am Ende des Films, als sich die Kamera auf ihn konzentrierte, während er das Gewehr zerlegte, das er von Mike O’Malley entgegengenommen hatte. Aber da sah man das Gesicht eines Mannes vor fünfzig Jahren, und wer weiß, in welchem Zustand sich der Film nach all der Zeit befand. Falls es je zu einem Prozess kam, würde er sicher eine Brigade von Experten aufbieten können, die vor Gericht bezeugten, dass der Mann, der das Gewehr von dem Attentäter entgegennahm, nicht er war.
» Wem wirst du glauben, dir oder deinen trügerischen Augen?«, sagte er zu dem Nachrichtensprecher mit den toten Augen, der jetzt seinen Bildschirm füllte, aber die Worte kamen undeutlich heraus.
Scheiß drauf– er brauchte weder sie noch ihren Mist. Er hatte so viel Geld, dass er das meiste davon zu Schnipseln verarbeiten und eine Konfettiparade auf der Fifth Avenue damit veranstalten könnte, und es bliebe immer noch genug übrig, um seine restlichen Jahre wie ein König zu leben. Er konnte sich eine Tropeninsel kaufen und den Rest seiner Tage mit warmem Sonnenschein und schönen Mädchen in knappen Bikinis verbringen, und dann, nur weil er es konnte, würde er sich den übelsten Auftragskiller besorgen, den er finden konnte, und ihn hinter O’Malleys Jungen und der Enkelin dieser erbärmlichen Alten herschicken.
Gott, wie sehr er die beiden tot sehen wollte. Er wollte sie tot sehen, so wie Yasmine tot war, und er würde dem Kerl, den er anheuerte, befehlen, sie langsam und schmerzhaft sterben zu lassen, und er würde sich ein Video davon machen lassen, jawohl, und jede Nacht, bevor er zu Bett
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