ALTEA (Sturmflut) (German Edition)
„Du siehst aus wie Aljoscha Manyuk.“ Spuckte Veit aus ohne darüber nachzudenken.
Es war nur die allerkleinste Bewegung, die Ibrahim in seine Richtung machte, doch im selben Moment wurde sein Blick geradezu teuflisch und ein tiefes Knurren entwich seiner Brust. Veit machte einen Sprung zurück und riss die Hände aus den Taschen. Die akute Panik stand ihm aufs Gesicht geschrieben.
„Das war es dann aber auch schon mit den Gemeinsamkeiten.“ Grollte er Ibrahim in seine Richtung. Jedes einzelne Wort triefte vor Verachtung, doch schon im nächsten Moment fand er wieder seine Fassung. Der starre Blicke ohne Emotionen und eine vollkommen beherrschte Haltung. Er sah zu mir.
„Können wir dann los?“ Fragte er trocken. Ich nickte nur kurz und folgte ihm. Radu suchte den Augenkontakt mit mir, sichtlich unglücklich darüber, dass ich jetzt mit Ibrahim verschwand. Im Vorbeigehen sah ich auch noch einmal zu Veit, der immer noch völlig entsetzt in den Raum starrte. Wenigsten wusste ich jetzt, dass dieser Typ nicht nur mir eine verfluchte Angst einjagte.
3
Vlad Rubinov empfing mich im selben Raum, wie schon zuvor. Er trug noch immer seine Uniform und hatte sogar die exakt gleiche Haltung eingenommen. Abgesehen von meiner neuen Kleidung, hatte ich ein Gefühl von Déjà-vu. Er verlor keine Zeit und begann zu sprechen, so wie ich den Raum betreten und sich die Tür hinter mir geschlossen hatte.
„Ich habe erfahren, dass die Testläufe Ihres Könnens sehr zufriedenstellend gelaufen sind. Ich wollte Sie noch einmal persönlich sehen, um Ihnen mitzuteilen, dass wir Sie für absolut geeignet halten, uns bei dieser Mission zu unterstützen.“ Er drehte sich zu mir um und auf seinem Gesicht war dasselbe falsche Lächeln, wie schon zuvor. Ich erwiderte nichts darauf. Wie man mich einschätzte, hörte ich selbst zum ersten Mal. „Das ist wirklich sehr vorteilhaft. Ich hatte allerdings auch keinen Zweifel daran, dass Ihr Talent außerordentlich ist.“ Er machte eine kurze Pause und holte tief Luft. „Nun, da wir ungefähr abschätzen können, wann Ihre Fähigkeiten reif für den Ernstfall sein werden, können wir anfangen alles vorzubereiten. Natürlich müssen Sie noch an diversen, anderen Simulationen üben und Sie brauchen auch noch Training in anderen Fertigkeiten.“ Sagte er mit einer gewissen Selbstverständlichkeit.
„Wieso? Was erwartet man denn noch von mir?“
„Es wird noch eine Einsatzbesprechung geben, bei der alle Details geklärt werden. Ich will Sie wirklich nicht jetzt schon damit belasten. Es werden eine Menge Informationen auf Sie zukommen. Aber so lange wir schon hier sind, bin ich gerne bereit Ihnen einige Fragen zu beantworten, die Sie vielleicht haben. Immerhin ist diese ganze Situation doch sehr… neu für Sie“
Seine Augen suchten nach einem Widerspruch in meinem Blick, doch ich starrte ihn nur ausdruckslos an. Es war nicht beabsichtigt, aber damit schien ich Rubinov tatsächlich zu verunsichern. Seine Stirn wurde faltig und seine Augen ganz langsam immer kleiner. Ganz so, als würde er auf ein Bilderrätsel starren. War das hier bereits ein weiterer Test? Ich sollte hierher kommen, damit er mir das sagen konnte? Für mich war es sinnlos. Irgendwie absurd. „Und ich bin mir sicher, Sie wollen auch so schnell wie möglich zu Ihren Freunden zurück. Vor allem zu Herrn Radu Eldan. Wie ich erfahren habe, gehört er zum STEA. Auch seine-“
„Was ist mit Aljoscha Manyuk?“ Fiel ich ihm ins Wort. Der Satz schoss einfach aus meinem Mund, ich bereute ihn aber nicht. Wenn es schon keinen offensichtlich guten Grund für dieses Treffen gab, dann konnte ich ihm einen geben. Ich sollte Fragen stellen, nun, hier waren sie.
Rubinovs Augen wurden für einen Moment groß, er setzte aber sofort wieder sein gefälliges Lächeln auf.
„Was soll mit ihm sein?“ Fragte er mit einer Unschuldsmiene. Konnte oder wollte er es nicht zugeben? Ich verstand das nicht.
„Sie... Sie sagten... er wäre...“ Auf einmal wusste ich gar nicht, wie ich es formulieren sollte.
„-Wieder im Stützpunkt. So ist es.“ Stellte er mit übertrieben viel Nachdruck klar. Mein Blick schoss vom Boden hoch zu Rubinov. Keine Spur einer Lüge in seinen Augen. Sekundenlang nahm ich nicht den Blick von ihm. Kein Blinzeln, kein Zucken. Er sagte die
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