Altar der Ewigkeit: Thriller (German Edition)
wegnahm und ihnen bedeutete, sich zu setzen.
Der junge Mann hob den Kopf. Anders als auf dem Video trug er keine rote Schärpe, und Zoe sah, dass seine Haut direkt unter dem Haaransatz von einer unschönen roten Narbe entstellt war. Und seine Märtyrerpriesteraugen bohrten sich in Rys Gesicht.
Er sah Ry lange an, dann sprang er auf und eilte um den Tisch herum, um ihn in eine herzliche Männerumarmung zu schließen und ihm mit der Faust dabei kräftig auf den Rücken zu klopfen.
Eine Flasche Dom Perignon und drei Flötengläser erschienen auf dem Tisch, aber die Musik war zu laut, als dass man sich dabei unterhalten konnte. Deshalb saßen sie einfach da und schlürften schweigend ihren Champagner, und nur von Zeit zu Zeit legte der junge Mann Ry den Arm um die Schulter und lächelte, um für die scheinbar endlos klickenden Digitalkameras der Klubbesucher zu posieren.
Nach rund zehn Minuten schob er dann abrupt den Stuhl zurück und stand auf. Ry erhob sich ebenfalls und streckte ihm die Hand entgegen. Der junge Mann machte Anstalten, sie zu ergreifen, aber dann umarmte er Ry stattdessen noch einmal stürmisch, und Zoe sah, dass er die Augen fest schloss, als ob er Schmerzen hätte.
Er sagte etwas in Rys Ohr, und Ry nickte. Dann trennten sie sich, und der junge Mann verschwand in der Menge, dicht gefolgt von einem der Wachmänner. Der andere bedeutete Ry und Zoe mit einem Nicken, ihm durch eine schmale Tür hinter der Theke zu folgen.
» Ich bin gleich wieder mit Ihren Mänteln da«, sagte der Mann, dann fiel die Tür zu, und sie blieben allein in einem kleinen Raum zurück, der größtenteils von einem weichen weißen Ledersofa eingenommen wurde. Ein riesiger Bildschirm bedeckte die gegenüberliegende Wand. Eine weitere Wand war mit Reihen von Platin-Schallplatten und gerahmten CD -Hüllen bestückt.
» Falls Popows Sohn bisher nicht wusste, dass wir hier sind, wird er es jedenfalls bald wissen«, sagte Zoe. » Schließlich haben höchstens hundert Jugendliche ein Bild von uns mit diesem Sänger gemacht. Wer war das, übrigens?«
» Sascha Nikitin. Er ist eine große Nummer hier in Russland, vielleicht nicht ganz auf einer Ebene mit Bono oder Springsteen, aber nahe dran. Er ist jedenfalls berühmt genug, um auf Schritt und Tritt Aufsehen zu erregen, und wer mit ihm gesehen wird, bleibt nicht unbemerkt.«
» Nikitin… Ist er mit dem Dr. Nikitin verwandt, den wir hier treffen werden?«
» Sascha ist sein Sohn«, sagte Ry, und in diesem Moment ging die Tür wieder auf, und der Leibwächter kam mit ihren Mänteln und einem Paar großer Männerstiefel in der Hand wieder herein.
» Wenn Sie die Hand in die rechte Tasche stecken«, sagte der Mann, » werden Sie eine Pistole, eine Beretta, mit einem zusätzlichen Magazin darin finden. In der linken Tasche ist der Schlüssel für eine Wohnung nahe der Pewcheski-Brücke, die Ihnen bekannt ist, soviel ich weiß. Wir werden versehentlich durchsickern lassen, wo Sie wohnen, wenn Sie wissen, was ich meine. Damit die Leute des Pakhan Sie finden.«
» Ja. Danke.«
» Sie sollten ab jetzt vielleicht die hier tragen.« Der Mann gab Ry die Stiefel. » Ich habe den GPS -Peilsender im linken Absatz versteckt. Wir überwachen das Signal, damit wir Ihnen folgen können, sobald die Männer des Pakhan Sie haben. In diskretem Abstand selbstverständlich.«
» Was denken Sie, wie schnell er zuschlagen wird?«
» Nicht vor morgen früh, würde ich meinen. Wir haben einen Voice-Transmitter mit kurzer Reichweite in das Daunenfutter Ihres Mantels eingearbeitet…« Der Sicherheitsmann hielt inne und runzelte besorgt die Stirn. » Ihrem Wunsch gemäß werden wir nicht eingreifen, um Sie zu retten, bevor wir das Zeichen von Ihnen bekommen, und das beunruhigt mich. Man wird Sie nach Waffen und allem durchsuchen, ehe Sie in die Nähe des Pakhan gelassen werden. Und das heißt, Sie werden improvisieren müssen, falls es plötzlich zu Schwierigkeiten kommt, und es könnte sein, dass wir zu spät kommen.«
» Ich weiß«, sagte Ry. » Aber es führt kein Weg daran vorbei. Wir müssen mit dem Mann reden, bevor ihr Jungs daherkommt und alles niedermäht.« Er streckte die Hand aus. » Danke für alles. Und sagen Sie Sascha…«
» Er weiß es«, unterbrach ihn der Mann und schüttelte Ry die Hand. » Ich soll Ihnen ausrichten, das ist das Mindeste, was er für den Mann tun kann, der ihm das Leben zurückgegeben hat.« Der Mann hielt wieder inne und räusperte sich. » Sie finden den
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