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ALTEA (Sturmflut) (German Edition)

ALTEA (Sturmflut) (German Edition)

Titel: ALTEA (Sturmflut) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Suslik
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erfüllt. Es war nun an mir, mich an meinen Teil der Vereinbarung zu halten. Das passte mir nicht immer, aber das war der Deal. Das Training beschränkte sich nun nicht mehr nur auf die Simulationen und das Schießen. Ich musste auch Kraft- und Ausdauertraining absolvieren. Das Schlimmste waren allerdings die schier endlosen Stunden mit Ibrahim. Seine konstante Ablehnung mir gegenüber, gab mir das Gefühl bei einfach allem ungenügende Leistungen zu erbringen. Ich verstand nicht einmal auf was für eine Situation ich vorbereitet wurde und Ibrahim lehnte es ab dazu irgendwelche Frage zu beantworten. Ich war wieder zu einer Spielfigur geworden.
    Am Ende jedes Tages fiel ich in mein Bett, aber schlafen konnte ich nicht. Immer wieder das gleiche Spiel. Stundelang lag ich wach, bis mich ein seichter Dämmerschlaf überkam, aus dem ich unzufrieden und immer noch etwas müde, erwachte. Auch an diesem Morgen ging es mir nicht anders. Ich stand auf, schleppte mich unter die Dusche und versuchte unter den heißen Wasserstrahlen etwas Entspannung in meinen verkrampften Nacken zu massieren. Danach machte ich wie immer einen Bogen um den Spiegel, zog mich an, setzte mich auf mein Bett und wartete darauf, dass mich Ibrahim abholte. Neben der Tür stand bereits etwas zu essen für mich, aber wie auch schon die vergangenen Tage, wollte ich das Frühstück auslassen. Ich verspürte einfach keinen Hunger. Außerdem war Ibrahim immer auf die Sekunde pünktlich und es war ohnehin nicht mehr genug Zeit, um noch etwas zu mir zu nehmen.
    Es vergingen nur zehn Sekunden mehr als üblich, da war mir bereits klar, dass dieser Tag anders werden würde als die vorherigen. Augenblicklich machte sich Nervosität in mir breit. Ein Bruch mit der Routine der letzten Tage konnte alles bedeuten. Sogar, dass es heute losging. Dieser Gedanke machte mir regelrecht Angst, denn ich wusste im Grunde genommen nichts. Ich hatte gerade einmal eine Idee davon, was genau ich eigentlich für das Militär machen sollte, aber die eigentliche Aufgabe, in all ihren Details, lag noch völlig im Dunkeln. Ich versuchte ganz ruhig zu bleiben und atmete langsam ein und aus, doch mit jeder Sekunde wurde meine Anspannung schlimmer. Ich sah wieder zur Uhr, als sich die Tür plötzlich öffnete. Aber es war nicht Ibrahim, der im Türrahmen stand, sondern Aljoscha. Anstatt den Raum zu betreten, lehnte er sich gegen den Türrahmen und verschränkte die Arme. Er sah mich nur an, ohne etwas zu sagen. Dabei hatte er dieses Lächeln auf dem Gesicht, das einfach zu ihm gehörte, wie das helle Grün seiner Augen. Minutenlang bewegte er sich nicht vom Fleck. Erst da bemerkte ich, dass ich ihn wie jemanden anstarrte, der von den Toten zurückgekehrt war. Ich senkte den Blick und schüttelte kurz den Kopf, nur um ihn danach sofort wieder ungläubig anzustarren. Mir fehlte die Erinnerung daran, wann ich mich je so sprachlos gefühlt hatte, wie in diesem Moment. Er war in einen komplett schwarzen Overall gekleidet, der ab der Hüfte aufwärts sehr eng am Körper anlag. Das Material schimmerte ungewöhnlich grau, und hatte eine wabenartige Struktur. Meine erste Assoziation war Karbon. Die Kleidung bedeckte seine Arme und Hände fast vollständig. Nur die Spitzen seiner Finger waren unverhüllt. Der Overall bedeckte selbst seinen Hals. Von den Brandwunden war nichts mehr zu sehen. Zumindest fast nichts. An seiner Wange schimmerte die Haut im zartesten Rosa und gab einen Hinweis darauf, dass dort einmal eine Verletzung war. Hätte ich es nicht mit eigenen Augen gesehen, hätte ich es niemals für möglich gehalten, dass sein Körper noch bis vor kurzem von schwersten Läsionen bedeckt war. Seine Haare waren immer noch sehr kurz, aber sie waren dicht und glänzten. Zum ersten Mal, erkannte man gut seine natürliche Haarfarbe.
             „… Deine Haare sind hellbraun.“ Gab ich geistesabwesend von mir. Er fing an zu lachen und der Klang riss mir schier den Boden unter den Füßen weg. Ich konnte meine Gefühle nicht sortieren, wusste nicht, was ich denken oder auch nur sagen sollte. Für einen kurzen Moment hatte ich Angst, das alles wäre nur wieder ein Produkt meines Dämmerschlafes und dann wurde es mir klar. Ich hatte ihn einfach vermisst.
             „Ja, das sind sie. Ich hatte sie gebleicht, um mich etwas individueller zu fühlen, aber vielleicht lasse ich sie jetzt so. Was sagst du dazu?“ Er sah mich an. Unbekümmert. Ich brauchte eine Weile, um zu begreifen, dass

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