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Altar der Ewigkeit: Thriller (German Edition)

Altar der Ewigkeit: Thriller (German Edition)

Titel: Altar der Ewigkeit: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Carter
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lief los.
    Die Straße, die sie entlangrannte, führte zu einer weiteren Brücke. Eine große Gruppe japanischer Touristen kam ihr darauf entgegen, und Zoe stürzte sich mitten unter sie.
    Aber Zoe war zu groß. Sie konnte den Mann mit dem Pferdeschwanz immer noch sehen, und wenn sie ihn sah, sah er sie ebenfalls.
    Sie entkam ihm nicht, was sie auch tat. Vielleicht sollte sie ihm die Tasche einfach hinwerfen und fertig. Aber der Brief… sie werden Dich töten und alle, die Dir nahe sind, weil ihr zu viel wisst. Der Schweinehund hatte ihrer Großmutter ein Messer in die Brust gestoßen, aber er konnte auch eine Pistole haben. Würde er es wagen, sie auf einer Straße mitten in Paris zu benutzen?– Wahrscheinlich.
    Jemand fasste sie am Arm, und vor Schreck blieb ihr das Herz beinahe stehen. Ein Mann zeigte auf die Kamera, die er in der Hand hielt, und lächelte. » Take picture?«, sagte er. Zoe schüttelte den Kopf und versuchte, an ihm vorbeizukommen.
    Sie blickte zum anderen Ende der Brücke. Ein weiterer Mann stand dort, stand einfach da, als würde er warten. Auf sie. Er war ganz in Schwarz gekleidet, und es war so dunkel, dass sie sein Gesicht nicht sehen konnte, aber sie hatte solche Angst vor ihm, dass ihr schlecht wurde.
    Er machte einen Schritt auf sie zu, dann noch einen und noch einen. Er griff in seine Manteltasche und…
    Eine Waffe. Er hat eine Waffe.
    Sie blickte über die Schulter. Der Mann mit dem Pferdeschwanz glitt wie ein Hai durch die Menge der ahnungslosen Japaner; er lächelte und kam näher.
    Zoe wich zurück, bis sie an das schmiedeeiserne Geländer gepresst war. Sie hatte solche Angst, war so gelähmt von ihr, dass sie nicht denken konnte. Bitte, lieber Gott, was soll ich nur tun? Der Mann mit dem Pferdeschwanz kam von einer Seite der Brücke, der Mann in Schwarz von der anderen, und sie konnte nirgendwohin, außer…
    Sie sah auf das schwarze, kalte Wasser der Seine hinunter. Sie stand auf einer niedrigen Brücke über dem Fluss, aber es sah immer noch nach einem tiefen Fall aus. Dann sah sie den Bug eines Lastkahns unter der Brücke hervorkommen, er war mit Zeitungsbündeln beladen, die sich haushoch auf ihm stapelten, und er bewegte sich schnell.
    Zoe dachte nicht nach und zögerte nicht. Sie hielt sich mit beiden Händen am Brückengeländer fest und schwang sich darüber. Einen quälend langen Moment hing sie noch mit den Fingerspitzen daran.
    Dann ließ sie los.
    Sie prallte so hart auf den Zeitungsbündeln auf, dass ihr die Luft wegblieb.
    Schließlich aber hob und senkte sich ihre Brust wieder, und sie atmete in langen Zügen. Sie lag schaudernd da, betete, dass sie sich nichts gebrochen hatte, und wagte nicht, sich zu bewegen und es herauszufinden. Dann lächelte sie. Sie war von einer Brücke gesprungen und auf einem durchnässten Stapel Le Monde gelandet, und sie hatte überlebt. Vielleicht, nur vielleicht, war hier ein Toapotror- Zauber am Werk. Sie bewegte sich jedoch noch immer nicht, auch nicht, als es heftig zu regnen begann und das Wasser ihr in Augen und Nase drang. Schließlich hob sie ein Bein, dann das andere. Gott sei Dank, es ging, und ihre Arme funktionierten ebenfalls. Sie fühlte sich, als wäre ihre Brust durch den Rücken gedrückt worden, aber nichts war gebrochen.
    Sie setzte sich langsam auf und sah zur Brücke zurück, die in der Ferne im Regen verschwand, aber sie konnte immer noch den Mann mit dem Pferdeschwanz erkennen, wie er am Geländer stand und auf den Fluss schaute. Der Mann in Schwarz war verschwunden.
    Ich lebe, ihr Mistkerle, ich lebe. Die Hüterin lebt, und sie hat die Ikone noch.
    Doch dann flaute ihr Hochgefühl rasch ab, als sie die Straßen und Gebäude an sich vorbeiziehen sah. Wohin fuhr der Lastkahn? Würde er bis Le Havre überhaupt einmal anhalten?
    Der Fluss floss zwischen Kaimauern dahin, die hoch und steil wie Klippen waren. Etwa alle zwanzig Meter führten schmale, in den Stein gehauene Treppen zur Straße hinauf. Das Problem war nur, dorthin zu kommen. Das Wasser glitt schnell, kalt und trügerisch vorbei. Und Zoe hatte das schreckliche Gefühl, ihre Portion Glück schon verbraucht zu haben.
    Okay, denk nach. Das Boot fuhr nicht allein den Fluss hinunter. Sie sah den grünen Schein einer Instrumententafel durch das Fenster eines kleinen Steuerhauses. Jemand musste da drin sein und steuern. Vielleicht würde man sie irgendwo an Land absetzen, wahrscheinlicher war jedoch, dass der Bootsführer über Funk die Polizei rief und man sie

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