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ALTEA (Sturmflut) (German Edition)

ALTEA (Sturmflut) (German Edition)

Titel: ALTEA (Sturmflut) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Suslik
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ungekämmten Strähnen an ihrem Kopf herunter und an ihrer rechten Augenbraue hatte sie eine schlecht verheilte Narbe, die ihr kleines Gesicht entstellte.
             „Hallo meine Kleine. Wie heißt du denn?“ Ich strich ihr vorsichtig ein paar Haare aus dem Gesicht, während ich sprach. Ihr Gesicht, ihr ganzer Körper wirkten so zerbrechlich.
             „Laska.“ Sie hatte eine überraschend kraftvolle und lebendige Stimme, die so gar nicht zum Rest ihrer Erscheinung passen wollte. Ein kleines Lächeln legte sich auf ihre Lippen.
             „Laska ist ein schöner Name. Ich heiße Ludmilla.“ Sagte ich ihr mir ruhiger Stimme.
             „Ich weiß.“ Erwiderte sie aufgeweckt.
             „Was?“ Für eine Sekunde glaubte ich, mich verhört zu haben.
             „Ich weiß wer du bist. Die haben uns gesagt, du kommst her.“ Sagte sie weiter. Ich war sprachlos und rang nach Worten, während die kleine Laska mit ihren winzigen Fingerchen über meine Kleidung und meine Haare strich, als wäre ich ein seltsames Wesen, das sie erforschen musste.
             „Wer hat dir das gesagt?“ Ihr Blick wanderte kurz zur Seite. Ich wollte ihm folgen, doch konnte nicht sehen, wem er gegolten hatte.
             „Na die. Die Männer, die hier sind. Sie passen auf. Sie sagen, du kannst uns helfen. Du kannst machen, dass wir wieder nach Hause dürfen.“
    Ihre großen Augen blickten in meine, als enthielten sie die Antworten auf alle Fragen dieser Welt. Für eine Weile sah ich sie nur an und versuchte das alles zu verarbeiten, während sie den Blick von mir nahm und weiter meine Kleidung untersuchte. Es war mehr als offensichtlich, dass ich mich in einem gut organisierten Theaterstück befand. Wir sahen, was wir sehen sollten und Laska hatte mich nicht zufällig angesprochen. Man hatte ihr befohlen es zu tun. Auch ihre Worte waren inszeniert. Ich hätte wütend sein müssen, doch ich war einfach nur verzweifelt. Mit jeder Minute war ich mehr überfordert von allem um mich herum. Das alles war ein Trick, um mich in jedem Fall dazu zu bringen, dem Militär bei einem Angriff gegen die Europäische Regierung zu unterstützten und es wirkte. Dabei hätte ich ihnen in jedem Fall geholfen, doch nun war es zu einem Zwang geworden. Wie konnte ich mich jetzt noch verweigern? Diesen Menschen ging es schlecht. Sie waren ohne Heimat und sie würden hier nie eine neue finden. Das ließen sie einfach nicht zu. Vielleicht war ich der einzige Mensch, der das ändern konnte. Es lag in meiner Verantwortung. Ich hatte es meinem Vater versprochen. Ich hasste das Gefühl, dreckig und hinterhältig manipuliert worden zu sein, doch diese Menschen brauchten jemanden, der sich für sie einsetzte. Dabei spielten die äußeren Umstände keine Rolle. Sie durften einfach keine spielen. Das war wichtiger als mein Ego.
    „Ich verspreche dir, ich strenge mich ganz doll an, dann kannst du mit deiner Familie bald wieder zurück nach Europa. Was sagst du dazu, ist das gut?“ Fragte ich vorsichtig und suchte dabei ihren Blick, während sie damit beschäftigt war auf meinen Schuhen herumzudrücken.
             „Ich weiß nicht…“ Sie hob den Kopf und sah mich aus ihren großen Knopfaugen an. „Was ist Europa?“ Fragte sie etwas verunsichert. Wieder war ich sprachlos. Mein Kinn hing nur so da und ich war nicht einmal in der Lage meinen Mund wieder zu schließen.
             „Wo bist du geboren Laska?“
    Sie wippte kurz hin und her und fiel fast hin, als sie sich herum drehte und kurz mit dem Finger in eine Richtung zeigte. Dann drehte sie sich wieder zu mir und ich konnte nichts anderes tun, als sie anzustarren. Fassungslos. Geschockt. Laska grinste mich nur an. Scheinbar fand sie meinen Gesichtsausdruck komisch. Sie verstand das alles nicht. Wie sollte sie auch? Minuten vergingen, dann kam die junge Frau, die vermutlich Laskas Mutter war und nahm sie auf ihre Arme. Ihr Blick streifte nur kurz meinen, aber ich sah darin eine intensive Mischung aus Traurigkeit und Wut. Ich verstand sie sehr gut. Ich verdiente diesen Blick für meine Naivität und dafür, dass ich so egoistisch gewesen war, meine Hilfe an Bedingungen zu knüpfen. Ich war fertig. Sie hatten mich und Emil wusste das auch. Vielleicht waren ein paar Hundert Flüchtlinge nicht Grund genug um einen Krieg anzufangen, aber es ging um mehr als das. Es ging um die Zukunft von Laska und allen anderen Kindern. Sie verdienten

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