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Altar der Ewigkeit: Thriller (German Edition)

Altar der Ewigkeit: Thriller (German Edition)

Titel: Altar der Ewigkeit: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Carter
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sagte: ›Sie hätten ihn nicht töten müssen. Er hat nie vom Knochenaltar getrunken. Ich habe ihn mir zurückgeholt.‹«
    » Ihn töten? Aber das klingt ja, als wäre noch jemand ermordet worden. O Gott, Mack, glauben Sie, es ist…?«
    » Jemand, der eine Verbindung zu Ihnen hat? Ein weiterer verschollener Verwandter vielleicht? Ich weiß es nicht.«
    Zoe überlegte, was das alles bedeuten konnte, aber sie kam zu keinem Schluss. Sie war zu erschüttert, zu verängstigt. » Und wie trinkt man von einem Knochenaltar? Es ergibt keinen Sinn.«
    » Nichts an diesem Fall ergibt einen Sinn.«
    Die Tür zur rückwärtigen Erdgeschosswohnung ging in dem Moment auf, in dem Zoe die Ziegelei betrat. Eine hochgewachsene Latino-Frau mit blauschwarzem Haar und den Augen eines Priesters kam in die Eingangshalle heraus.
    » Hallo, Maria«, sagte Zoe. » Wie geht’s?«
    Maria Sanchez war kaum als die Frau wiederzuerkennen, die Zoe fünf Jahre zuvor vor einer Verurteilung wegen Mordes gerettet hatte. Zoe hatte damals gerade ihr Jurastudium abgeschlossen und als Pflichtverteidigerin gearbeitet, die all die Bodensatz-Fälle bekam, die sicheren Verlierer. Eines Tages war ihr Marias Fall zugeteilt worden: eine Einwanderin aus Nicaragua, die ihrem schlafenden Mann die Flinte an den Kopf gesetzt und ihn weggepustet hatte.
    Zoe würde nie vergessen, wie sie Maria zum ersten Mal auf der schmalen Pritsche einer städtischen Gefängniszelle sitzen sah. Eine Frau, deren Seele noch zerschlagener wirkte als ihr Gesicht. Eine Frau mit toten Augen. Aber als sie sich unterhielten, erkannte Zoe, dass das, was sie für tote Augen, für Hoffnungslosigkeit gehalten hatte, tatsächlich das genaue Gegenteil davon war. Tief in ihrem Innern hatte sich Maria eine so reine und starke menschliche Würde bewahrt, wie sie ihr noch nie zuvor begegnet war. Trotz aller Beweise gegen ihre Mandantin– Fingerabdrücke, Schmauchspuren, sogar ein nicht erzwungenes Geständnis– hatte Zoe nie einen Fall so unbedingt gewinnen wollen.
    Bis heute wusste sie nicht, wie sie es angestellt hatte. Am Ende hatte wohl Maria Sanchez selbst die Jury auf ihre Seite gebracht, einfach, indem sie im Zeugenstand ihre Geschichte erzählte. Und als Zoe an diesem Tag den Gerichtssaal verließ, wusste sie, was sie für den Rest ihres Lebens tun wollte.
    Jahrelang hatte Maria tagsüber Tamales und Burritos von einem Handkarren in der Mission Street verkauft und abends als Bedienung gearbeitet, aber gerade vor einem Monat hatte sie endlich ihre eigene Taqueria unten beim Baseball Park der Giants eröffnet. Normalerweise plauderte Zoe gern mit Maria, aber nicht heute Abend. Nicht wenn sie sich selbst so zerschlagen fühlte.
    » Hat dich dieser Polizist erwischt?«, fragte Maria. » Er war nicht hinter einer deiner chicas her, oder?« Maria nannte die Frauen, die Zoe rettete, immer chicas, egal, wie alt sie waren.
    » Nein, damit hat es nichts zu tun. Ich war eine Art Zeugin in einem Fall… Hör zu, ich gehe mal lieber nach oben. Ich fühle mich heute Abend nicht so besonders und…«
    » Ja, ja, geh nur… aber warte noch kurz. Der Postbote hat etwas für dich bei mir abgegeben. Er sagte, es steckte in dem Eimer unter dem Briefkasten, wo er die Kataloge und Zeitschriften hineinlegt. Aber es wurde nicht mit der Post geliefert– hier, siehst du, keine Stempel oder Briefmarken.«
    Maria gab ihr ein braunes, gefüttertes Kuvert von der Größe eines Taschenbuchs. Zoes Adresse und Name standen in Blockschrift auf dem Umschlag. Es gab keine Absenderadresse.
    » Merkwürdig.« Dann kam ihr ein Gedanke. Großmutter. Sie wog das Päckchen in der Hand. Es war leicht. » Danke. Ich muss los, aber ich rufe dich später an.«
    Sie ging an dem Aufzug vorbei– einem quietschenden alten Metallkäfig, den nur ein Verrückter betreten würde– und stieg die Treppe hinauf. Ihr Loft befand sich im obersten von drei Stockwerken, und normalerweise rannte sie gern möglichst schnell hinauf, aber heute war ihr nicht danach.
    An diesem Abend ging sie langsam und drückte das Kuvert an sich, als wäre es ein zauberkräftiger Talisman.
    Sie konnte es nicht glauben, konnte es einfach nicht glauben. Ihre Wohnungstür stand weit offen, die Lichter brannten.
    Sie rannte hinein, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, dass der Eindringling noch da sein könnte. Die Wohnung war ein einziges Chaos, aber…
    Meine Katzen.
    Gott, o Gott, es waren Wohnungskatzen, sie hatten ihr ganzes Leben in diesem einen großen Raum

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