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ALTEA (Sturmflut) (German Edition)

ALTEA (Sturmflut) (German Edition)

Titel: ALTEA (Sturmflut) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Suslik
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ich wusste, auch aus diesem Abschnitt würde es kein Zurück geben.
             „Ka- kann ich dich etwas fragen?“ Meine Worte überschlugen sich fast, so dringend wollte ich sie loswerden. Aljoscha sah nur amüsiert zu mir. „Als… als wir uns geküsst haben… hast du da je gedacht… ich meine… hast du je angenommen, zu irgendeiner Zeit, dass es irgendwohin führen könnte? Ich nämlich nicht!“ Ich bereute meine letzten Worte sofort, obwohl sie die Wahrheit waren. Ich hasste nur wie es klang. So gleichgültig. Warum nur, fiel es mir immer so schwer über meine Gefühle zu reden? Wovor hatte ich jetzt noch Angst?
    Ich erwartete von Aljoscha ein Lachen oder wenigstens ein Grinsen, doch er sah mich nur totenerst an.
             „Wirklich nicht? …Zu dumm.“ Er hielt die ernste Miene noch für wenige Sekunden aufrecht, dann brach es aus ihm heraus und er fing zu lachen an. Erst jetzt merkte ich, dass mein Herz raste. „Milla, du bist die mit Abstand unromantischste Frau, die ich je getroffen habe und ich arbeite für das Militär. Die Frauen dort sind für gewöhnlich auch keine zarten Pflänzchen.“
    Ich sah ihn nur verstört an, unfähig etwas zu sagen. Der Kloß in meiner Kehle war einfach zu groß. „Wir Männer sind wirklich simpel. Wenn es um solche Dinge geht, dann kalkulieren wir nicht. Um ehrlich zu sein, habe ich nicht viel nachgedacht.“ Er kam ein Stück näher. „Aber lass mich dir eine einfache Frage stellen: Warum sollte ich dir nur einmal für einen Kuss nahe kommen wollen?“
             „Ich… weiß es nicht?“ flüsterte ich leise.
             „Hast du gedacht, ich mache so etwas aus Mitleid?“
    Ich schüttelte langsam den Kopf.
             „Wenn mir eine Frau gefällt, dann lasse ich sie das wissen. Und wenn nicht, dann eben nicht. Oder waren meine Absichten… mein Verhalten dir gegenüber so schwer zu deuten?“ Fragte er mit ernsthafter Neugier in der Stimme.
             „I-Ich bin da nicht gerade eine Expertin…“ Gestand ich. Tatsächlich war er in seinem Verhalten mir gegenüber nie plump gewesen. Es war die perfekte Mischung aus Distanz und Nähe, was wohl auch der Grund dafür war, dass ich nie so richtig Notiz davon genommen hatte. Ich war viel zu sehr mit meinen eigenen Gefühlen für ihn beschäftigt gewesen. Nun bereute ich, diese Frage überhaupt gestellt zu haben.
             „Okay, dann lass dir sagen: Es hat mir gefallen und ich hatte definitiv die Absicht es wieder zu tun… wenn die Umstände weniger ‚kritisch‘ sind.“
             „und dann?“ Diesmal war es Aljoscha, der mich verwirrt ansah. „Du warst immer da, um auf mich aufzupassen. Wir waren nie auf Augenhöhe. Wenn wir das überleben, dann lass ein Jahr vergehen und du siehst, wie ich wirklich bin und du-.“ Aljoscha unterbrach mich mit einem übertrieben lauten Seufzer.
             „Du denkst, ich bin dir überlegen oder so etwas? Wie kommst du nur auf solche Gedanken? Ich habe viel für dich getan, aber du auch für mich.“
             „Zum Beispiel?“ Ich war wirklich gespannt auf die Antwort, denn ich konnte mir nicht vorstellen, was er darauf sagen konnte. In meinen Augen war er tatsächlich besser als ich, auch wenn es absurd klang. Ich hatte Angst, er könnte irgendwann all die Dinge an mir sehen, die ich als meine größten Schwächen betrachtete und zu der Einsicht kommen, dass ich nicht die war, für die er mich immer gehalten hatte. Ich wollte ihn nicht verlieren. Nicht so. Aber an mir zu arbeiten würde mehr Zeit erfordern als nur ein Jahr.
             „Du bist der zweite Mensch überhaupt, der mich als menschliches Wesen betrachtet und die erste Person, die trotz all der Dinge, die gegen mich sprechen, zu mir hält. Du gibst mir Würde und du wunderst dich, warum ich mit der weg will? Du wunderst dich, warum ich mich zu dir hingezogen fühle, abgesehen von den offensichtlichen Gründen?“ Er lachte wieder kurz auf. „Auch ohne dich hätte ich mich vermutlich gegen meine ‚Entsorgung‘ gewehrt, aber durch dich habe ich das Gefühl, da ist etwas… eine Option oder… ein Sinn. Ein Leben, das ich vielleicht wirklich mag. Nicht nur eine Flucht.“
    Aljoscha sah mich eine Weile an und blickte dann wieder zu Boden. Er sprach über das, was er wirklich dachte. Ich merkte erst jetzt, wie leicht ihm das fiel. Ich hatte ihm nie wirklich viel von mir gegeben, außer meinen schwächsten Momenten.

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