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ALTEA (Sturmflut) (German Edition)

ALTEA (Sturmflut) (German Edition)

Titel: ALTEA (Sturmflut) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Suslik
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Trotzdem stelle er nicht in Frage, dass ich es ehrlich mit ihm meinte. Dass ich seine Gedanken teilte. Vermutlich las er all das ohnehin zwischen den Zeilen. Trotzdem wollte ich die Dinge endlich auch aussprechen. Ich nahm all meinen Mut zusammen, um letztlich einmal etwas preiszugeben.
             „Ich weiß, dass es komisch klingt… klingen muss… was ich sagen will. Also für mich… ist es ein schöner- ein beruhigender Gedanke. Du und ich… die anderen. Weit weg von allem. Die Welt um uns herum ist so verrückt geworden. Ich halte das einfach nicht mehr aus. I-ich wollte stark sein, aber…“ Ich wollte weitersprechen, doch meine Worte ergaben für mich selbst keinen Sinn mehr. Meine Stimme brach. So vieles verließ meinen Mund. Warum sagte ich nicht das, was wesentlich war? „…Ich will auch wissen wo das hinführt. Ich will da sein, wo du bist. Und wenn es nirgendwohin führt, dann gehörst du trotzdem zu den wenigen Menschen, denen ich vertraue. Wir sollten… zusammenhalten.“
    Es waren meine eigenen Worte. Sie klangen nicht schön, sie waren nicht romantisch, aber so war ich. Innerlich hoffte ich, er würde sie richtig verstehen. Mein Blick war ins Nirgendwo gewandert. Beschämt, ihn anzusehen. Aljoscha legte einen Finger an mein Kinn und drehte mein Gesicht wieder zu sich.
             „War das gerade ein romantischer ‚Frauensatz‘, verpackt in ganz viel brutaler ‚Millarität‘?“ Fragte er mich. Ich lachte schwach.
             „‘Millarität‘?“
             „Ganz genau. Ein Wort, das ich soeben erfunden habe, um deine bemerkenswerte Eigenschaft zu beschreiben, die Realität immer noch nüchterner darzustellen, als sie sowieso schon ist.“ Ich lächelte schwach.
             „Bin ich zu ernst? Hat mich das alles… verändert?“
             „…Ja. Was du erlebt hast verändert jeden. Und du bist ernst, aber das ist nichts Schlechtes. Nicht in meinen Augen.“ Seine Stimme wurde zu einem Flüstern. „Du vergibst nicht einmal deinem eigenen Verstand einen Betrug und umarmst die Gerechtigkeit, selbst wenn es weh tut. Ich mag das. Das ist keine simple Charaktereigenschaft. Das ist dein Wesen.“ Seine Worte sanken in mir, wie Sand, den man aufs Wasser gestreut hatte und der sich nun langsam seinen Weg zum Meeresgrund suchte.
             „…Also bin ich nachtragend und masochistisch?“ Aljoscha riss die Augen weit auf und schlug eine Hand vor den Mund, um nicht in Gelächter auszubrechen.
             „Nein, nein… nein. Du… willst eine bessere Welt und du fängst bei dir an. Du willst das woran du glaubst leben und du gibst nicht auf, auch wenn es viel kostet. Ich nenne das selbstlos und tapfer.“ Stellte er klar.
    Für einige Sekunden sah ich ihn nur an und saugte den Anblick seines Gesichtes in mich auf. Es beruhigte mich, denn ich fühlte mich schwach. Ich lehnte meinen Kopf auf meine eigene Schulter und schloss die Augen, doch schon im nächsten Moment spürte ich Aljoschas Hand, die meinen Kopf wieder aufrichtete.
             „Jetzt ist keine Zeit zum Schlafen.“
             „Ich… ich fühl mich nicht so gut.“ Er strich mir übers Haar und ich öffnete die Augen wieder.
             „Hast du noch Schmerzen?“
             „Nein.“
             „Das ist der Heilungsprozess. Dein Körper heilt jetzt schneller und besser, aber es kostet dich auch mehr Energie. Du wirst dich noch eine Weile so schwach fühlen, bis die Wunden an Arm und Schulter fast verheilt sind.“ Er sagte es in dieser tiefen Stimme, die fast nur noch ein Flüstern war. Ich mochte das. Sogar sehr. Es beruhigte mich und ließ mein Herz schneller schlagen und beides zur selben Zeit. „Als mein Körper angefangen hatte die Brandwunden zu heilen, war ich für fast zwölf Stunden praktisch katatonisch. Mein Verstand konnte alles erfassen, aber meinem Körper fehlte die Kraft sich auch nur einen Millimeter zu bewegen… nicht so gut, wenn ich darüber nachdenke.“ Er lachte wieder leise.
             „Aber eine Kugel steckt noch drin.“ Bei diesem Gedanken wurde ich wieder etwas wacher.
             „Soll ich sie rausholen? Es wird aber ziemlich wehtun.“ Warnte er mich.
             „Wie sehr ist ‚ziemlich‘?“
    Bei der Vorstellung, wie Aljoscha die Kugel aus meiner Wunde holte, schüttelte es mich leicht.
             „Es wird sehr wehtun.“
    Ich musste nicht lange darüber

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