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Alte Feinde Thriller

Titel: Alte Feinde Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Duane Louis
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ich mit einem Wachmann gerechnet, doch stattdessen stand hinter mir ein Mann in weißem Morgenrock und Pantoffeln, Ende fünfzig, das braune Haar glatt nach hinten gekämmt. So eindringliche Augen wie seine hatte ich noch nie gesehen. Sie glühten förmlich.
    »Ich kenn dich«, sagte er. »Wir sind uns mal begegnet, als du noch ein Kind warst. Auf diesem Schiff. Erinnerst du dich?«
    Ich hatte keine Ahnung, wer er war oder welches Schiff er meinte.
    »Du und deine Schwester. Ihr hattet euch verlaufen. Auf diesem Schiff.«
    Tja, das konnte aus zwei Gründen nicht sein. Ich war ein Einzelkind und bin auf dem Land groß geworden. Mom ist mit mir weder auf einer Yacht noch auf einem Kreuzfahrtschiff gewesen. Sie ist mit mir nicht mal zum Good Ship Lollypop unten an Penn’s Landing gegangen, wie die Eltern der anderen Kinder, die ich kannte.
    »Tut mir leid«, sagte ich. »Ich kann mich nicht erinnern.«
    Er beugte sich vor und zwinkerte mir zu.
    »Ich heiße Dean. Aber das ist nur ein Pseudonym.«
    Dean spähte umher, um zu sehen, ob sonst noch jemand zuhörte. Und ich spähte umher, um zu sehen, ob ein bewaffneter Wachmann auf uns zugerannt kam. Doch wir waren allein. Dummerweise.
    Aber manchmal kann man sich als Reporter seine Quellen nicht aussuchen. Es war zwar ein Schuss ins
Blaue, aber ich wandte mich Dean wieder zu und fragte: »Kennst du hier einen Mann namens Willy Derace? Billy Allen Derace?«
    Deans Augen weiteten sich.
    »Sicher kenn ich diesen Scheißkerl. Du solltest dich von ihm fernhalten - er ist verdammt gefährlich. Seit Jahren versuche ich, ihn aufzulesen, doch er ist die ganze Zeit weggesperrt. Oh, mit dem Scheißkerl in meinem Schädel könnte ich die Morde aufklären.«
    Okay, der Typ war offensichtlich völlig gaga, aber es war durchaus möglich, dass sich seine Fantasiewelt mit tatsächlichen Ereignissen vermischte. Vielleicht kannte er Derace ja wirklich.
    »Wo ist er eingesperrt?«
    »Oh nein«, sagte Dean. »Das kann ich dir nicht sagen. Zu gefährlich. Du willst nichts mit Billy Derace zu tun haben. Dieser Quälgeist ist rund um die Uhr ruhiggestellt. Wenn er wach ist, passieren seltsame Dinge.«
    »Komm schon, Dean. Um der alten Zeiten willen.«
    »Versuchst du etwa einen alten Gauner auszutricksen? Keine Chance.«
    Doch seine Augen verrieten Dean. Sie huschten nach rechts. Zu dem Gebäude aus den 1950ern, das ich eben entdeckt hatte. Das Papiro Center.
    Dean versuchte, seinen Lapsus zu überspielen, indem er das Thema wechselte.
    »Und wie geht’s deiner Schwester?«
    »Ich habe keine Schwester. Ich bin ein Einzelkind.«
    »Sicher hast du eine - ihr wart zusammen auf der Moshulu,
auf der Zweihundertjahrfeier, als ihr euch verlaufen habt. Komm schon, das kleine blonde Mädchen, mit dem du zusammen Popcorn gegessen hast.«
    Ich blieb wie angewurzelt stehen. Plötzlich wusste ich, wen er meinte, aber das war nicht meine Schwester gewesen. Sondern die jüngste Schwester meiner Mutter, die nur neun Monate älter war als ich.
    Wir waren unten an Penn’s Landing, weil mein Vater dort vor Winston’s Restaurant mit einer Band namens The Shuttlebums einen Auftritt hatte. Auf der anderen Seite einer Fußgängerbrücke lag ein riesiges Segelschiff, das Moshulu hieß, seit es zu einem Restaurant umgebaut worden war. Im Sommer 1976 war mein Dad für Wartungsarbeiten auf dem Schiff beschäftigt gewesen.
    Während seines Auftritts überredete ich meine fünfjährige Tante irgendwie dazu, mit mir über die Brücke zu laufen und sich das Schiff anzusehen. Meine Eltern waren verrückt vor Sorge, doch glücklicherweise wurden wir dort von einem Cop außer Dienst aufgelesen, dem es ein wenig verdächtig vorkam, dass zwei kleine Kinder alleine an einem winzigen Zweiertisch hockten - denn für ihre Eltern war daran kein Platz.
    »Du bist der Typ, der uns gefunden hat?«, fragte ich. »Wie ist das möglich? Woran hast du mich überhaupt wiedererkannt?«
    »Nicht an deinem Gesicht«, sagte er. »An deiner Seele.«
    Na schön. Ich bedankte mich bei ihm und verabschiedete
mich. Belassen wir es dabei, dass ich mich als Kind verlaufen hatte und von einem völlig verrückten Typen gefunden wurde, der die Seelen anderer Menschen sehen konnte.
     
    Im Papiro Center brannte kaum noch Licht. Die Hintertür war verschlossen. Der Vordereingang ebenfalls, außerdem war er mit einem Zahlencode gesichert. Wie hatte ich nur glauben können, dass er womöglich offen war? Das hier war eine psychiatrische Klinik.
    Ich blickte

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