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Alte Feinde Thriller

Titel: Alte Feinde Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Duane Louis
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Oh Gott.«
    »Ich frage dich also nochmal: Was hast du mit der Mutter vom Mörder deines Vaters gemacht?«
    Das war zu viel. Sie hatte mich geküsst, war mit mir verschmolzen - oder was zum Henker auch immer passiert war. In meiner Erinnerung hatte das nicht unbedingt was mit Sex zu tun gehabt. Es war vielmehr unglaublich verwirrend gewesen.
    Schwankend stand ich auf, ging ins Badezimmer und machte mich mit den drei mir noch verbliebenen Fingern sauber. Meghan hatte nicht gelogen.
    Als ich ins Zimmer zurückkehrte, schien es ein unausgesprochenes Einverständnis zu geben, nicht über das zu reden, was auch immer gerade geschehen war. Vielleicht war das eine der Nebenwirkungen der Tabletten. Verdammt, vielleicht konnte man damit doch nicht in der Zeit herumreisen. Vielleicht hatte Grandpa Henry einen Geheimvorrat Potenzmittel in der Tylenol-Flasche gebunkert, und ich war nur ein kranker Idiot, der sich das alles bloß eingebildet hatte.
    Doch ich wusste, dass das nicht stimmte. Und Meghan wusste es auch.
    »Ich fasse nochmal zusammen: Wir habe keinen einzigen Zeugen, deine Mutter weiß nicht das Geringste, deine Großmutter konnte uns ein bisschen was erzählen, und Erna kann mit ihren Lippen Wunder vollbringen.«
    Meghan irrte sich. Es gab einen weiteren Zeugen.
    »Es gibt da noch jemanden.«
    »Wen?«
    »Billy Derace.«
     
    Irgendwann, mitten in der Nacht, wachte ich plötzlich auf. Nachdem ich eine Weile Meghans Atem gelauscht hatte, merkte ich, dass sie ebenfalls wach war. Ich streckte den Arm aus und berührte sanft ihre Hand.
    »Bist du wach?«
    »Ja. Und du?«
    »Auch.«
    Seite an Seite lagen wir in der Dunkelheit. Ich war ehrlich überrascht gewesen, als sie meinte, sie würde gerne hier übernachten. Sie sagte, es sei schon spät, und sie habe keine Lust, zu so nachtschlafender Zeit noch in die Innenstadt zurückzufahren - sie machte also keine große Sache daraus. Und trotzdem: Sie blieb. Selbst mein feuchter Pillentraum hatte sie nicht vergrault. Und auch nicht, dass ich mit einer Frau rumgemacht hatte, die inzwischen wahrscheinlich siebzig Jahre alt war. Das wunderte mich. Und schließlich fragte sich sie danach.
    »Warum tust du das alles?«
    »Was?«
    »Du weißt schon. Alles. Mir helfen, Licht in die Sache zu bringen. So viel Zeit hier verbringen. Anstatt die Irrenanstalt anzurufen, damit sie mich abholen.«
    Für einen Moment sagte sie nichts.

    »Willst du die Wahrheit hören?«
    »Sicher.«
    »Versteh mich nicht falsch - du bist ein klasse Typ, und ich weiß unsere Freundschaft wirklich zu schätzen.«
    »Mhm.«
    »Und ich habe mir echt Sorgen gemacht, als ich dachte, du würdest trainspottingmäßig im Drogensumpf versinken - ich meine, ich konnte doch nicht einfach tatenlos zusehen, oder? Doch jetzt weiß ich, dass was anderes dahintersteckt. Aber je mehr ich erfahre, desto neugieriger werde ich, und … also, ich will nicht herzlos klingen, aber ich möchte wirklich wissen, wie die Sache ausgeht.«
    In gewisser Weise war das zugleich ehrlich, warmherzig und rührend.
     
    Den größten Teil des darauffolgenden Tages verschliefen wir. Und als wir am frühen Abend vor dem Adams Institute vorfuhren, goss es in Strömen. In der Ferne ertönte ein furchteinflößendes Grollen. Es war eines jener heftigen Sommergewitter, die ab und zu über Philadelphia niedergehen.
    »So, dann schleichen wir uns mal in die Nervenklinik«, sagte Meghan.
    »Wir schleichen nicht hinein. Wir marschieren durch den Haupteingang.«
    »Du hast gut reden. Wahrscheinlich hast du für die City Press nichts anderes gemacht. Die Sicherheitsleute
zu beschwatzen, bis sie dich durchlassen; durch unverschlossene Türen zu spazieren …«
    »Äh, nicht unbedingt.«
    »Du hast dich nicht in Regierungsgebäude geschlichen? Heimlich Sitzungen aufgezeichnet? Und endlose Nächte damit verbracht, geschredderte Unterlagen zusammenzukleben?«
    »Es gibt Reporter, die das gerne tun. Aber so einer war ich nicht. Ich habe lieber telefoniert - oder noch besser, E-Mails geschrieben. Um ehrlich zu sein, selbst das habe ich gehasst - ich hatte immer das Gefühl, ich würde die Leute belästigen.«
    »Aber du bist doch ein echter Bob Woodward.«
    »Ich bin nicht mal ein Carl Bernstein. Sperr mich in einen Raum mit einem Haufen Unterlagen, und ich bin glücklich.«
    »Du lebst bereits in einem Zimmer mit einem Haufen Unterlagen, und es geht dir schlecht.«
    »Ach, halt doch die Klappe.«
    Ich wollte nichts weiter als dreißig Sekunden mit Billy Derace.

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