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Altar der Ewigkeit: Thriller (German Edition)

Altar der Ewigkeit: Thriller (German Edition)

Titel: Altar der Ewigkeit: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Carter
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sterben muss?«
    Popow sah zur Decke hinauf, als sei die Wahrheit dort oben zu finden. » Warum, warum, warum. So eine einfache Frage, also werde ich Ihnen eine einfache Antwort geben. Ich habe es für mein Land getan. Oder vielmehr für das, was mein Land damals war. Die Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken.«
    Das überraschte Ry, obwohl er wusste, es sollte ihn nicht überraschen, und Popow lachte. » Was ist, Agent O’Malley? Glauben Sie, nur ihr Amerikaner seid zu Patriotismus fähig?«
    Ry hörte einen unterdrückten Fluch und sah zu Vadim hinüber. Der Vor klopfte die Taschen seines Jogginganzugs ab, die nicht angezündete Zigarette baumelte von seinen Lippen. Bitte, lieber Gott, dachte Ry. Er wird doch nicht den Schlüssel für meine Handschellen verloren haben.
    » Heißt das, Sie haben Kennedy wegen der Kubakrise getötet?«, sagte Ry zu Popow. » Weil er Chruschtschow zum Einlenken zwang und Ihr Land demütigte? Und Sie haben beschlossen, es ihm heimzuzahlen?«
    » Es ihm heimzahlen? Du meine Güte, Junge. Wir haben doch keine Sandkastenspiele gespielt. Sie waren damals noch nicht auf der Welt, deshalb wissen Sie nicht, wie es war. Man nannte es den Kalten Krieg, aber er war nicht kalt. Es war ein heißer Krieg, und wir waren dabei, ihn zu gewinnen. Wir waren am Gewinnen. Afrika, Südamerika, Südostasien– überall kam es zu Volksaufständen, sie waren wie kleine Buschfeuer. Zu viele, als dass der Westen hoffen durfte, sie noch austreten zu können.«
    Ein Leuchten war auf Popows Gesicht getreten, als wäre plötzlich ein Feuer in ihm gezündet worden. Seine Augen glühten, und Ry dachte, dass er einen Blick auf den Mann erhielt, der Popow zu seiner Zeit als Generalbevollmächtigter des KGB in Moskau gewesen war.
    » Aber es bestand immer die Gefahr, dass eins unserer Buschfeuer zu einem Flächenbrand ausuferte, der zu einem Atomkrieg führen konnte«, fuhr Popow fort. » Es war die Angst, die in unser aller Herzen lauerte, dass ein amerikanischer Präsident oder ein russischer Premier eines Tages beschließen würde, eine Grenze sei überschritten worden, und er müsse Stellung beziehen, wenn er ein Mann war. Oder dass einer vielleicht einfach den Verstand verlor und den roten Knopf drückte, und unsere Welt würde in einem radioaktiven Inferno untergehen.«
    Vadim hatte den verdammten Schlüssel noch immer nicht gefunden, aber wenigstens sah Ry, dass Grischa Zoes Handschellen aufgeschlossen hatte. Sie stand auf und rieb sich die roten Striemen an den Handgelenken.
    » In der Nacht, in der wir Marilyn Monroe töteten«, sagte Popow nun, » erzählte sie Ihrem Vater und mir, sie habe das Amulett Robert Kennedy gegeben, damit der es seinem Bruder gab. Aber wir konnten unmöglich in Erfahrung bringen, ob der Präsident das Geschenk der dummen Gans je bekommen hat, geschweige denn, ob er davon getrunken hatte. Deshalb habe ich gewartet und ihn beobachtet. Er hatte Morbus Addison, deshalb wartete ich, ob es ihm irgendwie besser ging. Und ich hielt nach Anzeichen Ausschau für… für die dunkle Seite des Altars.«
    » Weil Sie die Zeichen an sich selbst schon beobachtet hatten?«
    Diesmal war Popows Lachen ein bisschen zu wild. » Wie hätte ich sie an mir selbst beobachten können? Ich war einer von Josef Stalins Lieblingsspionen gewesen. Was immer an Grenzen von geistiger Gesundheit und Moral in dieser Welt existiert, hatte ich längst überschritten, als ich von dem Knochenaltar trank.«
    » Da ist das Scheißding ja«, hörte Ry Vadim murmeln, und sein Herzschlag beruhigte sich ein wenig. Bald ist es so weit.
    » Also habe ich gewartet und nach Anzeichen Ausschau gehalten, dass euer Präsident von dem Knochenaltar getrunken hatte«, sagte Popow. » Und was passierte? Er schließt einen Handel mit Sam Giancana von eurer italienischen Mafia für ein Attentat auf Fidel Castro. Sie vergifteten Fidels Zigarren– kann man sich so etwas Verrücktes vorstellen? › Das ist wahrhaftig die Tat eines Wahnsinnigen‹, dachte ich damals, aber ich unternahm nichts, denn die einzige sichere und dauerhafte Lösung, die mir einfiel, war, den Mann zu töten, und ob Sie es glauben oder nicht, es widerstrebte mir, diesen Weg einzuschlagen. Aber dann kam die Krise, die er wegen unserer Raketen in Kuba heraufbeschwor, wo er wirklich bis an den Rand ging, und noch immer tat ich nichts.«
    Die Handschellen waren endlich weg. Als Ry aufstand, strich er mit der Hand über den Tisch, nahm Vadims Feuerzeug dabei auf und

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