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Altenberger Requiem

Altenberger Requiem

Titel: Altenberger Requiem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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Ewigkeit vor. Irgendwo im Straßengewirr um den Kalker Bahnhof hielt vor uns plötzlich ein Transporter. Der Fahrer erschien auf der Rückseite, senkte beschwichtigend die Arme, öffnete die Klappe und begann seelenruhig, irgendwelche Kartons auszuladen.
    Wonne trat das Gaspedal durch und lenkte ihren Winzling über den Gehweg, nur Millimeter von dem Transporter entfernt. Auf der anderen Seite schrammte sie gerade so an einem Fahrradständer vorbei.
    »Maßarbeit«, murmelte ich und hielt mich fest, als sie um die nächste Abzweigung preschte, dass die Reifen quietschten.
    Das Hotel war eine dieser Kettenunterkünfte, in denen vor allem Geschäftsleute abstiegen.
    Hinter dem großen Glasfenster waren Gäste zu sehen - hauptsächlich Männer in Nadelstreifen, die Zeitung lasen oder sich über ihre Laptops beugten.
    »Willst du wieder allein reingehen?«, fragte Wonne.
    »Nein, wir machen das zusammen. Es wird sicher nicht ganz einfach, sich zu unterhalten. Vor allem wenn seine Frau dabei ist.«
    »Willst du ihm verraten, dass du weißt, dass er Sandro Marino ist?«
    »Nein, aber ich werde den Namen erwähnen. Und ich werde ihn durchaus wissen lassen, dass wir über Marinos Verbindung zu Klara Hackenberg und Gabriele Scherf Bescheid wissen.« Seine Frau wusste das schon. Ob sie es ihm gesagt hatte?
    Wonne fand eine Parklücke direkt vor dem Hotel. Wir standen jetzt am Rand der schaufensterartigen Glasfläche.
    »Dreh dich mal ganz langsam nach rechts. Aber nicht so auffällig.«
    Ich blickte durch die Glasscheibe. In zweiter Reihe saß jetzt Hermine Weißenburg allein an einem Tisch, eine aufgeschlagene Zeitung in der Hand, vor sich eine Tasse Kaffee. Ohne den Blick von ihrer Lektüre zu nehmen, griff sie nach der Tasse und trank einen Schluck.
    Sekunden später betraten wir die Lobby. Hinter der Rezeption sahen uns drei mit weißen Hemden und roten Westen gekleidete blonde junge Frauen auffordernd an. Sie sahen sich in ihrer Kluft so ähnlich wie Drillinge. Ich wandte mich an die mittlere.
    »Zu Herrn Mathisen, bitte. Er ist Gast in Ihrem Hotel.«
    »Einen Moment …« Routiniert hatte sie sich dem Computer zugewandt und die Zimmernummer herausgesucht.
    »Er müsste auf seinem Zimmer sein. Nummer 362. Ich melde Sie an.« Schon griff sie zum Telefon. »Wie ist Ihr Name bitte?«
    »Ist nicht nötig«, sagte ich. »Wir gehen gleich hinauf. Er erwartet uns.«
    Sie hatte immer noch den Hörer in der Hand. »Er meldet sich nicht. Möchten Sie mit seiner Frau sprechen? Sie hat bereits ausgecheckt und sitzt in der Bar.«
    »Hat er auch schon ausgecheckt?«
    »Nein.«
    »Vielen Dank.«
    Ich zog Wonne mit mir in Richtung der Aufzüge.
    »Wenn Frau Weißenburg schon ausgecheckt hat, Mathisen aber noch auf seinem Zimmer ist…«
    »… haben sie getrennte Zimmer«, konstatierte Wonne. Mit einem leisen Glöckchenton meldete sich die Kabine. Die Türen schoben sich auf.
    »… was wiederum ein aufschlussreiches Licht auf ihre Ehe wirft«, spann ich den Faden weiter.
    Langsam glitt der Aufzug in den dritten Stock. Als wir den Gang betraten, ließ ein Bewegungsmelder Milchglaslampen angehen. Wie auf vielen Hotelfluren herrschte der typische Mief unlüftbarer, weil fensterloser Räume.
    Auf der einen Seite des Flurs befanden sich die Türen zu den Zimmern, gegenüber hingen in gleichmäßigem Abstand Kunstdrucke an der weißen Wand. Schwarz-Weiß-Fotografien mit Kölner Motiven.
    Auf dem ersten Bild starrte mich ein steinerner Pferdekopf an. Stammte er von dem Denkmal auf dem Heumarkt oder von einer der Figuren an der Hohenzollernbrücke?
    Ein großer Kircheneingang. St. Pantaleon? Der Dom?
    Dichtes Laub eines Baumes auf einem Platz in der Innenstadt. Dahinter bildete ein aufgeschreckter Taubenschwarm ein surreales Muster. Wallrafplatz. Oder Neumarkt.
    Eine kantige Glasfläche, in der sich der Rhein spiegelte. Eins der neuen Kranhäuser?
    »Hier ist es«, sagte Wonne.
    Wir standen vor Mathisens Zimmer.
    Ich hob die Hand, um zu klopfen, doch ich ließ sie wieder sinken, als ich den Spalt zwischen Zarge und Schloss sah.
    Ich drückte dagegen, und die Tür schwang auf.
    »Herr Mathisen?«, rief ich.
    »Er ist doch schon weg«, sagte Wonne.
    Wir mussten uns knapp verpasst haben. Er hatte möglicherweise einen anderen Aufzug nach unten genommen. Oder die Treppe. Und jetzt stand er an der Rezeption und checkte gerade aus. Das Taxi wartete vielleicht schon.
    Ich machte einen Schritt in das Zimmer. Die schnellste Möglichkeit war, unten

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