Altenberger Requiem
als Information für mich dazugelegt.
»Das ist Hackenbergs Vergangenheit. Wie du weißt, ist er vorbestraft. Das hier sind die amtlichen Dokumente dazu. Und noch etwas mehr.«
Wonne zog sich das Material heran und begann zu lesen.
»Der Typ hier sieht ja brutal aus.«
»Es ist ein Polizeifoto. Da lächeln die Leute selten.«
»Matthias Büchel, genannt Matze«, las Wonne.
»Er hat mehrmals im Knast gesessen. Das letzte Mal von 2005 bis 2007. Im Moment ist er auf freiem Fuß.«
»Enkeltrick«, fuhr Wonne fort. »Autodiebstähle.«
»An der Enkeltricknummer war auch Reinhold beteiligt. Damals hat er ausnahmsweise mal gearbeitet. Als Taxifahrer in Leverkusen.«
»Das war Ende der Neunziger«.
Ich nickte. »Damals war der Enkeltrick noch nicht so bekannt wie heute. Sie haben vierzehn alleinstehenden alten Leuten das Geld aus der Tasche gezogen. Matze hat sich am Telefon als Enkel ausgegeben, der unbedingt Geld braucht, und behauptet, ein Freund würde es abholen. Reinhold war dann der angebliche Freund.«
Wonne schüttelte den Kopf. »Dass das wirklich so gut funktioniert. Kann man gar nicht glauben.«
»Sie haben sich gezielt alte Leute ausgesucht, die schon ein bisschen tüttelig waren. Reinhold hat als Taxifahrer genau mitbekommen, wo sie wohnten. Er hat viele alte Leute gefahren - zum Arzt und so weiter. Dadurch war er für sie sogar so etwas wie eine Vertrauensperson geworden. Als sie gesehen haben, dass er das Geld holte, haben sie es ihm erst recht gegeben, weil sie ihn ja schon kannten.«
Wonne schob die Mappe weg, als sei sie etwas Ekliges. »Das ist wirklich eine Sauerei, hilflose alte Leute so zu betrügen. Schrecklich.«
Ich nickte.
»Was willst du jetzt machen?«, fragte sie.
»Diesen Matze überprüfen.«
»Du glaubst also die Version von Reinhold? Dass seine Mutter etwas herausgefunden hat und Matze im Weg war?«
»Es könnte auch sein, dass eine Erpressung dahintersteckt. Dass Reinhold wieder in irgend so eine Sache verstrickt war und seine Mutter unbedingt verhindern wollte, dass das bekannt wird und ihr Sohn wieder ins Gefängnis muss. Sie könnte sich mit Matze getroffen haben. Vielleicht wegen der Geldübergabe. Und dann ist es zum Streit gekommen. Und Reinhold will nicht darüber reden. Das wäre auch eine Erklärung für sein unkooperatives Verhalten. Wenn nicht einfach nur Sturheit oder mangelnde Intelligenz dahintersteckt.«
»Aber ein Erpresser bringt doch nicht die Kuh um, die er melken will. Das passt nicht, Remi.«
»Vielleicht hat Klara irgendwas rausgekriegt. Und drohte nun selbst zur Polizei zu gehen. Um ihren Sohn zu schützen. Und Matze hatte Angst, aufzufliegen. Ich würde ja gerne Klara Hackenbergs Haus nach weiteren Hinweisen durchsuchen. Apropos: Wir müssen gleich noch mal Frau Rath anrufen. Sie muss Reinhold fragen, ob es keine andere Möglichkeit gibt, ins Haus zu kommen.«
»Klar.« Wonne nahm ihr Handy und wollte wählen.
»Nicht jetzt. Wenn ich gleich weg bin.«
Ich war auf Krach gefasst. Wenn ich mit Jutta ermittelte, gab es regelmäßig Ärger, sobald ich ankündigte, dass ich einen Alleingang vorhatte. Sie wollte immer und überall dabei sein. Auch wenn es sinnlos oder viel zu gefährlich war.
»Willst du denn allein fahren?«, fragte Wonne.
Ich fühlte mich beklommen. Aber es nützte nichts. Ich musste ehrlich sein.
»Ich kann überhaupt nicht voraussehen, was bei der Überprüfung von Matze geschieht. Laut Akte treibt er sich in Leverkusen herum, und das ist auch schon drei Jahre her. Es ist einfach zu gefährlich. Ich muss das allein machen, verstehst du?«
Würde Wonne die Krallen ausfahren? Mich anschreien?
Nichts davon.
Sie beugte sich vor und strich mir über das Gesicht. »Du hast Angst um mich? Das ist süß von dir.«
»Ich hoffe … du bist nicht… enttäuscht.« Ich kam ein wenig ins Stammeln. »Aber wir müssen uns trennen.«
Eine kleine Bewegung, und sie saß neben mir auf der Couch, umarmte und küsste mich. »Ich hoffe doch, nicht zu lange«, sagte sie, die Augen geschlossen.
Ich spürte die vibrierende Erregung ihres weichen Körpers, und auf einmal machten sich meine Hände selbstständig und wanderten unter ihr T-Shirt, über ihre Beine …
»Nicht dass du mich vergisst da draußen«, keuchte sie.
Die Anspannung fiel von mir ab. Mich streifte die Idee, den Rest des Tages freizunehmen und ihn einfach mit Wonne auf der Couch oder im Bett oder auf dem Teppich oder sonst wo zu verbringen.
Sanft schob sie mich von
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