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Alte Feinde Thriller

Titel: Alte Feinde Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Duane Louis
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seinen Sohn umgebracht hat. Die Wirklichkeit zu verändern.«
    »Und warum hat er es nicht getan? Denk doch mal
nach. Wenn er, wie du annimmst, diese Tabletten genommen hat, warum hat sich dann nicht auch dein Leben automatisch verändert?«
    »Vielleicht hat er es versucht. Aber vielleicht ist das nicht so leicht, wie es den Anschein hat.«
    »Oder er ist bei seinem ersten Versuch ins Koma gefallen, weil diese Tabletten echt gefährlich sind.«
    Letzteres glaubte ich auch. Doch so schnell wollte ich ihr nicht Recht geben.
    »Reine Spekulation.«
    »Einspruch abgelehnt.«
    Für ein paar Minuten starrten wir einander an und ließen unserer Fantasie freien Lauf. Sicher, die ganze Vorstellung war lächerlich. Aber selbst wenn man die Pillen aus der Gleichung nahm, hatte man es mit zu vielen Zufällen zu tun. Mein Großvater hatte irgendetwas vorgehabt - entweder wollte er sich rächen oder etwas zu Ende bringen.
    »Der Einzige, der das weiß, ist mein Großvater. Und der kann nicht sprechen. Noch nicht, jedenfalls.«
    Meghan blickte mich an.
    »Vielleicht ist er nicht der Einzige.«

IX
    Asylum Road

    Folgt man der Oxford Avenue fort von der Hochbahn, kommt man nach Northwood, das immer schon der schönste Teil von Frankford gewesen ist. Tatsächlich würden die Bewohner von Northwood nie von sich sagen, dass sie in Frankford wohnen.
    In Northwood waren die Straßen etwas breiter - einige mit Backsteinpflaster -, und wurden von Doppelhaushälften und Einfamilienhäusern gesäumt, mit Bäumen und großen Gärten und allem anderen, wonach sich die Leute in Frankford eben sehnten.
    Während meiner Kindheit ärgerte ich mich über das Gefälle zwischen Frankford und Northwood. Die Trennlinie war natürlich die Frankford El.
    Wir lebten einen Block südlich der Hochbahn, in einem beengten Reihenhaus. Ohne Bäume und mit einem trostlosen Fabrikparkplatz auf der anderen Straßenseite.
    Bewegte man sich allerdings zwei Blöcke nördlich der Hochbahn, sah die Sache ganz anders aus. Besagte Bäume und Gärten. Warum ist meine Mom nach dem Tod meines Vaters nicht einfach dorthin gezogen? Nur ein paar Blocks weiter? Take a walk on the wild side, Anne. Sicher, vielleicht wäre die Hypothek etwas höher gewesen - vielleicht 11 000 Dollar statt der 9000,
die man in Frankford zahlte -, aber das hätten wir bestimmt aufbringen können, oder?
    Oder nicht?
    Vor acht Jahren ist meine Mutter schließlich umgezogen. Ich kannte ehrlich keinen anderen Grund dafür, dass sie so lange in diesem Haus geblieben war, als ihre eigene Trägheit. Meist tat ich so, als läge es daran, dass sie meinen Vater vermisste, dass sie die Vorstellung nicht ertragen konnte, aus dem Haus zu ziehen, in dem sie zusammen gelebt hatten. Falls das so war, hatte sie es jedoch nie durchblicken lassen. Sie sprach so gut wie nie über ihn und hatte sämtliche Fotos von ihm in einer Kiste im Wohnzimmer verstaut. Vielleicht war es die anhaltende Erinnerung an meinen Vater, doch ich glaube, in Wirklichkeit hatte sie der Gedanke an einen aufwendigen Umzug davon abgehalten.
    Also tauschte sie ein normales Reihenhaus in Frankford gegen eine etwas bessere normale Doppelhaushälfte in Northwood ein. Ihr Haus grenzte jetzt nicht mehr zu beiden Seiten direkt an einen Nachbarn an, sondern nur noch auf einer Seite.
     
    »Noch etwas Wein, Meghan?«
    »Nein danke, Mrs. Wade.«
    »Wir haben reichlich davon. Und nennen Sie mich bitte Anne, ja?«
    »Ich hab wirklich genug. Ich muss noch fahren, und ich vertrage nicht viel. Wenn man mit mir ausgeht, ist das ein billiges Vergnügen.«

    Das war ein wenig gelogen. Meghan konnte einiges vertragen. Sie wollte meine Mutter nur nicht beleidigen, was die Wahl ihres Rebensafts betraf. Nicht dass sie ein Snob war. Aber wahrscheinlich tischte die Charles-Familie keinen Pinot Grigio aus dem Pappkarton auf.
    Wir standen alle in der Küche herum - ich, den Arm in der Schlinge, Meghan, meine Mutter und ihr Freund -, stellten uns einander vor und machten Smalltalk. Mom war so verblüfft, weil ich jemanden mitgebracht hatte, dass sie nicht mal die Schlinge bemerkte. In den gut zwanzig Jahren, in denen ich mit Mädchen ausging, hatte ich nie jemandem mit nach Haus gebracht. Niemals.
    Doch jetzt war ich froh, eine Zeugin dabeizuhaben, denn Schleudertrauma-Walt war in Höchstform. Er begrabschte meine Mom an den Schultern, am Rücken und an der Taille - als hätte er vor, sie später umzubringen, und als wollte er möglichst viele Fingerabdrücke

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