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ALTEA (Sturmflut) (German Edition)

ALTEA (Sturmflut) (German Edition)

Titel: ALTEA (Sturmflut) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Suslik
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nachdenken.
             „Okay, tu es.“ Ich wollte nicht mit einer Kugel in meinem Arm herumlaufen und sie zu entfernen, wenn die Wunde praktisch schon verheilt wäre, erschien mir auch nicht sinnvoller.
    Aljoscha setzte seinen Rucksack ab und holte ein kleines, schwarzes Täschchen und ein Taschenmesser heraus. Er nahm ein Fläschchen und ein Stück Verband aus der kleinen Erste-Hilfe-Tasche und tränkte den Verband mit der rötlich-gelben Flüssigkeit aus der Flasche. Danach wischte er die Klinge des Messers damit ab. Er tat es sehr gründlich. Über mehrere Minuten. Danach nahm er mir den provisorischen Verband ab und drückte das Stück Stoff auf die Wunde. Ich bis die Zähne zusammen, als der brennende Schmerz einsetzte.
             „Es wird noch schlimmer.“ Sagte er mit einem hämischen Ton in der Stimme. Es war genau das, was ich nicht hören wollte, doch nun war ich wenigstens darauf vorbereitet. Danach hielt er meinen Arm nach oben. Wieder für mehrere Minuten, bis er anfing taub zu werden. Die Wunde in meiner Schulter sorgte dafür, dass diese Minuten mir unerträglich lang vorkamen und ich die Schmerzen wieder deutlich spüren konnte.
             „Halt den Arm so.“ Wies er mich an. Ich tat wie mir gesagt wurde und hielt den Arm nach oben ausgestreckt. Aljoscha nahm das Stück Verband, das vorher noch die Wunde abgebunden hatte und legte es mir ein Stück über der Verletzung wieder an. Er schnürte es fest zu, so dass mein Blut sich zu stauen begann. Ich fühlte das Pulsieren und kurz darauf begann mein ganzer Arm zu kribbeln.
             „Willst du zusehen?“
    Ich antwortete nicht, sondern legte nur demonstrativ den Kopf zur Seite und schloss die Augen für einen Moment. Ich riss sie wieder auf als die Schmerzen mich wie ein Blitz trafen. Ich wollte aufschreien, schlug mir aber die Hand vor den Mund. Mein Körper fing an zu zittern und aus dem Verlangen zu schreien, entstand ein armseliges Wimmern. Ich wimmerte in meine Hand und fing an immer schneller zu atmen. Ich wollte die Schmerzen wegatmen, doch sie wurden nur intensiver. Was mir wie eine Ewigkeit vorkam, waren in Wirklichkeit nicht mehr als zwei Minuten und alles war vorbei. Aljoscha zeigte mir das Projektil und legte es in meine Hand. Danach verband er die Verletzung wieder. Ich starrte auf die kleine, blutige Patrone in meiner Handfläche. Sie war so klein und hätte doch so einfach mein Leben beenden können. In diesem Moment verspürte ich wieder Dankbarkeit noch am Leben zu sein. Ich hatte wieder einmal viel Glück gehabt. Die Kugel steckte ich in meine Tasche und sah dann zu Aljoscha, der gerade das Erste-Hilfe-Täschchen wieder in den Rucksack stopfte.
             „Danke Josha.“
    Er sah auf und zog überrascht die Augenbrauen nach oben.
             „So hast du mich noch nie genannt… so hat mich überhaupt noch niemand genannt.“ Gestand er mit amüsierter Verwunderung auf seinem Gesicht.
             „Perfekt.“ Antwortete ich leise. Sein Lächeln wurde größer, während er den Rucksack wieder schulterte. Danach nahm er mein Gesicht und küsste meine Stirn. Vorsichtig. Ganz sanft. Obwohl es so banal erschien, war es die liebevollste Geste, die ich seit langem erfahren hatte. Ich fühlte mich beschützt und es hatte nichts mit Romantik zu tun. Aljoscha wusste das. Er verstand und respektierte meine Art die Dinge zu tun und zu fühlen. Er überschritt nie von sich aus die unsichtbare Linie, die ich um mich selbst gezogen hatte. Meinen persönlichen Raum. Meine eigene Welt mit meinen Regeln. Er wartete stets darauf, dass ich ihn dazu aufforderte.
    „Fühlst du dich gut genug, um weiterzugehen?“ Ich nickte nur. „Okay, dann lass uns gehen.“
    Er half mir auf die Beine und für einen kurzen Moment drückte ich meine Stirn gegen seine Brust und atmete tief ein. Es war meine Art seine Geste zu erwidern. Aljoscha ging wieder los und blickte nur kurz zurück, um sicher zu gehen, dass ich ihm auch folgte. Mir fiel auf, dass sein Kommunikator noch in seiner Tasche war. Ich wollte etwas sagen, dann erinnerte ich mich an den, der noch in meiner Tasche war. Es war nicht meiner, sondern der, des jungen Soldaten. Ich würde den Kanal wechseln. Warum sollte Aljoscha sich um alles kümmern? Ich konnte mit den anderen in Kontakt bleiben. Ich holte den Kommunikator aus der Hosentasche und legte ihn an. Ich konnte Ibrahims Stimme hören. Und die von Veit. Panik flutete meinen Körper. Die

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