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Alte Narben - [Kriminalroman aus der Eifel]

Alte Narben - [Kriminalroman aus der Eifel]

Titel: Alte Narben - [Kriminalroman aus der Eifel] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: KBV Verlags- und Mediengesellschaft
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Mit einem hässlichen Knacken gab die Schädeldecke nach. Wilhelm Floto brach zusammen. Den zweiten und dritten Schlag nahm er bereits nicht mehr wahr. Der Alte war längst tot, als sich die Gestalt zu ihm hinunterbeugte, ein Messer zog und an ihm zu schneiden begann.

7. Kapitel
    Lorenz öffnete die Augen. Er fühlte sich wach und ausgeschlafen. Daher überraschte es ihn, dass es in seinem Zimmer noch völlig dunkel war und die Uhr eine halbe Stunde nach Mitternacht anzeigte. Gerade einmal eine Stunde geschlafen, dachte er. Und mit diesem Gedanken kehrte die Müdigkeit zurück. Und die Erinnerungen, die ihn eben beim Einschlafen beschäftigt hatten. Er murmelte: »Es war wohl eher die innere Unruhe, die den alten Kommissar aus dem Schlaf gerissen und ihm Wachheit vorgetäuscht hatte.«
    Lorenz erhob sich. Manchmal, wenn er in der Dunkelheit wach lag und seine Gedanken sich nicht ordnen wollten, reichte es, sich aufzurichten, und der Kopf fühlte sich irgendwie gleich etwas klarer an. Manchmal eben.
    Halb eins in der Nacht. Es war die Stunde, in der Gerda im Kölner Hauptbahnhof saß und keinen Anschlusszug nach Düren mehr bekommen hatte. Hatte Stephan etwa nicht gesagt, er würde seine Schwester mit dem Auto dort abholen? Natürlich hatte er das. Und wie kam der Junge darauf, dass Lorenz selbst hatte fahren wollen?
    Stephan war heute nach langer Zeit das erste Mal wieder bei ihm gewesen, und eigentlich hatten sie nicht miteinander gesprochen. Diese verfluchte Nacht, in der Gerda verschwand, stand zwischen ihnen wie eine Wand. Und nun schoss Lorenz ein Gedanke durch den Kopf, so klar, dass er sich wunderte, wieso er dafür so lange gebraucht hatte. Wenn er selbst mit dem Verschwinden seiner Tochter so sehr zu kämpfen hatte über so viele Jahre, war dann sein Sohn, der damals noch so jung war, nicht erst recht überfordert? Wie hatte Stephan überhaupt leben können mit dem Vorwurf des Vaters, für den Tod der Schwester verantwortlich zu sein? Der Alte brummte: »Kommissar Wollbrand konnte nicht fassen, für diesen logischen Schluss zwanzig Jahre gebraucht zu haben.« Lorenz schluckte. Sein Mund fühlte sich trocken an, ein schaler Geschmack lag ihm auf der Zunge. Er hatte großes Verlangen nach einer Tasse von Gustavs gutem Kaffee. Kurzentschlossen schwang er sich aus dem Bett, zog sich an und verließ sein Zimmer.
    Auf dem Gang war es ruhig. Die Nachtbeleuchtung sorgte für ein spärliches Licht, welches so gerade die Orientierung ermöglichte. Lorenz schlug den Weg zu Gustav ein. Es war nicht unwahrscheinlich, dass der Freund zu dieser Stunde noch wach war. Und gegen einen nächtlichen Kaffeeklatsch hatte er sicher auch nichts einzuwenden. Als Lorenz vor Gustavs Zimmer stand und anklopfen wollte, bemerkte er sofort, dass die Tür nur angelehnt war. Vorsichtig trat er ein. Es brannte Licht, doch niemand war da. Lorenz ging durch das Wohnzimmer und betrat den Durchgang zu Gustavs Schlafzimmer. Auch dieses war leer, genauso wie das Bad. Lorenz flüsterte leise, so als müsste er befürchten, belauscht zu werden: »Kommissar Wollbrand hatte keine Ahnung, wo der alte Vogel steckte. Jedenfalls war er ausgeflogen.«
    Dann verließ er Gustavs Wohnung und schloss die Tür hinter sich. Wo mochte er nur sein? Vielleicht hatte er an die Tanzveranstaltung anknüpfen und Bärbel einen Besuch abstatten wollen? Lorenz beschloss, der Sache auf den Grund zu gehen. Bärbel Müllenmeisters Apartment war nicht weit entfernt. Richtig einladend für eine nächtliche Stippvisite. Oder vielmehr ein Schäferstündchen. Er beschleunigte seinen Schritt und war bald am Ziel angekommen. Lorenz legte sein Ohr an Bärbels Tür und horchte. Er glaubte, leise Musik zu hören. Noch einen Moment zögerte er, dann holte er tief Luft und klopfte. Er wartete einen Moment. Dann hatte er das Gefühl, vielleicht zu zaghaft gewesen zu sein, und klopfte noch einmal, diesmal kräftiger. Wieder legte er sein Ohr an die Tür, um zu horchen, und zuckte erschrocken zurück, als geöffnet wurde. Bärbel stand da, noch vollständig in der Tageskleidung, und sah den späten Besucher überrascht an. »Lorenz«, sagte sie. »Was ist los?«
    »Du bist noch auf?«
    »Wie du siehst. Ich wollte aber gerade zu Bett gehen.«
    »Bist du allein?«
    Bärbel machte große Augen. »Was ist denn das für eine Frage?« Dann fügte sie hinzu: »Aber komm doch erst einmal herein.« Sie zog Lorenz am Ärmel über die Schwelle und schloss die Tür hinter ihm. »Nun?«
    »Nun ja«,

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