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Alte Narben - [Kriminalroman aus der Eifel]

Alte Narben - [Kriminalroman aus der Eifel]

Titel: Alte Narben - [Kriminalroman aus der Eifel] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: KBV Verlags- und Mediengesellschaft
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Kamerad, sagte Eva.«
    »Sozusagen«, antwortete Lorenz.
    Gernot Korger machte keine Anstalten, sich ihm weiter zu nähern und ihm die Hand zu reichen. So blieb auch Lorenz stehen, wo er war.
    »Ich kenne Sie jedoch nicht«, fuhr Korger fort.
    »Das glaube ich gern. Ich war nie auf Vogelsang, sondern in der Ordensburg Sonthofen, Adolf-Hitler-Schule. Bin ja auch etwas jünger als Sie, Herr Dr. Korger.«
    »So«, meinte Korger. »Ich kenne niemanden von dort.«
    Lorenz grinste. »Aber Hardy Krüger werden Sie doch kennen? Der war einer meiner Mitschüler. Hat sich aber von uns abgewandt.«
    Korger schaute Lorenz scharf an, dann schüttelte er den Kopf und machte eine wegwerfende Handbewegung. »Was auch immer. Hören Sie, ich habe nicht viel Zeit. Warum suchen Sie mich auf?«
    Lorenz erwiderte den Blick des weißhaarigen Alten. Korger musste, wenn er Junker auf Vogelsang gewesen war, mindestens um die neunzig Jahre alt sein. So wirkte er jedoch nicht. Darin war Korger dem Juden Jakob Kratz sehr ähnlich, dachte Lorenz.
    »Ich bin ein alter Freund von Wilhelm Floto«, log er weiter. »Habe mich aber in den letzten Jahren nicht mehr so gut mit ihm verstanden. Dann erfuhr ich, er sei erschlagen worden. Ich fuhr hierher, um mit seinem Sohn eine alte Geldsache zu regeln. Und jetzt hat es den auch erwischt, hört man.«
    »Das tut mir leid«, sagte Korger. »Aber ich verstehe immer noch nicht, was Sie von mir wollen.«
    »Nun, der Drechsler wackelt jetzt. Und wenn der junge Floto seinen Mund wieder benutzen kann, wird er es wohl auch tun.«
    »Was sollte er denn sagen?« Korger reckte sein Kinn vor. Sein Hals legte sich in Falten, und sein Blick bekam etwas sehr Stechendes. Jetzt sah er so alt aus, wie er tatsächlich war, fand Lorenz.
    »Nun, wenn einer von den beiden mehr sagt, als sie sollen, kann es unangenehm werden«, fuhr Lorenz fort. »Es ist sicher auch nicht ratsam für Sie, sich mit Leuten wie Albert Finkel öffentlich zu zeigen. Meint auch Drechsler.«
    »Was weiß denn dieser Drechsler schon!«, fuhr Korger auf. »Der hat doch überhaupt keine Ahnung, wie langfristig unsere Sache angelegt ist. Warum der Floto auf seine alten Tage plötzlich gewackelt hat, weiß ich nicht. ›Heil Hitler‹ rufen und Hakenkreuzfahnen schwingen, das ist etwas für blinde Idioten ohne politische Ziele. Die Gesellschaft grundlegend auf die nationalen Werte zurückzuführen, das ist etwas ganz anderes. Wenn Thilo Sarrazin und andere aus dem bürgerlichen Lager anfangen, die richtigen Fragen zu stellen, weiß ich, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Aber gut Ding will eben Weile haben. Wir müssen es viel cleverer angehen. Sie und ich werden den Endsieg nicht mehr erleben.«
    Korger war während der letzten Worte aufgeregt auf und ab gelaufen. Jetzt blieb er stehen und sah Lorenz wieder mit jenem stechenden Blick an. Lorenz spürte, dass der Alte seinen heftig herausgeschleuderten Vortrag bereits bereute.
    Lorenz nickte langsam und sagte: »Das hört sich alles sehr vernünftig an. Ich wollte von Ihnen eigentlich nur wissen, ob Sie die Vermögensverhältnisse meines alten Freundes Floto gut kennen. Ich befürchte, leer auszugehen. Wie ich schon sagte, da ist so eine alte Geldsache. Es geht um ein Haus in Nideggen, ich habe geholfen, es nachträglich zu arisieren und er, nun ja, Sie wissen schon.«
    »Es geht also um Geld?« Korgers Stimme nahm einen verächtlichen Klang an. Gleichzeitig entspannte sich seine Haltung. »Ich befürchte, da kann ich Ihnen nicht helfen. Aber einen Rat gebe ich Ihnen: Halten Sie besser erst einmal still, bis der Hermann aus dem Krankenhaus ist. In den nächsten Tagen will ich hier keinen Ärger. Danach regeln Sie mit dem Mann, was immer Sie wollen. So, und nun entschuldigen Sie mich bitte, ich habe einen dringenden Termin und muss gleich aufbrechen.«
    Lorenz nahm eine stramme Haltung an und klopfte mit seinem Gehstock auf den Parkettoden. »Jawohl, Herr Dr. Korger«, sagte er und wandte sich zur Tür.
    »Eva begleitet Sie hinaus«, sagte Korger noch, als Lorenz bereits durch die Tür war.
    Lorenz wollte dieses Haus möglichst schnell verlassen. Die große Blondine hatte offenbar auf dem Gang gewartet und ging voraus. Lorenz atmete tief durch, als sie die Eingangspforte hinter ihm geschlossen hatte und er die Zufahrtsstraße entlangschritt. Als er das eiserne Tor des Anwesens passiert hatte, murmelte er: »Kommissar Wollbrand wusste, er war schon ein verrückter Hund. Er war heilfroh, der dunkelbraunen

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