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Alte Narben - [Kriminalroman aus der Eifel]

Alte Narben - [Kriminalroman aus der Eifel]

Titel: Alte Narben - [Kriminalroman aus der Eifel] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: KBV Verlags- und Mediengesellschaft
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keinen Hinweis auf den oder die Täter, trotz allem? Das will ich nicht glauben.« Lorenz stampfte unwillig mit seinem Gehstock auf den Boden. Es entstand eine Pause, in der niemand etwas sagen wollte.
    Benny war der Erste, der das Schweigen nicht mehr aushielt. »Die Sonne geht unter. Wie wär’s, wenn wir uns langsam auf den Heimweg machen würden?«
    »Tja, so langsam bekomme ich Hunger«, meinte Lorenz. »So schlecht ist die Idee nicht.«
    Gustav sagte: »Ich habe da allerdings noch ein paar Fragen, die ich schon lange loswerden wollte.«
    »Aber natürlich«, entgegnete Jakob. »Ich bin dir noch eine Geschichte schuldig – deine Geschichte. Wie wär’s, gehen wir zu Fuß nach Nideggen zurück? Da sind wir bestimmt zwei Stunden unterwegs. Ich denke, die werden wir auch brauchen.«
    »Gut«, meinte Benny. »Ich glaube, die beiden Herren möchten etwas Zeit für sich, wir anderen machen uns auf den Heimweg.«

41. Kapitel
    Nachdem die anderen gegangen waren, saßen Gustav und Jakob eine Zeit lang schweigend nebeneinander auf der Bank und ließen ihre Blicke über die Wiesen schweifen. Dann fragte Jakob: »Du weißt wirklich nicht, wer du bist?«
    Gustav antwortete: »Zumindest habe ich keine Ahnung, was du glaubst, wer ich bin.«
    »Nun gut«, meinte Jakob. »Ich muss mich ernsthaft bei dir entschuldigen. Ich war in den letzten Tagen zu sehr nur mit mir selbst beschäftigt und habe mich nicht darum gekümmert, was du von dir weißt. Es wird wirklich Zeit, dir alles zu erzählen.«
    Gustav saß verwirrt und neugierig zugleich neben dem Alten. Der holte tief Luft und begann dann zu erzählen: »Deine Mutter hieß Judith, war eine geborene Cahn und stammte wie meine Mutter aus Köln. Sie besuchte regelmäßig ihre Verwandtschaft in Nideggen. Sie war, soweit ich das damals als Halbwüchsiger beurteilen konnte, eine sehr schöne Frau und von klassischer Bildung, wie es für eine Jüdin aus einer wohlsituierten Kaufmannsfamilie damals üblich war. Städtisch sozusagen.«
    »Meine Mutter war Jüdin? Meine ganze Familie war es nicht!«
    »Abwarten, ich beeile mich ja auch. Deine Mutter war, wie gesagt, eine schöne junge Frau. Und zum Schrecken einiger konservativer Mitglieder der Familie Cahn verliebte sie sich in einen Nichtjuden, Anton Brenner aus Zerkall. Sie wurde schwanger, und die beiden heirateten christlich. Offiziell wurdest du also christlich-deutsch geboren, aber deine Mutter war Jüdin, und damit du ebenfalls. Es waren schon die ersten spürbaren Repressalien gegen uns Juden im Gange, aber vor Achtunddreißig konnten wir noch normal leben.«
    »Ich bin Sechsunddreißig geboren«, sagte Gustav. »Und ich bin nicht beschnitten.«
    »Ich weiß natürlich nichts über die intimen Familieninterna. Aber deine Eltern ahnten bestimmt auch, dass die Unterdrückung der Juden zunehmen würde. Ich glaube, sie wollten dich schützen. Es muss für deine Mutter schlimm gewesen sein, dass du nicht nach jüdischer Tradition aufwachsen konntest. Die Mischehen wurden sehr kritisch betrachtet. Aber sie sahen nicht voraus, wie schlimm es wirklich werden würde. Aber als dann die Schikanen in offene Verfolgung umschlugen, versuchten deine Eltern die Ausreise zu betreiben. Es war für uns alle jedoch schon zu spät. Wir hatten gedacht, in der Eifel, wo jeder jeden kennt und man immer gute Nachbarschaft gepflegt hat, würde es nicht zum Äußersten kommen. Deine Eltern gaben dich in die Obhut deiner Großeltern nach Zerkall. Die sogenannten Mischehen waren den Nazis ein Dorn im Auge. Dennoch haben etliche Juden, die in Mischehen lebten, die Verfolgung deswegen überlebt. Darauf hatte auch dein Vater gehofft und es hätte für euch gut ausgehen können. Jedoch wurde dein Vater in Misskredit gebracht und verhaftet. Letztlich wurden beide ebenso deportiert wie wir anderen auch. Du bliebst bei deinen Großeltern zurück.«
    »Ich habe keine Erinnerung an Mutter und Vater«, sagte Gustav. »Weißt du etwas darüber, was mit meinen Eltern geschehen ist? Wohin wurden sie gebracht?«
    Jakob schüttelte den Kopf. »Ich bin nicht sicher. Die meisten von uns wurden nach Izbica deportiert. Deine Eltern wahrscheinlich auch. Sie stehen jedoch, ich habe es heute noch einmal überprüft, auf keiner Liste. Es tut mir leid, ich weiß es einfach nicht.«
    Gustav grübelte eine Weile schweigend. Dann meinte er: »Es ist seltsam. Ich müsste mich doch an meine Mutter erinnern. Ich war schon ein paar Jahre alt. Warum habe ich kein Bild von ihr im

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