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ALTEA (Sturmflut) (German Edition)

ALTEA (Sturmflut) (German Edition)

Titel: ALTEA (Sturmflut) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Suslik
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fernzuhalten. Er konnte den anderen besser helfen und sich gegen Ibrahim wehren, wenn er mich nicht auch noch beschützen musste. Ich blieb stehen und wusste nicht, ob ich ihm folgen sollte. In meinem Zustand war ich kaum eine Hilfe. Ich suchte Deckung hinter einem Baum und versuchte zu erkennen, was auf der Lichtung geschah.
    Dort war ein Heli der russischen Armee. Exakt das gleiche Modell, mit dem wir auch hergebracht wurden und mehrere Fahrzeuge. Es waren die Scheinwerfer von zwei Wagen, die die Umgebung erhellten. Ich suchte wieder Deckung und wartete einen kurzen Moment. Als ich wieder hervorkam, versuchte ich Ibrahim ausfindig zu machen. Ich sah einige Soldaten, die hinter den Fahrzeugen Deckung suchten. Keiner von ihnen war Ibrahim. Sie schossen nicht. Sie warteten. Das war tatsächlich ein Hinterhalt. Sie wollten Veit und Anna gar nicht erschießen. Würden wir den Kontakt zu ihnen verlieren, wüssten wir, dass sie tot wären und hätte keinen Grund mehr zu ihrer Rettung zu eilen. Sie wollten uns Zeit geben. Ich fragte mich nur, was Ibrahims Priorität war: Aljoscha zu töten oder mich.
    Dann sah ich Aljoscha. Er schlich sich im Schutz der Dunkelheit an die Soldaten heran. Mir stockte der Atem. Es musste für ihn ein Leichtes sein, einfach auf die Männer zu zielen und sie so außer Gefecht zu setzten. Damit hätte er bereits mehrere von ihnen ausschalten können, bevor überhaupt jemand bemerkte was los war. Trotzdem tat er es nicht und setzte sich stattdessen einem hohen Risiko aus, selbst getroffen zu werden. Mir wurde bewusst, dass er es meinetwegen tat und meine Angst ergriff wieder die Oberhand. Ich konnte nicht einfach nur dastehen und alles geschehen lassen. Es war an mir ihm Deckung zu geben, auch wenn es bedeutete, dass ich auf diese Soldaten schießen musste. Jetzt war kein Platz mehr für moralische Überlegenheit. Jeder Kampf, jeder Krieg verlangte Opfer und ich würde meine Freunde beschützen. Ich legte die Waffe an und zielte auf die Soldaten, immer bereit sofort zu schießen. Mein gesamter Körper war angespannt und ich richtete meine volle Konzentration auf das Ziel vor mir, auch wenn es mir mit der zunehmenden Erschöpfung nicht leicht fiel.
    Ich sah, wie er den ersten Soldaten packte und blitzschnell zu Boden warf. Ein präziser Schlag und er rührte sich nicht mehr. Noch bevor der Zweite eine einzige Kugel abfeuern konnte, hatte Aljoscha auch ihn mit einem einzigen Tritt zu Boden geworfen und entwaffnet. Er war noch so unglaublich schnell, wie ich ihn in Erinnerung hatte. Ich konnte fühlen, dass mein Puls sich wieder leicht normalisierte, doch die Anspannung blieb. Ich ließ den Blick über das Gelände wandern, um ganz sicher zu gehen, dass niemand ihn anvisierte. Und plötzlich sah ich ihn. Ibrahim. Ich hatte keinen Zweifel. Er wirkte sichtlich mitgenommen. Selbst aus dieser Entfernung konnte ich erkennen, wie heftig sich sein Brustkorb auf und ab bewegte. Der Lauf seiner Waffe schwankte und auch er selbst hielt sich kaum noch auf den Beinen. Trotzdem war er entschlossen es selbst zu Ende zu bringen, bevor ihn eine Heilstarre lähmen würde. Er erhob sich ganz aus seiner Deckung und zielte in Aljoschas Richtung. Dieser suchte gerade Deckung hinter einem Fahrzeug und gab mir ein Zeichen. Ich sollte ihm folgen. Ich sah Aljoscha und ich sah Ibrahim. Auf einmal war ich mir nicht mehr sicher, ob Ibrahim tatsächlich auf ihn zielte. Er konnte ihn von seiner Position aus nicht einmal sehen. Oder konnte er? Würde ich Aljoscha jetzt folgen würde er mich auf jeden Fall sehen. Wartete er darauf? Ich würde nicht warten. Ich legte erneut die Waffe an und zielte auf ihn, doch kaum hatte ich ihn gut im Visier, nahm er das Gewehr runter und ging in Deckung. Jetzt war ich mir sicher. Er wusste wo Aljoscha war und er wartete auf mich. Ich wollte die anderen wissen lassen, was ich gerade gesehen hatte, aber die Wahrscheinlichkeit war zu groß, dass Ibrahim unser Gespräch mitverfolgte. Die Waffe hatte ich immer noch im Anschlag. Würde ich nicht aus meiner Deckung kommen, würde Aljoscha seine verlassen. Es gab nur eine Möglichkeit. Ich zielte auf den Tank des Wagens, hinter dem Ibrahim in Deckung gegangen war. Ohne eine Ahnung, wie viel Munition ich noch hatte oder wo genau der Tank war, hoffte ich auf einen Glückstreffer. Die erste Kugel verließ den Lauf und schlug im hinteren Teil des Wagens ein. Sofort hörte ich, wie das Feuer erwidert wurde. Ich schoss weiter und versuchte dabei immer

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